Wenn es darum geht, anderen Ratschläge zu geben, ist Sylvie (Anja Knauer) immer mit am Start, ihre Zeitungskolumne „Liebe Gute Greta“ erfreut sich großer Beliebtheit. In ihrem eigenen Leben sieht es hingegen nicht so toll aus. So kommt es immer wieder zu Konflikten mit ihrer Teenager-Tochter Hannah (Jule-Marleen Schuck), die gerade das andere Geschlecht für sich entdeckt. Bei ihr selbst ist hingegen tote Hose, nach der Scheidung von ihrem Mann hat sie mit der Liebe für sich abgeschlossen. Doch dann trifft sie auf der Fähre nach Samlund den charmanten Sven (Ole Eisfeld) und zum ersten Mal seit Jahren funkt es gewaltig. Die Sache hat nur einen Haken, wie sie bald feststellt: Sven ist mit ihrer Schwester Linnea (Nikola Kastner) zusammen …
Der Flirt nach der Durststrecke
Auch wenn die Filme nach der Pseudo-Schwedin Inga Lindström im Vergleich zu denen, die auf Geschichten der britischen Autorin Rosamunde Pilcher basieren, etwas weniger zahlreich sind, für sich genommen ist die Zahl beeindruckend. Bald hundert Teile gibt es von der Reihe, die zu einem festen Bestandteil der sonntäglichen ZDF-Programmschiene Herzkino geworden ist. Dabei sind die beiden Reihen sehr ähnlich konzipiert, oft sogar austauschbar. Immer geht es darum, dass attraktive Menschen vor idyllischen Kulissen zusammenkommen und sich nach einigen Hindernissen, die überwunden werden müssen, um den Hals fallen dürfen. Das ist bei Liebesreigen in Samlund nicht anders, das bei der ersten Ausstrahlung Anfang 2017 der 69. Teil des Dauerbrenners war.
Die Ausgangslage des Films ist dabei eine bewährte: Nach einem bitteren Beziehungsende muss die Protagonistin erst wieder lernen, sich auf einen anderen Menschen einzulassen. Warum es gerade bei Sven so funkt, während sie vorher alle abgeblockt haben soll, wird nicht erklärt. Viel Zeit zum Kennenlernen bleibt nicht, weshalb es dann doch eher auf die äußere Attraktivität hinausläuft. Das ist dann zwar nicht übermäßig tiefgängig. Aber so etwas erwartet man von dieser Art Film ohnehin nicht. Dafür sind die gemeinsamen Szenen ganz süß. Inga Lindström: Liebesreigen in Samlund hat da auch eine schöne Leichtigkeit, die man zuweilen bei den sonntäglichen Herzschmerzdramen vermisst. Da wird nicht gleich das große Drama gesucht, sondern lieber etwas geflirtet, was zusammen mit dem Setting für gute Laune sorgt.
Überraschend humorvoll
Wäre da nur nicht die Sache mit der Schwester, die dummerweise selbst schon mit dem Traummann zusammen ist. Das ist natürlich eine dieser typischen Drehbuchkonstruktionen und hat keinerlei Ansprüche auf Glaubwürdigkeit. Außerdem ist es wie bei diversen Filmen aus diesem Segment etwas fragwürdig, wie nonchalant bestehende Beziehungen aufgelöst werden, wenn es für die gute Sache ist. Das Motto: Für die wahre Liebe dürfen ruhig andere leiden. Immerhin, Sylvie wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, nimmt sich nach der erschreckenden Erkenntnis völlig zurück. Dabei werden aber alle Zuschauer und Zuschauerinnen schnell erkennen, dass dies vergeblich ist. Inga Lindström: Liebesreigen in Samlund hält sich strikt an die Erwartungen und tut nicht einmal so, als gäbe es ein anderes Ende.
Damit sich das Publikum dabei nicht ganz so sehr langweilt, wird auf überraschend viel Humor gesetzt. So gibt es nicht nur mehrere Nebenstränge, die sich wahlweise um die Liebesabenteuer der Tochter oder die der Eltern gehen. Hinzu kommen ein paar peinliche Dates. Überhaupt ist da so manches überzeichnet, nur eben nicht auf die melodramatische Weise sonst. Das ist dann in der Summe nichts Besonderes, aber es erfüllt schon seinen Zweck. Im Vergleich zu so manch anderer Entgleisung, die es in dieser Reihe so gab, ist Inga Lindström: Liebesreigen in Samlund ein eher unauffälliger Teil. Ein bisschen Berieselung, über die nicht groß nachgedacht werden muss oder soll. Einzig das Bekenntnis zu anderen Formen der Partnerschaft sticht hervor und ist irgendwie entspannt-sympathisch.
OT: „Inga Lindström: Liebesreigen in Samlund“
Land: Deutschland, Schweden
Jahr: 2017
Regie: Ulli Baumann
Drehbuch: Kirsten Peters
Vorlage: Inga Lindström
Musik: Andy Groll
Kamera: Francisco Dominguez
Besetzung: Anja Knauer, Ole Eisfeld, Jule-Marleen Schuck, Nikola Kastner, Max Herbrechter, Sabine Vitua, Robert Seeliger, Elisabeth Baulitz, Bengt Einarsson
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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