Girls Night Out
© Sony Pictures

Girls‘ Night Out

Girls Night Out DVD
„Rough Night“ // Deutschland-Start: 29. Juni 2017 (Kino) // 9. November 2017 (DVD/Blu-ray)

Inhalt/Kritik

Eine Gruppe von Freundinnen kommt für ein Wochenende in Miami zusammen, um den Junggesellinnenabschied der angehenden Politikerin Jess (Scarlett Johansson) zu feiern. Die Gruppe besteht aus der chaotischen Partymaus Alice (Jillian Bell), der frisch getrennten Blair (Zoë Krawitz), der Australierin Pippa (Kate McKinnon) und Frankie (Ilana Glazer), mit der Jess seit dem College befreundet ist. Als sie versehentlich einen Stripper töten, versuchen sie fieberhaft, die Tat zu vertuschen und geraten dabei in immer größere Schwierigkeiten. Darüber hinaus müssen sie auch noch mit ihren eigenen persönlichen Problemen und Konflikten zurechtkommen. Zusammen navigieren sie durch eine Nacht, die anders verläuft, als sie es sich vorgestellt hatten – während zuhause Jess‘ Verlobter Peter (Paul W. Downs) sitzt, der aufgrund eines Missverständnisses glaubt, dass sie ihn gar nicht mehr heiraten will …

Falsch besetzt

Als Komiker bekannte Schauspieler in ernsten Rollen zu besetzen, ist fast immer eine gute Entscheidung. Das zeigte sich schon 1970 im Film Das Millionenspiel, in welchem Dieter Hallervorden komplett gegen sein Image besetzt wurde. 2013 absolvierte er erneut einen überraschend seriösen Auftritt in Sein letztes Rennen. Unlängst bewies auch Steve Carell in Der Patient zum wiederholten Male, dass ihn ihm ein ernster und ernstzunehmender Charakterdarsteller steckt. In Der Staatsfeind Nr. 1 wurde nicht nur Will Smith in der Hauptrolle, sondern darüber hinaus der Nebencast mit weiteren Komödianten besetzt. Die Besetzung gegen den Strich scheint ein funktionierendes und lohnendes Konzept zu sein (auch wenn es erstaunlicherweise immer noch relativ selten umgesetzt wird) – zumindest in die eine Richtung. Andersherum sieht es da leider nicht so rosig aus. Gute Komiker lassen es einfach aussehen, aber Komödien sind sehr schwierig. Scarlett Johansson ist keinesfalls eine schlechte Schauspielerin, aber beim Casting für die Hauptrolle in Girls‘ Night Out hätte vielleicht doch besser auf Eignung statt auf den Namen geachtet werden sollen.

Aber Komödien sind nicht nur für die Darsteller schwierig, die größten Herausforderungen liegen bereits im Verfassen des Skripts. Lucia Aniello debütiert hier nicht nur auf dem Regiestuhl, es ist für sie und Co-Autor Paul W. Downs auch das erste Drehbuch für einen Kinofilm. Nun erschien Girls‘ Night Out 2017, entstand also in einer Zeit, als die „einfach irgendetwas recyceln und mit Frauen neu auflegen, das werden die Kritiker loben müssen, Rest ist egal“-Phase schon lange eingeleitet war. Die Vorbilder hier sind schmerzhaft offensichtlich, von Immer Ärger mit Bernie über Very Bad Things bis hin zu Hangover. Trotz seines Bestrebens, allen zu zeigen wie progressiv er ist (was hier im Prinzip nur heißt, dass die Frauen viel „hihi Penis, hihi Tampon“-Humor zum Besten geben), scheut sich der Film nicht davor, das sensitive Publikum in anderen Bereichen zu brüskieren. Das wirkt nicht einmal beabsichtigt, sondern treibt mehr so im Fahrwasser der faulen, unbedachten Herangehensweise mit. Immerhin scheint sich das Duo Anielle-Downs seither weiterentwickelt zu haben, nach der Sichtung von Girls‘ Night Out käme jedenfalls sicher niemand spontan auf die Idee, dass die gelungene Serie Hacks aus dem Jahre 2021 auf die beiden zurückgeht.

Achtung, jetzt kommt ein Witz!

Eventuell halten die Macher das Zielpublikum für nicht besonders schlau, was ihnen vielleicht gar nicht so übel genommen werden kann. Einer der etwas besseren Witze jedenfalls ist das geräuschvolle Aufploppen eines Flaschenkorkens im Aufhaltebereich eines Flughafen. Die dort wartenden Passagiere schrecken auf, werfen sich zu Boden, bringen sich in Sicherheit. Das wäre einen Lacher wert, doch es wird dem Zuschauer wohl nicht zugetraut, verstanden zu haben, was gerade passiert ist. Daher erklären sich die Protagonistinnen sofort noch einmal gegenseitig selbst, dass es keine gute Idee war, die Flasche am Flughafen zu öffnen! Das klingt ja nämlich ganz genau so wie ein Schuss! Tja nun. Ein Nebenhandlungsstrang lässt Peter untenherum nur mit einer Windel bekleidet durchs Land fahren. Das soll anscheinend lustig sein, ist aber sehr bemüht begründet. Fast so, als müsste dieser grandiose Gag um jeden Preis in den Film gepackt werden, ganz egal wie organisch er sich in den Gesamtkontext einfügt.

Um nun Johansson ein bisschen von dem im ersten Absatz aufgedrückten Stigma zu befreien, muss zur Verteidigung des Casts erwähnt werden, dass alle Schauspieler hier eindeutig vom Drehbuch limitiert werden. Den Umständen entsprechend machen die meisten ihre Sache hier schon gut. Ironischerweise sind die besten Szenen oft jene, in denen ausschließlich die Männer zu sehen sind. Der Film ist rein optisch auch recht anschaubar, bei Kamera und Schnitt gibt es nicht allzu viel zu bemängeln. Am Ende des Tages ist Girls‘ Night Out trotz allem relativ harmlos und vor allem leicht zu vergessen.

Credits

OT: „Rough Night“
Land: USA
Jahr: 2017
Regie: Lucia Aniello
Drehbuch: Lucia Aniello, Paul W. Downs
Musik: Dominic Lewis
Kamera: Sean Porter
Besetzung: Scarlett Johansson, Jillian Bell, Zoë Kravitz, Ilana Glazer, Kate McKinnon, Paul W. Downs, Ryan Gooper, Ty Burrell, Demi Moore, Eric André, Bo Burnham

Bilder

Trailer

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Girls‘ Night Out
Fazit
"Girl's Night Out" ist ein Quasi-All-Female-Reboot verschiedener anderer Filme und scheint sich allein darauf auszuruhen. Die Schauspieler werden in Handlung und Dialogen vom schwachen Drehbuch limitiert, manche Witze übererklärt. Falls sonst nichts für einen Mädelsabend verfügbar ist, kann hier ruhig reingeschaut werden. Auch ohne Alkoholexzess bei der Sichtung wird jedoch nicht viel davon lange im Gedächtnis bleiben.
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