Es hätte ein großer Triumph für Doug Roberts (Paul Newman) werden sollen. So ist der Architekt eigens nach San Francisco gereist, um bei der Eröffnung eines von ihm entworfenen Hochhauses dabei zu sein. Doch kurz nach der Ankunft muss er feststellen, dass Bauherr Jim Duncan (William Holden) und dessen Schwiegersohn Roger Simmons (Richard Chamberlain) bei der Elektroinstallation offensichtlich gespart haben und im Bereich Brandschutz und Sicherheit nicht mehr als das Mindestmaß geliefert haben. Tatsächlich kommt es noch am Eröffnungsabend zu einem Feuer. Entgegen der Warnung von Michael O’Hallorhan (Steve McQueen), Einsatzleiter bei der städtischen Feuerwehr, wird dennoch an der Eröffnungsfeier festgehalten, im Glauben, der Brand könne einfach gelöscht werden. Doch das Feuer breitet sich rasend schnell aus und schneidet mehreren hundert Menschen den Weg nach unten ab …
Lukratives Unglück
Wie das so ist, wenn ein Film erfolgreich ist: Das Verlangen ist groß, irgendwie von diesem Erfolg zu profitieren. Das kann entweder die Form von Fortsetzungen annehmen, die genügend Einspielergebnisse vorausgesetzt, immer eine Option sind. Genauso ruft es aber auch die Konkurrenz auf den Plan, die selbst ein Stück vom Kuchen abhaben möchte und deshalb ähnlich gelagerte Werke produziert. Ein Beispiel hierfür ist die Welle an Katastrophenfilmen in den 1970ern und insbesondere Flammendes Inferno von 1974. Inspiriert von dem großen Erfolg von Die Höllenfahrt der Poseidon wurde händeringend nach Unglücken gesucht. Das brachte 20th Century Fox und Warner Bros. auf die Idee, es mit einem Brand in einem Hochhaus zu versuchen. Während Warner die Rechte an dem Roman The Tower von Richard Martin Stern kaufte, schnappte sich Fox The Glass Inferno, geschrieben von Thomas N. Scotia und Frank M. Robinson.
Nur waren diese Bücher sich letztendlich so ähnlich, dass die beiden Studios beschlossen, einfach gemeinsam einen Film zu produzieren, der Elemente aus beiden Werken zusammenführte. Dass Flammendes Inferno letztendlich ein Konglomerat zweier unterschiedlicher Bücher ist, merkt man hier nur indirekt. Die Erzählstruktur besteht ohnehin aus lauter voneinander unabhängigen Einzelgeschichten, die parallel in dem Hochhaus stattfinden. Da macht es keinen Unterschied, woher diese einzelnen Abschnitte stammen. Es dürfte aber Auswirkungen auf die Laufzeit gehabt haben, die mit rund 160 Minuten schon extrem lang ausgefallen ist. Das ist schon etwas anstrengend, da hätte man vielleicht doch die eine oder andere Teilgeschichte streichen können.
Kritik an skrupelloser Profitgier
Aber selbst mit dieser exzessiven Länge wird es einem nicht langweilig. Es dauert dabei, wie bei den meisten Katastrophenfilmen, eine Weile, bis es richtig losgeht. Bei Flammendes Inferno ist der eher gemächliche Einstieg insofern legitim, da es hier – anders als bei Schiffsuntergängen, Erdbeben oder Vulkanausbrüchen – nicht den einen großen Knall gibt und die Katastrophe ist da. Sie beginnt hier sehr lokal und breitet sich von dort aus. Damit zusammen hängt eine andere Besonderheit des Films. Im Gegensatz zu den Naturkatastrophen, welche das Genre dominieren, ist das Unglück hier direkt auf das Handeln der Menschen zurückzuführen. Oder auch das Nichthandeln: Der Film ist eine Kritik an einem rein auf Profit ausgelegten System, das skrupellos Menschenleben riskiert, wenn dafür die Kasse stimmt. Das macht die Geschichte um das brennende Hochhaus zu einem bis heute erstaunlich aktuellen Werk.
Aber auch der Unterhaltungsfaktor stimmt. Zwar hat das Ensemble hier eher weniger zu tun, da trotz der langen Laufzeit nicht viel in die Figurenzeichnung investiert wurde. Da gibt es schon einige prominente Schauspieler und Schauspielerinnen, die beim Kampf gegen das Feuer darstellerisch wenig gefordert sind und eher Marketingmaßnahme waren. Spannend ist der Überlebenskampf aber auch so. Gerade auch weil das Geschehen an so vielen Schauplätzen gleichzeitig stattfindet – bei 135 Stockwerken gibt es viel Auswahl –, ist ständig irgendwo etwas los. Kaum gibt es an einer Stelle mal Fortschritt, kommt es woanders zu einer Hiobsbotschaft. Durch die Vielzahl an Figuren ist zudem lange offen, wer lebend davonkommen wird. Die Spezialeffekte können sich für einen Film, der mittlerweile bald 50 Jahre alt ist, auch noch sehen lassen. Wo heutzutage durch den starken Einsatz von Computereffekten vieles ziemlich künstlich aussieht, musste man sich bei Flammendes Inferno noch anderweitig behelfen – mit einem sehenswerten Ergebnis.
OT: „The Towering Inferno“
Land: USA
Jahr: 1974
Regie: John Guillermin
Drehbuch: Stirling Silliphant
Vorlage: Richard Martin Stern, Thomas N. Scortia, Frank M. Robinson
Musik: John Williams
Kamera: Fred Koenekamp, Joseph Biroc
Besetzung: Steve McQueen, Paul Newman, William Holden, Faye Dunaway, Fred Astaire, Susan Blakely, Richard Chamberlain, Jennifer Jones, O.J. Simpson, Robert Vaughn, Jack Collins
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1975 | Bester Film | Nominiert | |
Bester Nebendarsteller | Fred Astaire | Nominiert | ||
Beste Musik | John Williams | Nominiert | ||
Beste Kamera | Fred J. Koenekamp, Joseph F. Biroc | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | William J. Creber, Ward Preston, Raphael Bretton | Nominiert | ||
Bester Ton | Theodore Soderberg, Herman Lewis | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Harold F. Kress, Carl Kress | Sieg | ||
Bestes Lied | Al Kasha, Joel Hirschhorn („We May Never Love Like This Again“) | Sieg | ||
BAFTA | 1976 | Bester Nebendarsteller | Fred Astaire | Sieg |
Beste Musik | John Williams | Sieg | ||
Beste Kamera | Fred J. Koenekamp | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | William J. Creber | Nominiert | ||
Golden Globes | 1975 | Bester Nebendarsteller | Fred Astaire | Sieg |
Beste Nebendarstellerin | Jennifer Jones | Nominiert | ||
Beste Nachwuchsdarstellerin | Susan Flannery | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | Stirling Silliphant | Nominiert | ||
Bestes Lied | Al Kasha, Joel Hirschhorn („We May Never Love Like This Again“) | Nominiert |
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