Tender Hearts spielt in einer Zukunft, in der Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen möglich sind. Dennoch handelt es sich um eine recht neue Entwicklung, die immer noch auf viel Argwohn, Skepsis und Unverständnis stößt. Madieu Ulbrich übernimmt in der Serie die Rolle des Lovedroids Friendly Bo, der von der Protagonistin als Partner gemietet wird. Wir haben uns zum Start der Serie am 6. April 2023 auf Sky Q, Sky und dem Streamingdienst WOW mit dem Schauspieler über seine Vorbereitungen und seine Erfahrungen am Set unterhalten.
Du hast dein Schauspielstudium im Alter von 23 Jahren begonnen. Die meisten Schulen öffnen ihre Pforten für Bewerber ab 17; aus pragmatischen Gründen herrscht vielerorts noch der Konsens, dass so ein früher Einstieg zu bevorzugen wäre. Warum hast du so lange gewartet?
Oh. Erst einmal danke, das ist eine sehr coole Frage, finde ich. Ich war bisschen „schissig“, um ehrlich zu sein. Ich habe noch ein Jahr in Australien gelebt und gearbeitet. Dann kam ich zurück und es war immer dieser Wunsch oder die Einbildung da, dass ich in diesem Beruf gut wäre. Aber ich dachte immer, es gibt keine Möglichkeiten, richtig einzusteigen. Ich habe keine Familie, die viel Theater geschaut hat oder sonst etwas. Da habe ich vorher keinen richtigen Weg in den Beruf gesehen. In Australien bin ich mit ein paar Menschen in Kontakt gekommen, die auf richtigen Drama Schools waren. Da sah ich, dass es einen Weg gibt, den ich eben dann erst einschlug. Mir wurde klar: Hey, das kann man ja doch lernen!
Wenn du dich damals nicht dazu entschieden hättest, auf die Schauspielschule zu gehen, was wäre aus dir geworden?
Dann hätte ich auf jeden Fall erst einmal eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondent gemacht. Danach hätte ich geschaut, wo es hingeht. Aber auf jeden Fall etwas mit Sprachen und Reisen. Das ist glaube ich das einzige, was ich sonst ganz gut kann. (lacht)
In Tender Hearts spielst du zum ersten Mal eine durchgehende Hauptrolle. Sah deine Vorbereitung deshalb prinzipiell anders aus als bei früheren Projekten?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe mich drei Monate lang darauf vorbereitet. Das ist natürlich etwas ganz anderes als bisher. Ich habe ja auch vorher schon in wiederkehrenden Rollen gespielt, aber das waren ganz andere Dimensionen. Klar, von der Spielleistung her wusste ich, dass ich da einen großen Brocken vor mir habe. Aber ich musste auch in ein Mindset kommen, dass ich sozusagen irgendwie an der Spitze bin. Ich glaube fest daran, dass man eine Verantwortung für die gesamte Produktion hat, wenn man im Hauptcast ist. Es gilt, den Teamspirit hochzuhalten, nicht irgendwelche Allüren zu haben. Das hat für mich einiges damit zu tun, jeden Tag mit diesen Menschen zu arbeiten – abgesehen natürlich von all der Arbeit, die in die Rolle geflossen ist.
Mit einer Serienhauptrolle gehen natürlich auch mehr und längere Drehtage einher. Was hat dir während der insgesamt siebeneinhalb Wochen am Set von Tender Hearts am besten gefallen? Was am wenigsten?
Ich fang mal mit dem an, das mir wenigsten gefallen hat: Das war natürlich, dass wir trotzdem nicht immer die Zeit für Dinge hatten, die man sich da vielleicht wünscht, einfach aus logistischen Gründen. Gut gefallen hat mir, mit dem Team zusammenzusein. Alle Kollegen sind wahnsinnig nette, tolle Menschen. Ich bin so stolz auf die Crew. Das war für mich das Größte, einfach mit diesen witzigen Leuten die Stunden zu verbringen.
https://youtu.be/xOyIqwvNAe8
Ohne Spoiler zu riskieren: Welcher Moment in der Serie ist am besten dazu geeignet, die von dir gespielte Figur zu charakterisieren?
Boah. (überlegt) Das ist eine coole Frage. (überlegt) Ich würde sagen … Jetzt muss ich wirklich mental einmal durch die gesamte Serie gehen. Der erste Impuls wäre zu sagen, wenn die beiden gemeinsam in der Umkleide sind. Da bekommt Bo neue Outfits, Mila fragt ihn: „Was siehst du, wenn du in den Spiegel siehst?“ Darauf antwortet er dann. Ich glaube, das wäre mein erster Tipp.
Der Zuschauer erfährt relativ früh, dass Bo Bild und Ton via Livestream an den Hersteller überträgt, selbst im ausgeschalteten Zustand. So etwas ist ja mit die größte Befürchtung von Sprachassistent-Skeptikern. Hat die Arbeit an Tender Hearts deinen privaten Umgang mit moderner Technik verändert?
Äh – nee, gar nicht. Also ich habe so ein Smarthome-Gedöns zuhause rumstehen, das meine Lichter und meine Musikanlage steuert und einen Timer setzen kann zum Kochen und was weiß ich noch alles. Das Bedürfnis danach ist jetzt aber nicht größer geworden und ich habe auch keine große Lust bekommen, mir eine Smartwatch oder Ähnliches zu holen. Aber mein Umgang mit Technik ist auch nicht weniger geworden. Ich bin aber sowieso niemand, der viel auf Social Media konsumiert und solche Geschichten. Ich bin eher in der analogen Welt unterwegs.
Zu guter Letzt: Welche Frage wolltest du schon immer beantworten, die dir jedoch nie gestellt wurde?
(überlegt) Du, das kann ich dir gar nicht sagen. Das mag aber auch daran liegen, dass es das erste Mal ist, dass mir solche Fragen gestellt werden. Da bin ich noch nicht in so einer Routine, dass ich denke: „Oh Gott, die Fragen sind alle so beschissen, wann fragt mich denn endlich mal einer nach …“ – das kann ich so noch nicht beantworten. Ich hoffe aber, dass wir uns vielleicht in fünf Jahren noch einmal treffen, dann kann ich etwas dazu sagen.
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