Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass Fantomas (Jean Marais) sein Unwesen trieb. Doch seither ist er vom Erdboden verschwunden, die Welt ist zu einem sichereren Ort geworden. Zumindest dachte man das. Doch ausgerechnet, als Kommissar Juve (Louis de Funès) für seinen heldenhaften Einsatz im Kampf gegen den maskierten Meisterverbrecher ausgezeichnet wird, meldet sich dieser zurück. So entführt er den angesehenen Professor Marchand (Albert Dagnant), von dem er sich eine mächtige Waffe erhofft. Für den Journalisten Fandor (ebenfalls Jean Marais) und die Fotografin Hélène (Mylène Demongeot) steht dabei fest, dass dies nur der Anfang sein kann und auch Marchands Kollege Professor Lefèbvre (und noch einmal Jean Marais) sein Opfer werden könnte. Und dies gilt es, mit vereinten Kräften zu verhindern …
Erneute Jagd auf den Meisterverbrecher
Als Fantomas Ende 1964 in die Kinos kam, hatte der Film zwar nicht so wahnsinnig viel mit den bekannten Romanen von Pierre Souvestre und Marcel Allain zu tun, die ab 1911 erschienen waren. Vor allem der starke Fokus auf Humor unterschied sich doch sehr von den düsteren Kriminalgeschichten, bei denen ein ebenso genialer wie brutaler Verbrechen umging. Am Erfolg der Adaption änderte das aber nichts. Allein in Frankreich sahen mehr als 4,5 Millionen Menschen die Krimikomödie, auch bei uns gilt diese als Klassiker, die immer wieder gern im Fernsehen ausgestrahlt wird. Und so gab es rund ein Jahr später bereits ein Wiedersehen mit den Figuren. Nicht nur dass der Auftakt viel Geld in die Kassen spülte. Er endete zudem so offen, dass eine Fortsetzung praktisch gleich mitangekündigt wurde.
Nicht nur deshalb durfte sich das Publikum bei Fantomas gegen Interpol wie zu Hause fühlen. Der zweite Teil erzählt zwar prinzipiell eine eigene und in sich geschlossene Geschichte, knüpft dabei aber nahtlos an den Vorgänger an. Das betrifft die Charaktere, die vier Hauptfiguren vom letzten Mal sind wieder mit am Start. Sie werden auch von den jeweiligen Schauspielern und Schauspielerinnen verkörpert. Dabei hat vor allem der französische Superstar Jean Marais (Eselshaut) richtig viel zu tun. Nicht allein, dass er wieder seine Doppelrolle als Titelschurke sowie als aufrechter Journalist übernimmt. Dieses Mal spielt er auch noch Professor Lefèbvre, weshalb er praktisch dauernd zu sehen ist. Das teilweise auch mehrfach, denn wie schon beim Vorgänger spielen Masken eine große Rolle, mit der sich die Figuren in eine andere verwandeln.
Zwischen Verwechslung und Unsinn
Das bringt natürlich sehr viel Verwechslungspotenzial mit sich, wenn sich immer wieder Leute als andere ausgeben. Und zumindest an zwei Stellen kostet Fantomas gegen Interpol das auch genüsslich aus. Ein Höhepunkt ist eine Zugfahrt, die von Minute zu Minute chaotischer wird. Und auch eine spätere Passage, die bei einer Tagung spielt, hat einige nette Momente in der Hinsicht. Wobei die Masken nur einen Teil des Humors ausmachen. Ein weiteres bedeutendes Element ist der Blödelmeister Louis de Funès, der hier mal wieder sein Talent ausspielen durfte. Wenn er sich mit idiotischen Gadgets durchschlägt dann ist das ebenso amüsant wie die offensive Unfähigkeit des Polizisten. Das funktioniert gerade auch im Kontrast gut, wenn Juve den deutlich normaleren und ernsteren Figuren gegenübergestellt wird.
Vom Krimipart sollte man hingegen nicht viel erwarten. Zwar führt das Abenteuer an die unterschiedlichsten Orte und hat dem Publikum visuell einiges zu bieten. Das Vorhaben von Fantomas ist aber mindestens ebenso bescheuert wie die Gegenmaßnahmen unserer Heldentruppe. Und auch wenn es hier einen höheren Bodycount gibt, wenn beide Seiten kräftig austeilen, spannend in dem Sinn ist das nicht. Das liegt teilweise daran, dass Juve jedes Mal herzhaft lacht, wenn er jemanden erschießt, was heute etwas befremdlich wirkt. Auch andere Punkte sind bei Fantomas gegen Interpol nicht mehr zeitgemäß, etwa die noch nicht mal ansatzweise ähnlich aussehenden Doubles in den gefährlicheren Szenen. Andererseits trägt das zu dem altmodischen Charme dieser Krimikomödie bei, von der man sich wünschen würde, es gäbe auch heute noch solche Filme.
OT: „Fantômas se déchaîne“
Land: Frankreich
Jahr: 1966
Regie: André Hunebelle, Haroun Tazieff
Drehbuch: Jean Halain, Pierre Foucaud
Vorlage: Pierre Souvestre, Marcel Allain
Musik: Michel Magne
Kamera: Raymond Pierre Lemoigne
Besetzung: Jean Marais, Louis de Funès, Mylène Demongeot, Jacques Dynam, Olivier de Funès
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