1850: Der Autor Herman Melville (Ben Whishaw) hat es sich in den Kopf gesetzt, einen Roman über einen Walfänger zu schreiben. Zu diesem Zweck trifft er sich mit Thomas Nickerson (Brendan Gleeson), der als Jugendlicher bei einer verhängnisvollen Waljagd dabei war und der letzte Überlebende von damals ist. Zunächst zögert der ältere, zu schmerzvoll sind seine Erinnerungen an die damalige Zeit, als dass er sie unbedingt teilen will. Am Ende lässt er sich doch breitschlagen. Und so erzählt er, wie er 1820 als junger Mann (jetzt: Tom Holland) auf der Essex anheuerte. Gemeinsam mit Kapitän George Pollard (Benjamin Walker), dem erfahrenen Seefahrer Owen Chase (Chris Hemsworth) und zahlreichen anderen Männern fuhren sie damals aufs Meer hinaus, um Jagd auf die wertvollen Wale zu machen. Dabei ahnen sie nicht, dass sie selbst einen hohen Preis werden zahlen müssen …
Die Vorgeschichte eines Klassikers
Moby Dick gehört sicherlich zu den großen Klassikern der US-amerikanischen Literatur. Selbst wer den 1851 veröffentlichten Roman von Herman Melville nicht selbst gelesen hat, wird ihn zumindest vom Titel her kennen. Wird davon gehört haben, wie der Kapitän Ahab manisch Jagd auf einen weißen Wal macht und sein Leben diesem verschworen hat. Weniger bekannt ist, dass sich der Autor dabei von einem realen Ereignis inspirieren ließ: eine Jagd auf einen Wal im Jahr 1820, die fatal endete. Dieses Ereignis beschrieb Nathaniel Philbrick in seinem 2000 veröffentlichten Sachbuch In the Heart of the Sea. Dieses wiederum lieferte die Grundlage für den Spielfilm Im Herzen der See. Zum Teil zumindest.
Genauer vermischt der Film dieses reale Abenteuer mit einer Rahmenhandlung, in der Melville mit einem der Männer spricht. Auf diese Weise springt die Geschichte immer mal wieder zwischen den beiden Zeitebenen hin und her. Das Konzept einer parallelen Erzählung ist dabei etwas zwiespältig. Auf der einen Seite ist es natürlich verständlich, dass man die Verbindung zum berühmten Roman herstellen wollte, weil dies den Stoff leichter zu verkaufen macht, als es nur beim historischen Vorbild der Fall gewesen wäre. Zudem ist das Thema durchaus spannend, wie reale Ereignisse fiktionalisiert werden. Nur macht Im Herzen der See relativ wenig aus dem Aspekt. Es führt außerdem dazu, dass das Abenteuer immer wieder unterbrochen wird, was nicht unbedingt dem Erzählfluss guttut.
Bildgewaltig und inhaltlich etwas dünn
Die dafür aufgewendete Zeit wäre besser investiert worden, um mehr über die Figuren zu berichten. Vereinzelt gibt es zwar schon Szenen, die sie etwas näher beleuchten. Beispielsweise kommt es früh zu einem Konflikt zwischen dem Ersten Offizier Chase und Kapitän Pollard, wenn Letzterer deutlich weniger qualifiziert ist. Insgesamt ist Im Herzen der See aber ähnlich oberflächlich wie das thematisch verwandte Der Sturm, der ebenfalls mehr auf Starpower und Bilder setzte, weniger auf detaillierte Figurenzeichnungen. Natürlich braucht es solche nicht zwangsläufig, im Mittelpunkt steht letztendlich der Überlebenskampf, keine Lebensgeschichten. Wenn das aber so dünn ausfällt wie hier, ist es etwas schwierig, wirklich mitzufiebern. Obwohl der Film nahe bei den Figuren bleibt, ist da zu viel Distanz.
Zu sehen gibt es dafür einiges. Regisseur Ron Howard (Apollo 13) standen immerhin 100 Millionen US-Dollar zur Verfügung, die unter anderem in einen riesigen Wassertank investiert wurden, der für die Sturmszenen gebraucht wurde. Auch die Spezialeffekte können sich bis heute sehen lassen. Das Ergebnis mag nicht so mitreißend und episch sein, wie von den Beteiligten erhofft. An den Kinokassen ging der Film ohnehin baden. Aber es gibt nur noch selten solche groß angelegten Abenteuer der altmodischen Art. Wer Lust hat auf solche, macht mit Im Herzen der See daher nichts verkehrt. Für rund zwei Stunden lässt einen der turbulente Ausflug aufs Meer das hier und jetzt vergessen und führt vor Augen, wie klein der Mensch angesichts der Naturgewalt sein kann.
OT: „In the Heart of the Sea“
Land: USA
Jahr: 2015
Regie: Ron Howard
Drehbuch: Charles Leavitt
Vorlage: Nathaniel Philbrick
Musik: Roque Baños
Kamera: Anthony Dod Mantle
Besetzung: Chris Hemsworth, Benjamin Walker, Cillian Murphy, Tom Holland, Ben Whishaw, Brendan Gleeson
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