Im Rahmen der Diskussion über die globale Erwärmung und den Klimaschutz bemerken wir, vor allem durch die Berichterstattung in den Medien, dass es zu einer Verhärtung der Position gekommen ist. Während die politisch Linken vor allem der Meinung sind, dass nicht genug gemacht wird und deren Proteste teils ausarten, scheint auch auf der anderen Seite wenig Entgegenkommen stattzufinden, wohingegen man sich eher mit Klientelpolitik oder Maßnahmen befasst, die teils viel zu spät kommen. Was man vermisst, sind die Lösungen oder überhaupt ein Diskurs, bei dem man an diesen interessiert ist oder an diesen arbeitet. Das wirklich Bedrückende dabei ist, dass die Argumente auf beiden Seiten sich über die Jahre nicht verändert haben, wie anhand der Diskussion um Plastik sieht, die durchaus zu einem nachhaltigeren Leben beitragen kann oder eben zur weiteren Verschmutzung unseres Lebensraumes. Dabei ist es wichtig, alle Aspekte dieses komplexen Problems zu erkennen, was in einer globalisierten Welt schlichtweg unumgänglich ist. Einen solchen Ansatz verfolgt Isa Willinger in ihrer Dokumentation Plastic Fantastic, die im Rahmen des diesjährigen DOK.fest München gezeigt wird.
Innerhalb ihres Projekts verfolgt Willinger einen Ansatz, den man bereits aus anderen Dokumentationen kennt, beispielsweise Hi, AI, einem Film über das Zusammenleben von Mensch und künstlicher Intelligenz. Anhand verschiedener Gesprächspartner, etwa einem Vertreter der Kunststoffindustrie oder einer Professorin, die auf Hawaii Untersuchungen über die Langzeitfolgen von Mikroplastik für Tier und Mensch befasst, wird das Thema von beiden Seiten erfasst. Die Personen und ihre Geschichte stammen dabei aus verschiedenen Ländern und Kulturen, sodass dem Zuschauer die Relevanz des Themas nicht nur bewusst wird, sondern deutlich wird, wie man auch selbst von diesem betroffen ist und was man vielleicht sogar selbst tun kann, damit man Plastikmüll entweder vermeiden kann oder wie man selbst aktiv werden kann, damit Konzerne weniger Kunststoffe herstellen.
Den Blick erweitern
In Kenia begleitet Willinger und ihr Team einen Aktivisten, der mithilfe vieler Helfer und Lokalpolitiker nicht nur Untersuchungen über Plastikmüll betreibt, sondern zugleich für mehr Bewusstsein in der Bevölkerung seines Heimatlandes einsteht. Zum einen geht es natürlich um ein bewusstes Leben, doch zum anderen auch um eine Diskussion mit den Konzernen, die diesen Austausch meist ablehnen, weniger zu Plastik und Kunststoff zu produzieren. Es geht ihm, so erklärt der junge Mann, darum, den Blick zu erweitern und nicht länger auf ein paar Plastiktüten oder Schraubverschlüsse von Colaflaschen zu achten, denn vielmehr sei das große Ganze wichtig. Sofern man dies als Fundament einer Dokumentation wie Plastic Fantastic sehen kann, erfüllt Willingers Mischung aus klassischer Doku und Essayfilm diesen Zweck voll und ganz und gibt vor allem denjenigen, denen die globalen Folgen des Themas nicht bewusst sind, einen Überblick, der beide Lager berücksichtigt. Der Ton ist dabei unaufgeregt und faktenbasiert, was wohl am meisten überzeugt in diesem sehr informativen und überzeugend gemachten Film, der sich Zeit lässt, wo andere zu (vor-)schnellen Schlüssen kommen.
OT: „Plastic Fantastic“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Isa Willinger
Drehbuch: Isa Willinger
Musik: Damian Scholl
Kamera: Julian Krubasik, Felic Pflieger
CPH-DOX 2023
DOK.fest München 2023
Fünf Seen Filmfestival 2023
Amazon (DVD „Plastic Fantastic“)
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