Ich Don Giovanni
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Ich Don Giovanni
„Ich, Don Giovanni“ // Deutschland-Start: 3. Juni 2012 (Das Erste)

Inhalt/Kritik

Der zum Christentum konvertierte Jude Lorenzo Da Ponte (Lorenzo Balducci) wird in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus Venedig verbannt, unter anderem aufgrund des Konkubinats. Sein Freund Giacomo Casanova (Tobias Moretti) gibt ihm ein Empfehlungsschreiben mit auf den Weg, das ihm die Türe bei Antonio Salieri (Ennio Fantastichini) in Wien öffnen soll. Der Plan ist, als Librettist angeheuert zu werden. Vor Ort verläuft die Sache jedoch anders als geplant, und Da Ponte schreibt Le nozze di Figaro für Wolfgang Amadeus Mozart (Lino Guanciale), die beim Publikum großen Anklang findet. Deshalb sollen die beiden erneut zusammenarbeiten. Inspiriert vom Don-Juan-Mythos fällt die Wahl auf Don Giovanni …

Die Geschichte eines Librettisten

Die Original-Partitur der Oper Don Giovanni ist ein wichtiges Dokument in der Mozart-Forschung. Glücklich der, der einen direkten Blick aus nächster Nähe darauf werfen darf, denn es wird in der französischen Nationalbibliothek unter strengem Verschluss gehalten. Das Manuskript gibt einen bis zu seiner Wiederentdeckung unbekannten Einblick in die Art, wie Mozart komponierte. In diesem Rahmen interessiert uns aber natürlich eher die Oper selbst. Während Die Zauberflöte regelmäßig den ersten Platz in der Rangliste der beliebtesten, sprich am häufigsten aufgeführten Opern belegt, schafft es Don Giovanni oftmals immer noch in die Top Fünf. Manche Musikexperten referenzieren sie auf eine Aussage des Schriftstellers E. T. A. Hoffmann zurückgehend gar als „Oper aller Opern“. Filmisch gesehen hatte Die Zauberflöte den größeren Einfluss (beispielsweise auf The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte), aber auch Don Giovanni hat seine Spuren in den Annalen der Filmgeschichte hinterlassen. Amadeus etwa widmet der Oper einige wichtige Sequenzen.

Die Musik zu diesen Opern stammt natürlich von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Libretti zu Le nozze di Figaro, Don Giovanni sowie Così fan tutte wurden von Lorenzo Da Ponte geschrieben. Dass es nach dem Figaro überhaupt zu weiteren Kollaborationen zwischen den beiden kam, ist schon ein kleines Wunder. Trotz fantastischer Musik, die auf die Begeisterung des Publikums stieß, wurde das Produkt der ersten Zusammenarbeit nach gerade einmal neun Aufführungen abgesetzt – mitunter aus politischen Gründen. Ähnlich wie ein Drehbuchautor generell nicht das öffentliche Ansehen eines Regisseurs und schon gar nicht das eines Schauspielers genießt, stehen die Librettisten meist im Schatten der Komponisten. Ich, Don Giovanni erzählt nun eine fiktionalisierte Version der Geschichte von Lorenzo Da Ponte.

Ein schwieriger Vergleich

An dieser Stelle sollte offengelegt werden, dass der Rezensent Amadeus für den besten Film aller Zeiten hält. Naturgemäß überschneidet sich das Rollenangebot darin mit dem von Ich, Don Giovanni. Die Schauspieler des neueren Werkes treten hier also mit einem signifikanten Handicap an. Wolfgang Amadeus Mozart, Antonio Salieri, Caterina Cavalieri, Kaiser Joseph II., Constanze Mozart, Graf Orsini-Rosenberg – diese historischen Gestalten sind fest mit der Interpretation ihrer Darsteller in dem Meisterwerk verbunden, haben sich unwiderruflich und auf alle Ewigkeit als solche ins Gedächtnis eingebrannt. Aber selbst persönliche Befangenheit sowie die Rezeption in der deutschen Synchronisation (statt der italienischen Originalversion) miteinberechnet, haben die Akteure in Ich, Don Giovanni einfach nicht die gleiche Art von Präsenz.

Da Ponte ist sicher jemand, dem ein Biopic gebührt. Dabei scheint Amadeus für Ich, Don Giovanni sogar Pate gestanden zu haben. Die Szene, in welcher Da Ponte Mozart davon zu überzeugen sucht, die Musik für sein Libretto zu komponieren, erinnert stark an jene aus dem Film von Miloš Forman, als Mozart Kaiser Joseph II. davon überzeugen will, ihn die Oper Le nozze di Figaro machen zu lassen. Während dort der Übergang zu den Proben folgte, wird hier allerdings im Hintergrund visualisiert, was Da Ponte erzählt. Ein gern verwendeter Kniff des Films, der auch bei anderen Szenen, die dem etwaigen Vorbild nachempfunden zu sein scheinen, gelungen zum Einsatz kommt.

Prächtig ausgestattet

Ich, Don Giovanni ist im wahrsten Sinne des Wortes sehenswert. Der Film lebt von der exzellenten Kameraarbeit des dreifachen Oscar-Preisträgers Vittorio Storaro. In Kombination mit der Mise en Scène und dem Setdesign ist hier etwas ganz Besonderes entstanden. Was die Oper Don Giovanni für die Ohren ist, das ist der Film Ich, Don Giovanni für die Augen. Die prächtige Ausstattung überzeugt vor allem mit den Kostümen, inklusive der zeitgenössischen Perücken. Generell ist Ich, Don Giovanni ein kunstvoller Film. Als Hintergründe werden oft keine gebauten Kulissen oder tatsächliche Locations verwendet. Stattdessen kommen so genannte Translights zum Einsatz. Dabei handelt es sich um übergroße Fotos, welche den entsprechenden Hintergrund abbilden. Musikalisch muss Ich, Don Giovanni natürlich gar nicht erst gesondert gelobt werden. Der Film zeigt Proben und Szenen aus der Oper, verwendet dabei natürlich auch deren Kompositionen.

Wer mit der fraglichen Oper vertraut ist, der wird Ich, Don Giovanni deutlich mehr abgewinnen können. Der Film erzählt die fiktionalisierte Entstehungsgeschichte, zeigt auf, welche Ereignisse im Leben von Da Ponte und Mozart dazu geführt haben, die Story beziehungsweise die Musik dafür zu kreieren. Die Ereignisse der Oper reflektieren vor allem das, was Da Ponte widerfährt – vergleichbar mit Mozarts Inspiration für die Arie der Königin der Nacht in Amadeus, nur in deutlich größer angelegter Form. Genauso reflektiert der Film die Oper, spiegelt sie hinsichtlich ihres frivolen Dramas. Mozart stiehlt allerdings auch hier die Show, sodass Da Ponte in seinem eigenen Biopic teilweise wie eine Nebenfigur wirkt.

Credits

OT: „Io, Don Giovanni“
Land: Italien, Spanien
Jahr: 2009
Regie: Carlos Saura
Drehbuch: Carlos Saura, Raffaello Uboldi, Alessandro Vallini
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Kamera: Vittorio Storaro
Besetzung: Lorenzo Balducci, Tobias Moretti, Lino Guanciale, Ennio Fantastichini, Ketevan Kemoklidze, Cristina Giannelli, Roberto Accornero, Francesca Inaudi

Trailer

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Ich, Don Giovanni
Fazit
"Ich, Don Giovanni" steht im Schatten anderer Werke, kann sich aber zumindest rein optisch behaupten. Da Ponte tritt in seinem eigenen Biopic zuweilen hinter Mozart zurück, dank der prächtigen Ausstattung und der exzellenten Kameraarbeit ist es aber jeden Blick wert. Die Wertung setzt Kenntnisse der Oper und eine Vorliebe für Mozart voraus und muss andernfalls etwas nach unten korrigiert werden.
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