Als ein Tornado über die Stadt hinwegfegt, suchen Robert (Pat Healy) und Diane (Vinessa Shaw) gemeinsam mit ihrer Tochter Melissa (Sierra McCormick) und Sohn Bobby (John James Cronin) Schutz im Badezimmer. Zu ihrem Entsetzen müssen sie aber bald feststellen, dass die Badezimmertür in Folge des Sturms blockiert ist und sie nicht mehr hinaus können. Auch sonst gibt es keinen Ausweg, sie sind in dem Zimmer gefangen. Zunächst sind sie noch guter Dinge, dass der Schrecken ein baldiges Ende haben wird, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis jemand kommt und sie befreit. Doch je länger sie eingesperrt sind, umso stärker werden die Spannungen, die Nerven liegen blank …
Gefangen im Badezimmer
Wenn Menschen auf engem Raum zusammenhocken, dann kann das schnell zu Konflikten führen. Diese Erfahrung macht man immer wieder im Alltag, sei es im Urlaub oder während der Feiertage, wenn man sich plötzlich andauernd sieht und es keine Rückzugsmöglichkeiten mehr gibt. Für die Betroffenen kann das sehr unangenehm sein. Für Filme ist es hingegen ein dankbares Szenario, lassen sich mit den unweigerlichen Spannungen doch eine Reihe unterschiedlichster Geschichten erzählen. Manche nutzen dies zu humoristischen Zwecken, wenn sich die Figuren in die Haare kriegen. Man kann es aber auch auf eine ernstere und härtere Weise betreiben. Ein Beispiel hierfür ist Shelter – Gefangene der Angst, bei dem die unfreiwillige Nähe in einem Badezimmer zu einem absoluten Alptraum wird.
Dabei ist zunächst offen, in welche Richtung sich das alles bewegen wird. So meint man zunächst, es könne sich vielleicht um eine Art Survival Thriller handeln, bei dem eine Familie zusammenhalten muss, um aus einer Krisensituation wieder herauszukommen. An anderen Stellen ist das Drama näher, wenn Shelter – Gefangene der Angst die gemeinsame Auszeit zu einer Therapiesitzung umfunktioniert. Da kommen dann Krisen und Konflikte an die Oberfläche, um die sich die Familie zuvor nicht ausreichend gekümmert hat. Später schlägt der Film dann auf einmal eine übernatürliche Richtung ein, wenn die Gefangenschaft und der Tornado gar nicht mal die größte Gefahr ist, der die vier ausgesetzt sind.
Der Frust der Unentschlossenheit
Das Ergebnis ist leider nur gemischt. Da sind immer mal wieder Szenen dabei, die tatsächlich spannend sind, darunter eine, die mit einer unheimlichen Wendung einhergeht. Außerdem gelingt es Regisseur Sean King O’Grady und seinem Ensemble gut, die Situation langsam eskalieren zu lassen und die Hysterie aufzuzeigen, die sich breitmacht. Gerade Pat Healy (Carnage Park, Compliance), der sich gnadenlos dem Overacting hingibt, hinterlässt Eindruck. Der englische Originaltitel We Need to Do Something ist in dem Zusammenhang schon gut gewählt, drückt er doch die Hilflosigkeit aus, welche in dem engen Zimmer herrscht. Nur wird das nicht konsequent verfolgt. Allgemein hat Shelter – Gefangene der Angst das Problem, dass nichts wirklich bis zum Schluss durchgezogen wird, weswegen man sich am Ende fragen darf, was das jetzt überhaupt sollte.
Enttäuschend sind dabei auch die wiederkehrenden Flashbacks. Zwar wurde mit diesen versucht, Melissa mehr Tiefe zu verleihen und zumindest eine mögliche Erklärung für die Vorkommnisse zu liefern. Sie nehmen aber regelmäßig die Spannung aus, torpedieren die klaustrophobische Stimmung und führen dabei noch nicht mal zu etwas. Dass die Adaption einer Novelle von Max Booth III, der hier auch das Drehbuch schrieb, etwas aussagen wollte, das spürt man zwar schon. Es wird nur nicht klar, was das ist. Ansätze gibt es durchaus einige, wer spekulieren und Hypothesen aufstellen möchte, findet bei Shelter – Gefangene der Angst manches, was als Symbol taugt. Es ist nur nicht genug, weswegen nicht wenige im Anschluss an den Film frustriert sein dürften. Das Potenzial, welches es hier sicherlich gab, wurde nicht genügend genutzt.
OT: „We Need to Do Something“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Sean King O’Grady
Drehbuch: Max Booth III
Vorlage: Max Booth III
Musik: Nathan Barr, Dimitri Smith
Kamera: Jean-Philippe Bernier
Besetzung: Vinessa Shaw, Sierra McCormick, John James Cronin, Lisette Alexis, Pat Healy
Tribeca Film Festival 2021
Sitges 2021
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