Pálpito Herzschlag
Gustavo Cabrera/Netflix

Herzschlag – Staffel 1

Pálpito Herzschlag
„Pálpito“ // Deutschland-Start: 20. April 2022 (Netflix)

Inhalt/Kritik

Nachdem Simón (Michel Brown) und Valeria (Margarita Muñoz) einen Unfall hatten, bleibt er bewusstlos im Auto zurück, während sie entführt wird. Als Camila (Ana Lucía Domínguez) am Tag ihrer Hochzeit mit Zacarias (Sebastián Martínez) einen Herzanfall hat, benötigt sie eine Organspende. Zacarias ist ein einflussreicher und wohlhabender Politiker, weshalb die entsprechende Operation bald vollzogen werden kann, obwohl Camila eigentlich am Ende der Warteliste stand. Es stellt sich bald heraus, dass das Spenderherz Valeria gehörte. Während Camila nach der gelungene Transplantation einige seltsame Erlebnisse hat, sucht Simón die Mörder seiner Frau. Als die beiden sich treffen, scheint sich bald mehr daraus zu entwickeln …

Ungeahnte Folgen einer Transplantation

Die negativen Folgen einer Organtransplantation werden in der kolumbianischen Netflix-Serie Herzschlag nicht zum ersten Mal auf die Leinwand gebannt. Bereits im Jahre 2002 erschien The Eye – Mit den Augen einer Toten, ein Horrorfilm aus Hongkong, auch wenn hierzulande eventuell das US-amerikanische Remake The Eye von 2008 bekannter sein dürfte. Die Protagonistin kann dort nach einer erfolgreichen Augentransplantation wieder sehen, bekommt dafür allerdings auch Todesvisionen. In Herzschlag führt die Transplantation eines Organs dazu, dass die Nutznießerin über Erinnerungen der Spenderin verfügt. Die Serie ergeht sich aber nicht in übernatürlichen Auswüchsen, sondern bleibt verhältnismäßig bodenständig – was nicht heißt, dass es nicht absurd zuginge.

Schon der Einstieg von Herzschlag ist reichlich konfus. Simón und Valeria fahren nachts mit dem Auto eine entlegene Straße entlang, als plötzlich einer der Reifen platzt und sie gegen einen Baum krachen. Das ihnen kurz davor entgegenkommende Auto macht eine Kehrtwende, doch nachdem die Männer ausgestiegen sind, wird klar, dass sie nicht helfen wollen. Stattdessen entführen sie Valeria und einer davon teilt jemand anderem per Telefon mit, dass sie nun eine Spenderin hätten. Sie scheinen den Unfall also geplant zu haben, was in dem Moment nur unwesentlich absurder wirkt, als dass sie zufällig vorbeigekommen sind. Im weiteren Verlauf stellt sich tatsächlich heraus, dass sie gezielt Nägel ausgelegt haben. Kurz darauf kommen sie an einer Straßensperre vom Militär vorbei. Die Männer schießen die Soldaten problemlos mit kleinen Handfeuerwaffen nieder, als ob es irgendwelche unbedarften Passanten ohne jedwedes Training wären. Das ist schon alles ziemlich konstruiert.

Zu lang und überflüssig

Herzschlag ist zwar in gewisser Weise ein Thriller-Drama, aber im Grunde eigentlich eine Telenovela. Das ist eine sehr ungewöhnliche Mischung. Themen wie Mord oder illegaler Organhandel als nicht unwichtige Elemente einer Show sind zu düster für das normalerweise leichtherzigere Seifenopernformat. Der Mix ist dementsprechend auch nicht sonderlich gelungen. Das liegt zum Teil aber auch einfach an den konstruierten Handlungssträngen und dem Pacing. Nachdem Camilla ins Krankenhaus eingeliefert wurde, vermittelt uns die Stimmung dass sie an der Schwelle des Todes steht, doch kurz danach kann sie unbekümmert nach Hause gehen. Herzschlag weist die genre-üblichen Twists und Plotconveniences einer Telenovela auf, wodurch die eigentliche Ernsthaftigkeit des Sujets unterminiert wird.

Wie erwähnt gibt es aber auch Pacingprobleme. Herzschlag ist mit vierzehn Folgen zu je etwa einer Dreiviertelstunde viel zu lang geraten. Manche Handlungsstränge führen nirgendwohin, manche Subplots scheinen einfach nur Filler zu sein. Gerade am Anfang wird viel zu viel Screentime dafür zur Verfügung gestellt, zu zeigen wie Valeria versucht, dem Unausweichlichen zu entkommen. Später müssen wir mitansehen, wie das Liebesleben von Simóns Tochter (Valeria Emiliani) sich entwickelt oder erfahren mehr über das Privatleben eines der Täter, Mariachi (Moisés Arizmendi), was beides so uninteressant wie überflüssig ist. Das alles verwässert die an sich spannende Geschichte, die in vielleicht sieben Episoden stringent und angemessen ernst hätte erzählt werden können. Wer nach über neun Stunden hofft, dass alles endlich vorbei ist, der wird mit einem weiteren Twist und einem Cliffhanger konfrontiert. Wer bis hierhin durchgehalten hat, wird wohl auch noch die gerade veröffentlichte zweite Staffel über sich ergehen lassen können. Da diese lediglich aus zehn Folgen besteht, gibt es immerhin Hoffnung, dass Verbesserungen am Pacing vorgenommen wurden.

Credits

OT: „Pálpito“
Land: Kolumbien
Jahr: 2022
Regie: Camilo Vega
Drehbuch: Leonardo Padrón, Doris Seguí, Christian Jiménez, Carlos E. Castro
Musik: José Reinoso
Kamera: Diego Jiménez, Mateo Guzmán, Alfonso Parra
Besetzung: Michel Brown, Ana Lucía Domínguez, Sebastián Martínez, Margarita Muñoz, Moisés Arizmendi, Juan Fernando Sánchez, Jacqueline Arenal, Valeria Emiliani, Mauricio Cujar, Miguel González, David Páez

Bilder

Trailer

Weitere Netflix Titel

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Herzschlag – Staffel 1
Fazit
Die zugrundeliegende Geschichte von "Herzschlag" ist durchaus spannend und interessant. Leider ist die Serie viel zu lang geraten, außerdem ist der Genremix von Thriller und Seifenoper bestenfalls mäßig gelungen.
Leserwertung1 Bewertung
8.6
5
von 10