Seit dem Tod seiner Frau ist Jed (Christopher Mulvin) am Boden zerstört. Bei der Beerdigung lässt er sich fürchterlich gehen, es fällt ihm von Tag zu Tag schwerer, mit seinem eigenen Leben noch weiterzumachen. Als er dabei die Bekanntschaft von Lionel (Neal Ward) macht, scheint dieser eine Antwort auf die Probleme des trauernden Witwers zu haben. Zunächst zögert Jed noch, will damit nichts zu tun haben. Nach einiger Zeit willigt er dennoch ein, in dem Glauben, dass Lionel ihm einfach nur beim Selbstmord helfen möchte. Gewissermaßen stimmt das auch, tatsächlich will der Fremde sein Leben beenden. Nur will er ihn dann auch verspeisen, da für ihn der Verzehr menschlichen Fleisches einen großen Genuss darstellt …
Komischer Kannibale
Eigentlich ist es keine sonderlich häufige Vorliebe, dass Menschen einander essen. Im Horrorgenre sind kannibalistische Tendenzen jedoch durchaus ein fester Bestandteil, der immer mal wieder aufgetischt wird. Das ist oft ernst gemeint, soll dem Publikum tatsächlich das Fürchten lehren, etwa bei den erfolgreichen Franchises The Texas Chainsaw Massacre und Wrong Turn. Andere nehmen das Thema eher mit Humor, siehe das derb komische Fresh Meat vor einigen Jahren. In eine solche Richtung geht auch der britische Film Feed Me, wenn die Begegnung zweier Männer zunehmend unappetitliche Züge annimmt. Denn hier wird die Absurdität des Szenarios zelebriert.
Dabei ist der Einstieg eigentlich sehr tragisch. Wenn Jed nach dem Tod seiner Frau jeglichen Lebensmut verliert, dann ist das kein besonders komisches Szenario. Auch dass er eine vermeintliche Hilfe beim Selbstmord annimmt, ist wenig dazu geeignet, einen zum Lachen zu bringen. Die bereits durch den Titel Feed Me vorweggenommene Überraschung, wenn sich der angebliche Helfer in der Not als Kannibale entpuppt, verfolgt aber schon humoristische Absichten. Ein peinliches und eigentümliches Missverständnis. Und auch anderweitig setzt das Regie- und Drehbuchduo Adam Leader und Richard Oakes immer mal wieder auf Komik, wenn Jed wieder irgendwie aus dieser unangenehmen Situation herauszukommen versucht oder Lionel sich bei seinem Wirken rechtlich absichern möchte.
Robuster Magen empfohlen
Das bedeutet aber nicht, dass es hier nicht auch richtig zur Sache geht. Feed Me kündigt diese Kannibalismusszenen nicht nur an, sondern will das wirklich durchziehen. Das geht zwangsläufig mit Gewalt einher und jeder Menge Blut. An Dreck mangelt es auch nicht. An einigen Stellen braucht man dann auch tatsächlich selbst einen robusten Magen. Da ist dann zwar von gutem Geschmack die Rede. Das heißt aber nicht, dass der Film selbst einen solchen beweist. Die Schauplätze sind versifft, alles ist dunkel gehalten. Selbst in den Szenen wenn Leader und Oakes mit kräftigen Farben arbeiten, scheint kein Licht bis in die Abgründe hineinzureichen, die sich vor dem Publikum auftun.
Spannend ist der Film über weite Strecken dennoch nicht, dafür ist er zu absurd. Man hat hier einfach nie das Gefühl, dass das gerade wirklich passiert. Erst später kippt das Ganze, wenn es doch noch zu einem echten Überlebenskampf kommt und der Humor dem Horror Platz macht. Für eine kurze Zeit darf man hier tatsächlich mitfiebern, wie die Geschichte ausgehen wird. Denn auch wenn Lionel anfangs sehr höflich auftritt, auf seinen Hauptgang möchte er nur ungern verzichten. Dafür ist er zu allem bereit, sieht das mit der Einwilligung der Opfer nicht mehr ganz so eng. Erlaubt ist, was gut schmeckt. Wer selbst Gefallen an solchen Genre-Schlachtplatten hat und dabei gern mal Grenzen überschreitet, kann sich schon mal Feed Me zu Gemüte führen. Eine Delikatesse ist das jedoch kaum.
OT: „Feed Me“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Adam Leader, Richard Oakes
Drehbuch: Adam Leader, Richard Oakes
Musik: Benjamin Symons
Kamera: Richard Oakes
Besetzung: Neal Ward, Christopher Mulvin, Hannah Al Rashid
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