Oktober 1991, Gloucester: Die Fischfangsaison ist enttäuschend ausgefallen, die Bestände sind zu stark geschrumpft für die vielen Familien, die noch immer von der Fischerei leben. Und so überredet Kapitän Billy Tyne (George Clooney) die Männer David „Sully“ Sullivan (William Fichtner), Dale „Murph“ Murphy (John C. Reilly), Bobby Shatford (Mark Wahlberg), Alfred Pierre (Allen Payne) und Michael „Bugsy“ Moran (John Hawkes) dazu, noch einmal raus auf See zu fahren und Schwertfische zu fangen. Zwar warnt Tynes Freundin Linda Greenlaw (Mary Elizabeth Mastrantonio) vor einem bevorstehenden Hurrikan. Doch davon lässt sich der Seemann nicht einschüchtern und nimmt deshalb mit den anderen Kurs auf den Atlantik – mit katastrophalen Folgen …
Überlebenskampf auf hoher See
Natürlich hat Wolfgang Petersen im Laufe seiner langen Karriere die unterschiedlichsten Filme gedreht, sowohl im Hinblick auf die Themen wie auch das Genre. Und doch ist es bemerkenswert, wie oft es den Regisseur aufs Meer hinauszog. So wurde der Deutsche durch seinen Kriegsfilm Das Boot weltberühmt. Die Geschichte um Männer, die in einem U-Boot während des Zweiten Weltkriegs unterwegs sind, ermöglichte Petersen den Sprung nach Hollywood. Und auch Poseidon, der letzte Film, den er in der Traumfabrik drehte, handelte von einem Abenteuer auf See. Zwischen diesen beiden lag ein dritter Film, der von einem maritimen Überlebenskampf handelte. Wobei Der Sturm zumindest im Hinblick auf die Figurenzahl der bescheidenste der drei Filme ist. Erzählt wird von sechs Fischern, die in einen titelgebenden Sturm geraten.
Wer deshalb aber erwartet, dass das hier etwas intimer und bescheidener zugehen könnte, der sieht sich getäuscht. Petersen bewies auch bei seinem 2000 veröffentlichten Katastrophenfilm seine Vorliebe für Bombast. Schon bei der Besetzung wurde nicht gespart, mit George Clooney und Mark Wahlberg wurden zwei große Stars verpflichtet. Das Budget war mit angeblichen 120 Millionen US-Dollar auch nicht gerade gering. Neben der Besetzung dürfte ein Großteil des Geldes für die Spezialeffekte draufgegangen sein, die immerhin eine Oscar-Nominierung erhielten. Der Sturm wurde überwiegend im Studio und am Computer erschaffen, wo die Illusion eines Meeres kreiert werden sollte. Das gelingt dem Filmemacher und seinem Team auch, gerade in den späteren stürmischen Szenen ist schon einiges zu sehen.
Die Ruhe vor dem Sturm
Es dauert allerdings eine ganze Weile, bis wir an dieser Stelle ankommen. Petersen lässt sich Zeit, um die allgemeine Situation sowie die Protagonisten vorzustellen. Wobei es da ein deutliches Gefälle gibt. Während die von Clooney und Wahlberg gespielten Figuren Partnerinnen und eine Geschichte drumherum bekommen, werden die anderen mit deutlich weniger abgespeist. Allen Payne und John Hawkes, die zwei der sechs Fischer spielen, werden sogar so sehr an den Rand gedrückt, dass sie nicht bei den Hauptdarstellern genannt werden. Ein bisschen schäbig ist das schon. Wobei Der Sturm auch zu Tyne und Shatford nicht wirklich viel Relevantes zu sagen. Sie sind nur wandelnde Klischees. Ein Mittel zum Zweck, damit da überhaupt jemand ist, bei dem das Publikum mitfiebern darf.
Während das inhaltlich alles nicht weiter erwähnenswert ist, sorgen die Schauwerte doch für Unterhaltung. Zumindest teilweise: Die schrecklich aufdringliche Orchestermusik von James Horner (Titanic) ist so dominant und zuweilen auch unpassend, dass die Illusion regelmäßig verlorengeht, tatsächlich draußen auf See zu sein. Da wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Dafür ist Der Sturm ein erstaunlich düsterer Film. Während Katastrophendramen üblicherweise irgendwelche Helden und Heldinnen zeigen, die nur durch ihren Mut zahlreiche Menschenleben retten, wird es hier richtig tragisch. Basierend auf dem Sachbuch The Perfect Storm von Sebastian Junger wird eine sehr bittere Geschichte mit wahrem Hintergrund erzählt, die einen trotz der wenig subtilen Manipulationen am Ende tatsächlich erschüttert zurücklässt.
OT: „The Perfect Storm“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: William D. Wittliff
Vorlage: Sebastian Junger
Musik: James Horner
Kamera: John Seale
Besetzung: George Clooney, Mark Wahlberg, Diane Lane, William Fichtner, Karen Allen, Bob Gunton, Mary Elizabeth Mastrantonio, John C. Reilly
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2001 | Bester Ton | John T. Reitz, Gregg Rudloff, David E. Campbell, Keith A. Wester | Nominiert |
Beste Spezialeffekte | Stefen Fangmeier, Habib Zargarpour, John Frazier, Walt Conti | Nominiert | ||
BAFTA | 2001 | Bester Ton | John T. Reitz, Gregg Rudloff, David E. Campbell, Keith A. Wester, Wylie Stateman, Kelly Cabral | Nominiert |
Beste Spezialeffekte | Stefen Fangmeier, Habib Zargarpour, John Frazier, Walt Conti, Tim Alexander | Sieg |
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