Lisa (Jane Chirwa) hasst den Kapitalismus und alles, was damit zusammenhängt. Und so besetzt sie gemeinsam mit ihrer Punker-Familie Uschi (Lilja van der Zwaag), Fips (Till Butterbach), Eule (Wolfgang Michael) und Randale (Pit Bukowski) schon seit Ewigkeiten ein leerstehendes Gebäude. Zumindest lässt sie das die andere glauben. Tatsächlich aber gehört es ihrem Vater Harry (Errol Trotman-Harewood), zu dem sie keinen Kontakt mehr hat und den sie für seine Arbeit bei einem Teleshopping-Sender verabscheut. Dummerweise läuft es dort aber nicht gut, weshalb auch das Haus verkauft werden musste. Als Lisa wutentbrannt den Sender stürmt, findet William (Stephen Appleton) Gefallen an der ungestümen Art und bietet ihr einen Platz an der Seite ihres Vaters an. Für sie ist das ein Affront sondergleichen – aber auch die einzige Möglichkeit, ihr Zuhause zu retten …
Ideale vs. Realität
Ideale sind ohne jeden Zweifel eine tolle Sache und können die Welt zu einem besseren Ort machen. Dummerweise sind diese Ideale und die Welt zum Teil aber schwer in Einklang zu bringen. Das kann Klimaschutzmaßnahmen betreffen, von denen wir insgeheim wissen, dass sie nötig sind, auf die aber niemand Lust hat. Auch im künstlerischen Umfeld findet man das Thema oft, wenn bei so manchem Werk der kommerzielle Erfolg über die persönliche Ausdruckskraft gestellt wird. Von einem recht speziellen Fall, wie Anspruch und Realität auseinanderklaffen können, erzählt der Film Homeshoppers’ Paradise. Denn dort muss eine antikapitalistische Punkerin den Pakt mit dem Teufel eingehen: Teleshopping. Eigentlich sollte man meinen, dass diese Form des Einkaufens in Zeiten des bequemen Online-Shoppings überholt ist. Doch trotz inzwischen rückläufiger Zahlen gibt es sie noch, Sender wie QVC und HSE24, die mit vermeintlichen Schnäppchen ihr Publikum suchen.
Das Thema bietet sich natürlich für Satiren an, nicht ohne Grund wurden solche Sender in Sketchshows schon früh verulkt. Homeshoppers’ Paradise tut dies aber nur zum Teil. So gibt es zwar zu Beginn eine längere Passage aus dem aktuellen Programm, die bewusst so grauenvoll ist, dass das bloße Zusehen schon körperliche Schmerzen bereitet. Doch das ist die Ausnahme. Regisseurin und Co-Autorin Nancy Mac Granaky-Quaye hat nur bedingt Interesse an diesem Thema, sondern macht dies in ihrem Film nur zu einem unter mehreren. Herzstück der Geschichte ist vielmehr die gestörte Vater-Tochter-Beziehung, die im Laufe der anderthalb Stunden repariert werden muss. Einfach ist das nicht. Als wären die aktuellen deutlich voneinander abweichenden Weltansichten nicht schon Hindernis genug, war da auch in der Vergangenheit offensichtlich einiges, was repariert werden muss.
Gute Idee, mäßig unterhaltsam umgesetzt
Als grundsätzliche Idee ist das schon ganz nett. Da konnte ein bisschen versöhnliches Familiendrama mit humorvollen Elementen verbunden werden. Schließlich muss Lisa ihre Aktivitäten vor ihrem Freundeskreis verheimlichen, vergleichbar zu den ganzen Liebeskomödien, bei denen eine Beziehung auf einer Lüge aufgebaut wird. Der fertige Film hält aber nicht das, was man sich davon erhoffen konnte. Ein Problem: Homeshoppers’ Paradise ist einfach nicht komisch. Tatsächlich wird es immer wieder sehr anstrengend, wenn der Humor bemüht wird, diese ganzen Gags aber kaum ihr Ziel treffen. Während der besagte Einstieg zumindest noch für ein Schmunzeln gut ist, gibt es später nur noch selten überzeugende Gründe.
Leider ist aber auch der Vater-Tochter-Teil wenig interessant. Die Komödie, die bei den Hofer Filmtagen 2022 Premiere feierte und nun auf arte erstmals einem größeren Publikum vorgestellt wird, lässt einen viel zu oft einfach kalt. Das ist schade, da nicht nur das Szenario Potenzial hatte. Homeshoppers’ Paradise gefällt auch durch frische Gesichter und einige reizvolle Settings, wenn heruntergekommene Punk-Bleibe auf eine Sende-Optik trifft, die irgendwie genauso schäbig ist. Insgesamt ist das hier also durchaus sympathisch. Ein Film, den man gern mögen würde, der aber leider einfach nicht so richtig unterhaltsam ist und nie das vollständige Potenzial abruft.
OT: „Homeshoppers’ Paradise“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Nancy Mac Granaky-Quaye
Drehbuch: Nancy Mac Granaky-Quaye, Dennis Todorovic, Toks Körner
Musik: Stan Koch, Maarten Maximé Buning, Dodo Nkishi
Kamera: Martin Farkas
Besetzung: Jane Chirwa, Errol Trotman-Harewood, Stephen Appleton, Nastassja Kinski, Pit Bukowski, Lilja van der Zwaag, Till Butterbach, Wolfgang Michael
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