Die Freude ist groß bei Claire Heller (Caroline Peters), als ihr Mann David (Hans-Werner Meyer) nach einem mehrwöchigen Aufenthalt aus Äthiopien zurückkommt. Doch die Freude währt nur kurz, als er wenig später plötzlich verstirbt. Ein Aneurysma soll die Todesursache gewesen sein. Während Claire nach dem Schicksalsschlag in ein tiefes Loch fällt und sich nur mithilfe von Medikamenten aufrecht hält, macht sie eine Reihe seltsamer Beobachtungen. Durch Davids Chef Peter Hagedorn (Rudolf Kowalski) erfährt sie zudem, dass ihr Mann ein Geheimnis vor ihr hatte. Aber auch bei der Arbeit scheint da einiges im Argen zu liegen, weswegen Claire zunehmend Hagedorn wie auch Michael (Christoph Maria Herbst) misstraut, der Assistent des Verstorbenen …
Verschwörungsthriller fürs deutsche Fernsehen
Es heißt zwar immer, dass Deutschland mit Genrefilmen nichts anfangen kann. Das trifft aber – wenn überhaupt – nur auf das Kino zu. Im Fernsehen wird man hingegen von solchen bombardiert. Da sind natürlich die unzähligen Krimis, wenn Dutzende von Reihen gleichzeitig für das öffentlich-rechtliche Fernsehen produziert werden. Aber auch für sich stehende Thriller werden immer mal wieder gedreht. In Die Heimsuchung reist ein Mann in seine alte Heimat und muss sich dort mit seiner rätselhaften Vergangenheit auseinandersetzen. In Spurlos in Athen sucht eine Mutter ihren Sohn und muss dabei feststellen, dass sie vieles über ihn nicht wusste. Und auch in Kalt ist die Angst versuchte man, das hiesige Publikum mit einer wendungsreichen Geschichte an die Fernseher zu fesseln.
Bei mehr als 4 Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen gelang das 2017 tatsächlich. Rückschlüsse auf die Qualität sollte man deswegen aber besser nicht ziehen, denn diese ist hier ziemlich überschaubar. Das bedeutet nicht, dass es bei Kalt ist die Angst an Ambitionen mangelt. Tatsächlich hat man sich bei der Vorbereitung offensichtlich ziemlich viele Verschwörungsthriller angesehen und wollte diesen nacheifern. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt, man darf sich durchaus bei Filmen an dem orientieren, was sich bewährt hat und funktioniert. Allerdings sollte man dabei auch eine Balance suchen zwischen dem bloßen Nachstellen und eigenen Elementen, die für Charakter und einen Wiedererkennungswert sorgen. Das fehlt hier jedoch.
Man nehme einen Holzhammer …
Dafür versuchte Drehbuchautor Martin Douven (Extraklasse 2+, Pohlmann und die Zeit der Wünsche), mit möglichst vielen Wendungen für Unterhaltung zu sorgen. So kann man in seinem Film praktisch niemandem trauen, wann immer Claire jemanden begegnet, wird offensiv klargemacht, dass die Figuren alle sehr dubios sind. Klar gehört das bei solchen Geschichten dazu, ein Verschwörungsthriller lebt maßgeblich davon, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen nicht wissen, wer hier die Wahrheit sagt, wer gut ist und wer böse. Nur wird das bei Kalt ist die Angst mit einem Holzhammer ins Publikum geprügelt. Es ist geradezu beleidigend, wie hier offensichtlich niemand das Vertrauen hatte, die Leute könnten daheim selbst merken, dass die Figuren vielleicht etwas im Schilde führen.
Aber nicht nur in der Hinsicht ist der Film überzogen. Auch inhaltlich war man sich für keinen Blödsinn zu schade. Manchmal darf man mit den Augen rollen, an anderen Stellen wird es unfreiwillig komisch – oder auch ärgerlich. Kalt ist die Angst wirkt so, als hätte sich The Asylum an einem Verschwörungsthriller versucht und dafür einige bekannte deutsche Schauspieler und Schauspielerinnen verpflichtet. Die sind dann auch durchaus bemüht, den Blödsinn hier ernstzunehmen. Man selbst ist von einer solchen Verpflichtung jedoch befreit. Schade um das Ensemble und das an und für sich relevante Thema, als klar wird, worum es in der Geschichte überhaupt geht. In der Form taugt der Film jedoch nur, die Vorurteile gegenüber deutschen Genrebeiträgen zu bestätigen.
OT: „Kalt ist die Angst“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Berno Kürten
Drehbuch: Martin Douven
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Klaus Eichhammer
Besetzung: Caroline Peters, Rudolf Kowalski, Christoph Maria Herbst, Annika Blendl, Hans-Werner Meyer, Anke Sevenich
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