Dr. Nice: Hand aufs Herz TV Fernsehen ZDF Streaming Mediathek online
© ZDF/Rudolf Wernicke

Dr. Nice: Hand aufs Herz

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„Dr. Nice: Hand aufs Herz“ // Deutschland-Start: 16. April 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Bei Dr. Moritz Neiss (Patrick Kalupa) geht es gerade drunter und drüber. So hat sich der Chirurg an der rechten Hand verletzt, weswegen er erst einmal nicht arbeiten kann. Bis nach Sydney muss er fliegen, um sich dabei behandeln zu lassen. Vorher muss er aber etwas anderes regeln, was ihn ebenso sehr aus der Bahn geworfen hat. So hat er erfahren, dass er eine 16-jährige Tochter namens Lea Koch (Maj Borchardt) hat, das Ergebnis eines One-Night-Stands während seiner Unizeit. Deren Mutter ist kürzlich gestorben, weswegen ihm das Sorgerecht zugefallen ist – worauf er aber gar keine Lust hat. Und so fährt er nach Flensburg, um dort zu regeln, dass Lea bei Charlie Jansen (Josefine Preuß) bleiben darf, der Partnerin der Verstorbenen. Dummerweise sind die notwendigen Papiere aber verschwunden, weshalb er wohl oder übel erst einmal bleiben muss …

Nachschub fürs Herzkino

Einige Wochen ist es her, dass das ZDF ankündigte, in Zukunft weniger Rosamunde Pilcher Filme zu produzieren. Da durften sich Fans natürlich fragen: Und was kommt stattdessen? Schließlich gehören die Liebesdramen zu den Grundpfeilern der sonntäglichen Programmschiene Herzkino. Dabei hat der Sender schon vor einer Weile angefangen, neue Reihen zu konzipieren, welche im Wechsel mit den Dauerbrennern gesendet werden. Die schlagen sich zum Teil recht achtbar. Sowohl Unterm Apfelbaum wie auch Familie Anders sind solide mit Potenzial für mehr. Nun soll mit Dr. Nice bereits die vierte neue Reihe seit September zu einer Alternative aufgebaut werden. Dabei hinterlässt die erste Folge Hand aufs Herz eher gemischte Gefühle.

Das fängt schon mit dem Szenario an. Braucht es unbedingt noch eine weitere Reihe, bei der es um Ärzte gibt? Davon gibt es nun wirklich schon jede Menge im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Wobei man sich hier nicht mit einer gewöhnlichen Krankenhausserie zufriedengeben wollte. Stattdessen ersann man eine wirklich an den Haaren herbeigezogene Geschichte, bei der noch nicht einmal so getan wurde, als würde sie Sinn ergeben. So trifft Neiss beispielsweise an seinem unfreiwilligen Zwischenstopp auf Dr. Florian Schmidtke (Maximilian Grill), dem er an der Uni die Freundin ausgespannt hat. Toller Zufall, oder? Und dann wäre da noch die forcierte Diversität, wenn die ungewollte Tochter von einer dunkelhäutigen Mutter ist, die sich später als Homosexuelle entpuppt hat. So wichtig es ist, in Filmen und Serien mehr aus Repräsentation zu achten, auf diese Checklisten-Weise tut man niemandem einem Gefallen.

Vereinzelt amüsant

Hat man sich erst einmal mit der hanebüchenen Ausgangssituation abgefunden und das Augenrollen beendet, gibt es aber schon immer mal wieder Passagen, bei denen es sich lohnt hinzuschauen. Klar, inhaltlich ist das alles nicht gut. Wenn Dr. Nice: Hand aufs Herz nicht gerade absurd ist, verlässt man sich auf reihenweise Klischees. Dass 2023 noch immer Geschichten erzählt werden über arrogante Schnösel, die auf dem Land zu besseren Menschen werden, ist schon irgendwie peinlich. Zumal Flensburg nicht unbedingt als Land durchgeht. Auch dass da gleich mehrere Leute schwere Krankheiten haben, die von niemandem außer Neiss erkannt werden, hätte nun wirklich nicht sei müssen. Umso mehr, da er als Chirurg nicht einmal vom Fach ist. Von der 08/15-Annäherung von Vater und Tochter ganz zu schweigen.

Und doch: Auch wenn man beim Drehbuch sehr viel kritisieren kann, ist das Ergebnis besser, als es sich anhört. So gibt es doch immer mal wieder amüsante Momente. Vor allem das Ensemble trägt dazu bei, dass die dünnen Figurenzeichnungen gar nicht so wahnsinnig ins Gewicht fallen. So bringt Hauptdarsteller Patrick Kalupa (Polizeiruf 110: Abgrund) die nötige Mischung aus Witz, Charme und Arroganz mit, um das Publikum bei Laune zu halten. Aber auch der Rest macht seine Sache ordentlich, das ist schauspielerisch schon deutlich besser als so manche No-Name-Produktion vom Herzkino. Insgesamt ist Dr. Nice: Hand aufs Herz damit Durchschnitt und lässt für den zweiten Teil Alte Wunden vieles offen.

Credits

OT: „Dr. Nice: Hand aufs Herz“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Constanze Knoche
Drehbuch: Simon X. Rost
Musik: Martina Eisenreich
Kamera:  Clemens Baumeister, Hendrik A. Kley
Besetzung: Patrick Kalupa, Josefine Preuß, Maximilian Grill, Maj Borchardt, Brigitte Zeh, Ben Ole Knobbe, Philip Günsch, Bruno F. Apitz, Idil Üner, Hendrik von Bültzingslöwen, Hedi Kriegeskotte

Bilder

Noch mehr Herzkino

Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.

Herzkino Kritiken

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Dr. Nice: Hand aufs Herz
fazit
Wenn ein arroganter Arzt in einer ländlichen Gegend seine bis dato unbekannte Tochter trifft, deren Mutter kürzlich gestorben ist, bedeutet das einen Mix aus Absurdem und zahlreichen Klischees. Und doch ist „Dr. Nice: Hand aufs Herz“ sehenswerter, als sich das anhört. Da sind immer mal wieder amüsante Momente, zumal auch das Ensemble gut gewählt wurde.
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