Die Geschichte vom Holzfäller The Woodcutter Story Metsurin tarina
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Die Geschichte vom Holzfäller

„Die Geschichte vom Holzfäller“ // Deutschland-Start: 11. Mai 2023 (Kino) // 6. Oktober 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Pepe (Jarkko Lahti) arbeitet als Holzfäller im hohen Norden Finnlands. Wir lernen ihn als glücklichen Menschen kennen. Beim Eisfischen mit seinem Sohn Tuomas (Iivo Tuuri) macht er einen guten Fang. An seinem Geburtstag bereiten ihm die Freunde eine warmherzige Überraschung. Doch schon bald spielt ihm das Schicksal übel mit. Geschäftemacher überrollen das Dorf und schließen das Sägewerk, um die Bodenschätze der Gegend in einer Mine auszubeuten. Pepes Mutter stirbt viel zu früh, er verliert seine Arbeit, seine Frau Kaisa (Katja Küttner) und das gemeinsame Haus. Trotzdem verzweifelt er nicht, denn er sieht immer das halb volle Glas, selbst wenn sich Katastrophen in einem Ausmaß auftürmen, das nicht von ungefähr auf die altbiblische Hiob-Geschichte anspielt. Wird Pepes Optimismus standhalten in einer glaubensfernen, vom Sinnverlust geprägten Gegenwart? Regisseur Mikko Myllylahti gibt keine eindeutige Antwort, zieht aber seinen Hut vor einem nur scheinbar naiven Gottvertrauen ohne Gott.

Surrealer Zugriff

Natürlich könnte man Pepes Geschichte ähnlich geradlinig erzählen wie die des Boxers in Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki (2016), für die Filmemacher Mikko Myllylahti am Drehbuch mitschrieb und in dem Darsteller Jarkko Lahti ebenfalls die Hauptrolle spielte. Aber für sein Regiedebüt wählte der Finne, der auch Gedichte veröffentlicht, einen poetischeren, oft surrealen Zugriff. Nichts ist so ganz von dieser Welt in der verschneiten Zauberlandschaft, die von knorrigen, schrägen Typen bewohnt wird. Normale Arbeiter sprechen wie Philosophen oder Religionswissenschaftler. Merkwürdige Tiere huschen ebenso über die breite Leinwand wie wundersame Objekte. Und die Handlung, falls man von so etwas sprechen kann, folgt eher einer Traumlogik als den Gesetzen von Ursache und Wirkung.

Die Geschichte vom Holzfäller schwebt mit lakonischem Humor durch einen Kosmos, der von ganz unterschiedlichen Meistern des Skurrilen inspiriert wird. Landsmann Aki Kaurismäki scheint dem finnischen Newcomer seine stoisch-schrägen Charaktere ausgeliehen zu haben, der Schwede Roy Andersson steht Pate für die malerische Gruppierung von Personen im Raum, und immer wieder linst auch David Lynch durchs Fenster mit einem bösen, Unheil verkündenden Blick. Mikko Myllylahti schmiedet daraus ein ganz eigenes Amalgam, eine so noch nicht gesehene Variation der Menschheitsfrage, woher wir kommen und wohin wir gehen. Und was wir auf dieser Welt überhaupt zu suchen haben.

Prinzip Hoffnung

Trotz vieler schwer zu entschlüsselnder Symbole auf dem Weg durch ein magisches Labyrinth wächst einem der optimistische Held ans Herz, in seinem unerschütterlich sanften Urvertrauen zu den Menschen und dem Weltgetriebe als solchem. Alle um ihn herum verzweifeln an der Absurdität des Lebens, das einem vorkommt wie ein langer Abend, an dem schließlich auch die letzten Gäste gehen müssen. Nur Pepe hält stoisch an einer Hoffnung fest, die als schlichte Tatsache in seinem Inneren existiert, ohne sich auf religiöse oder philosophische Annahmen gründen zu müssen. Darin kann man eine Hommage an den Menschenschlag sehen, der dem Regisseur, der aus dieser Gegend stammt, wohl vertraut ist: einfache, hart arbeitende Frauen und Männer, denen das unwirtliche Leben in bitterkalten Wintern den trockenen Humor nicht austreiben kann.

Aber so ganz scheint der Mann auf dem Regiestuhl dem stringenten Minimalismus, der zum Beispiel das Werk eines Aki Kaurismäki prägt, nicht getraut zu haben. Statt sich auf den Charme seiner Charaktere zu verlassen, schickt er sie durch wundersame Begebenheiten und Wendungen, die trotz ihres visuellen Zaubers irgendwann überladen wirken. Man muss ja nicht alles erklären oder auserzählen, aber man kann die Rätselhaftigkeit auch übertreiben. In diese Falle tappt Die Geschichte vom Holzfäller. Trotzdem darf man den Hut vor einem Regisseur ziehen, der sich schon in seinem Erstling so viele Freiheiten gegenüber dem traditionellen Korsett des narrativen Kinos erlaubt.

Credits

OT: „Metsurin tarina“
IT: „The Woodcutter Story“
Land: Finnland, Deutschland, Dänemark, Niederlande
Jahr: 2022
Regie: Mikko Myllylahti
Drehbuch: Mikko Myllylahti
Musik: Jonas Struck
Kamera: Arsen Sarkisiants
Besetzung: Jarkko Lahti, Hannu-Pekka Björkman, Iivo Tuuri, Marc Gassot, Katja Küttner, Ulla Tapaninen, Armi Toivanen, Matti Onnismaa

Bilder

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Die Geschichte vom Holzfäller
fazit
„Die Geschichte vom Holzfäller“ stellt ihren optimistischen Helden auf die Probe, indem sie Unglücksfälle von biblischem Ausmaß über ihn ergießt. Regisseur Mikko Myllylahti fasziniert mit traumhaften Bildern und lakonischem Humor, überlädt sein Debüt aber mit zu vielen Rätseln und Wendungen.
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