Im Leben von Mathias Wengeler (Axel Prahl) gibt es eine große Leidenschaft: Tauben! Sein ganzes Geld investiert er in die Züchtung seiner gefiederten Schätze, denen er je nach Geschlecht die Namen Richard Burton oder Liz Taylor gibt. Doch diese große Zuwendung bedeutet zwangsläufig, dass anderes in seinem Leben zu kurz kommt. Seine Arbeit im Call Center zum Beispiel, die er sowieso hasst. Auch seine Tochter Dani (Luise Risch) spielt oft nur die zweite Geige. Vor allem aber seine Ehefrau Rita (Beata Lehmann) hat genug von diesem Blödsinn und stellt ihn daher vor die Wahl: entweder die Tauben oder ich! Auf der Suche nach einem Ausweg kommt ihm ausgerechnet Ronny Kowallek (Peter Lohmeyer) zu Hilfe. Er nimmt die Vögel bei sich auf, weshalb Mathias behaupten kann, er habe sich von ihnen getrennt. In Wahrheit wollen die beiden aber an einem Brieftaubenrennen teilnehmen. Das Preisgeld: eine Million Euro …
Die Taube, dein Freund und Goldesel
Kaum ein Tier dürfte derart unterschiedliche Reaktionen hervorrufen wie die Taube. Die einen sehen in ihr geflügelte Ratten, welche die halbe Stadt zuscheißen und Balkone belagern. Aber es gibt eben auch die Assoziationen der Friedenstaube und eines zu Hochzeiten beliebten Tieres. So oder so, als Haustiere dürften nur die wenigsten diese Vögel halten wollen. Wenn in Das Millionen Rennen ein Mann diese nicht nur hält, sondern zu einem essenziellen Teil seines Lebens macht, darf man sich als Zuschauer bzw. Zuschauerin schon darüber wundern. Allein mit diesem heutzutage doch eher kurios wirkenden Hobby hätte man vermutlich einen ganzen Film finden können. Doch das reichte offensichtlich nicht, weshalb noch das im Titel angekündigte Rennen dazukommt.
Wobei es ewig dauert, bis der Film mal wirklich bei diesem Thema ankommt. Tatsächlich startet das Rennen erst kurz vor Schluss, markiert so etwas wie den Höhepunkt der Geschichte. Vom Rennen selbst sollte man daher nichts erwarten. Genauer wird es nicht einmal gezeigt, was Das Millionen Rennen schon zu einer Mogelpackung macht. Stattdessen konzentriert sich der eigentlich eher auf düstere Stoffe spezialisierte Drehbuchautor Benjamin Hessler (Polizeiruf 110: Daniel A., Blutgletscher) auf die menschlichen Figuren und beleuchtet deren Verhältnisse. Zunächst bedeutet das, die familiären Probleme aufzuzeigen. Später geht es um Wengeler und Kowallek, die von einem großen Erfolg beim Taubenrennen träumen.
Zu wenig erreicht
Grundsätzlich kann man so etwas natürlich schon machen. Das setzt aber voraus, dass die Figuren auch wirklich interessant sind, man also gern mehr Zeit mit ihnen verbringt. Und an eben dieser Aufgabe scheitert Das Millionen Rennen. Wenn die beiden weiblichen Figuren nicht viel zu bieten haben, ist das noch einigermaßen zu verschmerzen. Sie haben sowieso keine größere Funktion innerhalb von der Geschichte. Besonders bei der Ehefrau ist das offensichtlich, die allein dadurch definiert wird, dass sie die Vögel nicht länger haben will. Doch auch bei den beiden Herren ist das nicht so wahnsinnig spannend. Der Spleen mit den Vögeln und der Namensgebung muss bei dem einen als Charakterisierung reichen. Beim anderen ist es, dass er windig ist und für die eigene Bereicherung schon mal fünfe gerade sin lässt – und alle anderen Zahlen auch.
Das ist zwischenzeitlich schon ganz nett. Dass Axel Prahl über humoristisches Talent verfügt, ist bekannt. Das hat der Schauspieler oft genug bewiesen und sei es in seinen zahlreichen Auftritten beim Tatort. Sein Gegenüber Peter Lohmeyer (Soul Kitchen) funktioniert als Kontrast ebenfalls ganz gut. Und doch, das reicht nicht aus, um das genügsame Drehbuch auszugleichen. Das Millionen Rennen nimmt einfach nie so richtig Fahrt auf, sondern bleibt untätig an der Startlinie stehen, bis es nahezu zu spät ist. Einige nette Einfälle sind zwar schon dabei, weshalb das zusammen mit dem skurrilen Hobby immerhin für Durchschnitt reicht. Das war es dann aber auch schon, die ARD-Komödie ist im Anschluss gleich wieder abgehakt.
OT: „Das Millionen Rennen“
Land: Deutschland
Jahr: 2012
Regie: Christoph Schnee
Drehbuch: Benjamin Hessler
Musik: Dieter Schleiß
Kamera: Diethard Prengel
Besetzung: Axel Prahl, Peter Lohmeyer, Beata Lehmann, Luise Risch, Petra Welteroth, Justina Hauer, Christoph Schechinger, Friederike Becht
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