Phänomena

Wenn Vater Girón (Emilio Gutiérrez Cava) von paranormalen Ereignissen hört, weiß er, an wen er sich zu wenden hat: Sagrario (Belén Rueda), Paz (Gracia Olayo) und Gloria (Toni Acosta). Schließlich sind die drei absolute Koryphäen, wenn es darum geht, Geistern und anderen übernatürlichen Wesen den Weg zu weisen. Darauf baut er auch, als er von einem Antiquitätenladen erfährt, in dem es nicht mit rechten Dingen zugehen soll. Tatsächlich dauert es nicht lang, bis Girón erkennen muss, dass da etwas wirklich Böses in dem Haus umherstreift. Was als Routinefall beginnt, droht zu einem absoluten Desaster zu werden, und nur mit vereinten Kräften haben die drei Freundinnen eine Chance, lebend aus der Geschichte wieder herauszukommen …

Drei etwas andere Horror-Heldinnen

An Horrortiteln mangelt es nicht gerade. So kommen zuverlässig jeden Monat mehrere Filme auf DVD heraus, die in diesem Genre zu Hause sind. Auch im Kino sind regelmäßig welche zu finden, diesen Monat ist beispielsweise durch The Pope’s Exorcist und Evil Dead Rise für Nachschub gesorgt. Die Streamingdienste sind ebenfalls gern immer mal wieder mit dabei, wenn es darum geht, dem Publikum das Fürchten zu lehren. Theoretisch zumindest. Praktisch bedeutet die Flut an Genrevertretern, dass zwangsläufig viele untergehen müssen. Wer nicht gerade ein paar Stars hat, mit denen die Werbetrommel gerührt werden kann, sollte im Idealfall inhaltlich etwas haben, mit dem man sich von der Konkurrenz unterscheiden kann. Wie so etwas aussehen kann, zeigt der spanische Film Phänomena, der exklusiv auf Netflix verfügbar ist.

Genauer sind es hier die Hauptfiguren, die aus dem Rahmen fallen. Prinzipiell gibt es zwar keine Gesetze, die festlegen, wer in diesem Genre den Kampf mit dem Bösen aufnimmt. Und doch ist es oft recht austauschbar, was uns da als Identifikationsfläche vorgesetzt wird. Phänomena ist da eine löbliche Ausnahme, wenn wir hier drei Frauen jenseits der 50 folgen. Wie viele Horrorfilme gibt es schon, die das von sich behaupten können? Klar gibt es in dem Genre schon immer mal wieder starke Frauen. Jamie Lee Curtis wurde dadurch berühmt, dass sie sich in Halloween nicht einfach einem übermenschlichen Serienmörder ergeben wollte. Zumindest in der Hinsicht zeigen sich Horrorfilme oft fortschrittlicher als andere. Heldinnen im fortgeschrittenen Alter sind aber nach wie vor eine Seltenheit, Lin Shaye ist da in den Insidious Filmen bis heute eine Ausnahmeerscheinung.

Nimm es mit Humor

Ein bisschen wird die Badass-Attitüde der drei Freundinnen durch den Humor wieder aufgehoben. Offiziell handelt es sich bei Phänomena zwar um einen reinen Horrorfilm. Zumindest in der ersten Hälfte sind aber so viele bewusst humorvolle Szenen drin, dass die Einteilung als Horrorkomödie die passendere wäre. Dabei braucht Regisseur Carlos Therón noch nicht einmal unbedingt irgendwelche Slapstick-Einlagen. Vieles ergibt sich hier eher aus den Figuren heraus sowie der Dynamik zwischen den drei Damen. Die ganz großen Lacher springen dabei dann zwar nicht heraus. Aber es ist doch ganz amüsant und man sieht dem eigenwilligen Trio gern dabei zu, wie es sich mit dem Bösen anlegt und irgendwie aus der Sache wieder herauskommen muss.

Ebenfalls einen Blick wert ist das Setting. Nahezu der gesamte Film spielt innerhalb des Antiquitätenladens. Sicher ist das auch dem Budget geschuldet, so richtig hoch wird das bei der spanischen Produktion nicht gewesen sein. Aber es bietet doch genug fürs Auge und trägt zu dem Charme bei. Ein absolutes Genrehighlight mag Phänomena dabei nicht sein, dafür ist das doch zu wenig, sowohl im Hinblick auf die Einfälle wie auch die Spannung. Aber es reicht für einen soliden und sympathischen Vertreter, der zumindest in Ansätzen auf eigenen Beinen steht. Sollte es zu einer Fortsetzung kommen, was bei diesem Szenario durchaus denkbar wäre, darf es gern noch eine etwas interessantere Geschichte werden. Das Alleinstellungsmerkmal der drei Heldinnen dürfte da dann nicht mehr ausreichen.