Nord Nord Mord: Sievers und der erste Schrei

Eigentlich war die Hebamme Silke Adler auf dem Weg zu einem Termin, als ein Wagen auftaucht und es zu einem tödlichen Unfall mit Fahrerflucht kommt. Oder war es gar kein Unfall? Könnte es jemand gezielt auf sie abgesehen haben? Zumindest Carl Sievers (Peter Heinrich Brix), Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) haben ihren Zweifel daran und beginnen, in der Sache zu ermitteln. Der Verdacht fällt dabei auf Dr. Johann Sowa (Stephan Schad), Leiter der Gynäkologie des Sylter Krankenhauses. Aber auch andere aus dem beruflichen Umfeld der Toten rücken in den Fokus …

Alles wie immer

Nord Nord Mord ist inzwischen eine der großen Nummern beim ZDF. Meistens schalten um die neun Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen ein, wenn das Sylter Team auf Mörderjagd geht. Zwischenzeitlich reicht es sogar für die zweistellige Millionenmarke. Kein Wunder also, dass momentan neue Filme ohne Ende gedreht werden. Dieses Jahr kamen mit Sievers und die letzte Beichte und Sievers und der große Knall bereits zwei Teile heraus. Mit Sievers und der erste Schrei folgt nun der dritte Streich und schickt sich an, die großen Erfolge der Vorgängerfilme zu wiederholen. Und so sucht man Neuerungen vergeblich, da wird auf das bisherige Rezept gesetzt, größere Experimente sind streng verboten. Man will ja niemanden verprellen.

Ein Problem ist das nicht unbedingt, man muss nicht ständig das Rad neu erfinden. Anfangs ist der Film auch durchaus unterhaltsam, wenn Nord Nord Mord: Sievers und der erste Schrei dem Ruf der Reihe treu bleibt und auf schräge Figuren setzt. Dieses Mal sind es ein paar Vogelbeobachter, die für humoristische Tupfer sorgen. Außerdem darf sich Sievers mit einer Katze herumplagen, die es auf seine Goldfische abgesehen haben. Auch das ist ganz amüsant, selbst wenn es mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun hat, sondern nur eine kleine Nebenhandlung ist. Im Gegenzug ist Feldmann, sonst als besserwisserischer Clown für die Komik zuständig, dieses Mal auffallend zurückhaltend. Da ist nur wenig zu holen.

Nur Durchschnitt

Dafür wird es dramatischer, als es sonst bei diesen Filmen meist der Fall ist. So spielt der Beruf der Toten eine größere Rolle. Da geht es um Kinderwünsche, erfüllte wie nicht erfüllte. Auch Totgeburten werden irgendwann einmal angesprochen. Zusammen mit dem zurückhaltenderen Humor führt dies dazu, dass Nord Nord Mord: Sievers und der erste Schrei nicht den Unterhaltungsfaktor hat, den frühere Teile hatten. Wo es sonst oft mehr um den Spaß ging als die Geschichte, da legt der erfahrene Autor Thomas O. Walendy, der schon mehrfach für die Reihe tätig war, seinen Schwerpunkt etwas anders, ohne aber wie gesagt eine komplett neue Richtung einzuschlagen. Es ist also alles wie immer, nur weniger vergnüglich.

Das Ergebnis ist wie so oft bei diesen Filmen zuletzt nicht mehr als Durchschnitt. Irgendwie ist das zwar schon ganz nett, wenn das ungleiche Trio gemeinsam auf Spurensuche geht. Und natürlich profitiert Nord Nord Mord: Sievers und der erste Schrei mal wieder von dem Setting. Auch wenn es da ebenfalls an Abwechslung mangelt, die Dünen auf der Insel sind immer wieder ein hübscher Anblick. Der Fall ist dafür nur mäßig interessant. Wem das alles reicht – und bei den derzeitigen Einschaltquoten trifft das wohl auf sehr viele zu –, der wird sicherlich erneut glücklich werden. Der 21. Teil des Dauerbrenners macht nichts verkehrt in dem Sinn. Er macht aber auch nicht so viel Gutes und Eigenständiges, dass man ausgerechnet diesen Film sehen müsste. Zum Abschalten reicht es, mehr sollte nicht erwartet werden.