Quasi (Steve Lemme) erfindet bei dem Versuch, seinem Buckel entgegenzuwirken, die Streckbank. Das neue Folterinstrument kommt ihm und seinem Freund Duchamp (Kevin Heffernan) gerade recht, leiten sie doch die örtliche Folterkammer. Auch der hauptberuflich Gefolterte Michel (Erik Stolhanske) profitiert davon. Bei einer von König Guy (Jay Chandrasekhar) ausgetragenen Lotterie gewinnt Quasi den ersten Preis – ein Treffen mit Papst Cornelius (Paul Soter). Allerdings bekommt er von Guy die Anweisung, den Pontifex bei dieser Gelegenheit zu ermorden. Als die beiden im Beichtstuhl sitzen, will Quasi das Komplott gestehen, erhält dazu aber keine Gelegenheit, da Cornelius ihn damit beauftragt, den König zu ermorden. Quasi muss mit Duchamp einen Plan aushecken, wie er aus dieser Zwickmühle wieder herauskommt …
Rückkehr des Buckligen
Der Animationsfilm Der Glöckner von Notre-Dame aus dem Jahre 1996 ist wohl die bekannteste Adaption des von Victor Hugo geschriebenen Romans, aber keineswegs die einzige. Bereits in der Stummfilmzeit erschien 1905 der Kurzfilm Esmeralda als die erste von vielen. Abgesehen von der Direct-to-Video-Fortsetzung Der Glöckner von Notre Dame 2 – Das Geheimnis von La Fidèle aus dem Jahre 2002 wurde sich des Stoffes in diesem Jahrtausend aber noch nicht angenommen. Das ändert sich nun mit Quasi. Auch wenn der Film hierzulande auf Disney+ erscheint, und im Jahre 2019 ein Live-Action-Remake des Klassikers angekündigt wurde, hat Quasi mit diesem nichts zu tun. Wie beim letzten eigenständigen Film, Quasimodo d’El Paris (1999, bisher weder Titel noch Veröffentlichung für Deutschland), handelt es sich um eine komödiantische Auseinandersetzung mit dem Sujet.
Das Skript zu Quasi hatte die Comedy-Truppe Broken Lizard (bestehend aus Chandrasekhar, Heffernan, Lemme, Soter, Stolhanske) schon im Jahre 1995. Damals ließ es sich aus Budgetgründen aber nicht umsetzen. So wurde Super Troopers – Die Superbullen im Jahre 2001 der erste Kinofilm der Freunde, was für ihre Karriere wesentlich besser war. Anfänglich eher gemischt aufgenommen, wurde er nach DVD-Release zu einem Kultfilm. Wäre Quasi zuerst erschienen, hätte die Gruppe eventuell niemals eine treue Anhängerschaft gefunden und damit auch keine Förderung für weitere Projekte erhalten. Sicher werden sie damals enttäuscht darüber gewesen sein, dass es mit Quasi nicht klappte. Aber fast drei Dekaden später stellt sich nun heraus, dass es doch zum Besten so war.
Humor für Fans
In dieser Zeit konnte natürlich auch mehr Erfahrung im Filmemachen gesammelt werden. Rein optisch ist Quasi die beste Produktion von Broken Lizard. Das bezieht sich nicht nur auf die Kameraführung, sondern auch das Setdesign und die Ausstattung. Gerade die letzten beide Punkte waren hauptverantwortlich dafür, dass das Projekt damals nicht umgesetzt werden konnte. Während dabei keine Detailliebe wie etwa in Game of Thrones geboten wird, kann diese hier nicht erwartet und muss vor allem auch gar nicht geliefert werden. Quasi ist nun mal eine Komödie – in einem Mittelaltersetting zwar, aber eben kein Film, der auf diese Art der Immersion angewiesen wäre. Mit der historischen Akkuratesse ist es hier auch nicht so weit her (so stammen zum Beispiel König und Papst aus völlig unterschiedlichen Epochen), aber das ist ebenfalls irrelevant, für eine Komödie sowieso, und bis auf wenige Ausnahmen für einen Film im Allgemeinen.
Eine Komödie steht und fällt mit ihren Witzen und ist daher in gewissem Sinne immer vom Geschmack abhängig. Wer die Filmographie von Broken Lizard mit religiösem Eifer verschlungen hat und zitieren kann, der wird in Quasi beste Unterhaltung vorfinden. Der Film ist sich darüber bewusst, was er ist, und hat gar keine großen Ambitionen, mehr zu sein. Das Veröffentlichungsdatum ist sicher auch nicht zufällig gewählt worden. In der US-amerikanischen Schreibweise wird es mit 4/20 notiert, was einen Hinweis auf die anvisierte Zielgruppe oder den besten Rezeptionszustand darstellt. Unabhängig von der Qualität der Witze ist den Darstellern anzumerken, wie eingespielt sie sind. Ihr Timing im Team ist exzellent und keiner versucht sich hier besonders in den Vordergrund zu drängen. Jeder entfaltet sich dadurch, dass er den anderen Raum zur Entfaltung lässt. Adrianne Palicki, die hier als Fremdkörper zur Gruppe stößt, fügt sich nahtlos ein und liefert sogar die beste schauspielerische Leistung.
OT: „Quasi“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Kevin Heffernan
Drehbuch: Jay Chandrasekhar, Kevin Heffernan, Steve Lemme, Paul Soter, Eirk Stolhanske
Musik: Jason Akana
Kamera: Joe Collins
Besetzung: Brian Cox, Jay Chandrasekhar, Kevin Heffernan, Steve Lemme, Paul Soter, Eirk Stolhanske, Adrianne Palicki, Hassie Harrison
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