Der Fall Alex Schwazer Running for the Truth: Alex Schwazer Netflix
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Der Fall Alex Schwazer

„Der Fall Alex Schwazer“ // Deutschland-Start: 13. April 2023 (Netflix)

Inhalt/Kritik

Wer die entsprechende Folge von Malcolm mittendrin gesehen hat, der wird den Geh-Sport wohl nie wieder ernstnehmen können. Dabei handelt es sich beim Gehen um eine olympische Disziplin. Natürlich sieht das Ganze für Uneingeweihte lustig aus, insbesondere dank der einschlägigen Hüftbewegung der Geher. Der Sport ist allerdings einem strengen Reglement unterworfen, woraus sich diese zwingend ergibt. 2008 gewann der Italiener Alex Schwazer die Goldmedaille im 50-km-Gehen. Bei den Olympischen Sommerspielen 2012 konnte er allerdings gar nicht erst antreten, da er kurz vor Beginn positiv auf EPO getestet wurde, ein seit Ende der 1980er-Jahre zur Leistungssteigerung missbrauchtes Hormon. Kurz nachdem seine Sperre im Jahre 2016 abgelaufen war, stand schon die nächste Sperre ins Haus – diesmal für die Einnahme anaboler Steroide. Allerdings stand der Verdacht im Raum, dass jemand die untersuchten Proben manipuliert hatte …

Manipulative Musik

Die Musik in einer Dokumentation sollte paraphrasierend sein – zumindest, wenn sie als seriös wahrgenommen werden möchte. In der Netflix-Dokuserie Der Fall Alex Schwazer ist sie jedoch polarisierend. In Spielfilmen stellt die Polarisierung oft ein probates Mittel dar. Dabei wird dem Zuschauer ein tieferes Stimmungsbild des Dargestellten vermittelt, welches sich ohne Musik nicht allein aus dem Gezeigten ergäbe. Es handelt sich um eine bewusste Manipulation des Publikums, das dadurch etwas fühlen soll, das nicht ganz sichtbar gemacht werden kann oder soll. Bei der Paraphrasierung hingegen leitet sich die Musik direkt aus den präsentierten Bildern ab, sorgt also für eine intensivere Wahrnehmung dieser. Ob sich diese Konzepte wirklich eins zu eins auf Dokumentarfilme übertragen lassen, darf ein wenig bezweifelt werden. Klar ist jedoch, dass die Musik in Der Fall Alex Schwazer eine eindeutige Stimmung vorgibt, statt den Inhalt nur zu unterstreichen. Bei einer Dokumentation ließe sich analog zu den etablierten Begriffen in so einem Falle am treffendsten von einer Sensationalisierung sprechen.

Zu lang, mit viel Stoff

Aber nicht nur musikalisch gibt es bei der Umsetzung von Der Fall Alex Schwazer etwas zu kritisieren. Das Pacing, vor allem in der ersten von vier Episoden, ist viel zu langsam. Statt sich auf die eigentliche (und spannende) Geschichte zu konzentrieren, wird alles in die Länge gezogen und mit Nebenschauplätzen verwässert. Natürlich lässt sich grundlegend nichts dagegen einwenden, ein größeres Bild zu zeichnen, mehr Hintergrundinformationen über Schwazer zu geben, in welcher die eigentliche Dopinggeschichte dann eingebettet wird. Die Dokureihe ist aber viel zu überladen. Drei Folgen hätten es hier auch getan. Während die Beweislast durchaus zu der Schlussfolgerung verleiten darf, dass Schwazer unschuldig war, scheint die Miniserie des Öfteren sehr in seinem Sinne präsentiert zu werden, statt sich neutral zu verhalten. Trotz des unnötigen Beiwerks wird der Fall aber ausführlich beleuchtet, inklusive Archivmaterial und Zeitzeugeninterviews. Vor allem Schwazer selbst kommt oft zu Wort, gibt Einblicke in die Gefühlswelt eines Athleten, der an der Spitze der Welt stand, und dann von ihr mit Missachtung gestraft wurde.

Credits

OT: „Running for the Truth: Alex Schwazer“
Land: Italien
Jahr: 2023
Regie: Massimo Cappello
Drehbuch: Marzia Maniscalco
Kamera: Francesco Di Pierro, Luca Ranzato, Luigi Montebello, Vito Frangione
Mitwirkende: Alex Schwazer

Bilder

Trailer

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Der Fall Alex Schwazer
Fazit
Die eigentlich spannende Geschichte eines Dopingskandals und dessen Folgen geht in "Der Fall Alex Schwazer" zuweilen etwas unter, wird aber dennoch ausführlich erzählt. An der etwas zu langen Umsetzung gibt es einiges auszusetzen, des brisanten Themas wegen ist die Dokureihe aber dennoch einen Blick wert.
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