Isabel Burger (Friederike Linke) steckt in großen Schwierigkeiten: Sie ist bankrott, ihr Start-up ist komplett in die Hose gegangen. Aber woher soll sie nur die nötigen 200.000 Euro nehmen? Da trifft es sich gut, dass ihr biologischer Vater Klaus, mit dem sie nie etwas zu tun hatte, ihr ein Haus auf Kreta vererbt hat. Mit dem Verkauf sollte sie ihre Schulden bezahlen und wieder von vorne anfangen können. Die Sache hat aber einen Haken, wurde doch der Witwe Sofia Kastanakis (Despina Pajanou) ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt. Und auch deren Sohn Silas (Varol Sahin), dessen Vater schon vor langer Zeit gestorben ist, lebt dort und betreibt eine Manufaktur. Das macht das Haus praktisch unverkaufbar und hat immer wieder Konflikte zur Folge …
Liebe aus heiterem Himmel
Auch wenn die Reihe Ein Sommer in … kein vergleichbar großer Name ist wie etwa Rosamunde Pilcher oder das Traumschiff, gehört sie doch fest zur sonntäglichen ZDF-Programmschiene Herzkino dazu. Mehrfach im Jahr darf das Publikum dann idyllische Urlaubsorte kennenlernen, wo es dann kräftig knistert. So ging es letztes Jahr in die Bretagne, zum Gardasee und nach Langeoog. Eine Einladung, die jeweils mehrere Millionen Menschen dankbar annahmen. 2023 war bislang jedoch tote Hose, seit Monaten gab es keinen neuen Film. Wer schon Entzugserscheinungen hatte, darf jetzt aufatmen: Mit Ein Sommer auf Kreta wird die Urlaubssaison eingeleitet, der 42. Teil der Reihe verhilft dem Publikum, welches das verlängerte Wochenende nicht zum Wegfahren nutzen konnte, zu ein bisschen Reisestimmung.
Wer die vorherigen 41 Filme oder zumindest manche davon kennt, weiß dann auch schon sehr genau, was einen hier erwartet. Da gibt es traumhafte Kulissen, die einem Imagefilm entstammen könnten, und zwei Menschen, die Gefühle füreinander entwickeln. Auch wenn es die beiden zu Beginn nicht ahnen, die Zuschauer und Zuschauerinnen wissen natürlich, dass Isabel und Silas füreinander bestimmt sind. Da müssen nur ein paar anfängliche Hindernisse genommen werden. Eigenartigerweise scheint Ein Sommer auf Kreta aber gar kein Interesse daran zu haben, diese Liebesgeschichte zu entwickeln. Dass bei solchen Filmen gern mal eine Abkürzung genommen wird und Beziehungen recht plötzlich entstehen, ist kein Geheimnis. Hier wird es aber ganz besonders dreist, wenn die Liebe wirklich aus dem Nichts kommt, der Film zuvor immer nur die Streitigkeiten zwischen beiden gezeigt hat, nur um sich dann um den Hals zu fallen.
Absurd, nervig und nichtssagend
Überhaupt ist das Drehbuch mal wieder ganz besonders genügsam ausgefallen, sieht man einmal von den absurden Familien-Zusammengehörigkeiten ab. Schon die anfängliche Situation mit dem geerbten Haus und den sich daraus ergebenden Konflikten ist schrecklich einfallslos. Faraway erzählte vor einigen Wochen eine nahezu identische Geschichte. Die Lösung für das Grundproblem, wie die Figuren Geld auftreiben können, ohne die Situation ändern zu müssen, fällt bei Ein Sommer auf Kreta auch mehr oder weniger vom Himmel. Sicher, Isabel versucht regelmäßig, einen Ausweg zu finden, mit dem alle leben können. Sie scheitert aber ebenso regelmäßig an Silas, der bloß nichts ändern will. Es ist sogar geradezu unerträglich, wie er sich der Diskussion entzieht und ständig aggressiv reagiert, wie ein Kleinkind, das gerade nicht sein Wunschspielzeug bekommt.
Romantik entsteht auf diese Weise natürlich nicht. Es macht ihn auch zu keiner spannenden Figur. Nicht dass irgendeine der anderen das für sich in Anspruch nehmen könnte: Ein Sommer auf Kreta ist typische Wegwerfware, bei denen Menschen entweder Stereotype bedienen oder völlig konturlos durch die Welt wandern. Dafür ist die wieder schön anzuschauen. Wenn der Film sich von der Geschichte verabschiedet und einfach nur die Gegend zeigt, sei es die Natur, das traumhafte Anwesen oder das Dorf, dann scheint wieder alles in Ordnung zu sein. Als eskapistischer Urlaubsersatz taugt der Film also schon. Den Rest sollte man hingegen ignorieren können, um hier auf seine Kosten zu kommen.
OT: „Ein Sommer auf Kreta“
Land: Deutschland, Griechenland
Jahr: 2023
Regie: Eibe Maleen Krebs
Drehbuch: Thomas Kirdorf, Magdalena Ulrich
Musik: Christine Aufderhaar
Kamera: Vladimir Subotic
Besetzung: Friederike Linke, Varol Sahin, Despina Pajanou, Adam Bousdoukos, Chryssanthi Kavazi, Felix Bartels, Franziska Arndt, Linda Chang
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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