Die Freude hält sich bei Heinrich Harrer (Brad Pitt) eher in Grenzen, als er erfährt, dass er Vater wird. Und so beschließt der Österreicher, sich erst einmal einer Himalaya-Expedition anzuschließen und den Berg zu besteigen. Dabei gerät er schnell mit seinem Landsmann Peter Aufschnaiter (David Thewlis) aneinander, der wenig mit dem egozentrischen und unzuverlässigen Harrer anfangen kann. Bald haben die beiden aber ohnehin andere Sorgen: Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht, werden sie von den Briten gefangen genommen und in ein Lager gesteckt, wo ihnen erst 1944 der Ausbruch gelingt. Ihre Flucht führt sie nach Tibet, wo Harrer später zum Lehrer von Tenzin Gyatso (Jamyang Jamtsho Wangchuk) gemacht wird, dem 14. Dalai Lama. Während die beiden mit der Zeit Freundschaft schließen, droht jedoch bereits der nächste Ärger …
Begegnung mit einer fremden Kultur
Dass man in China keinen Spaß versteht, wenn es um die Verteidigung von Territorien geht, die es als die eigenen ansieht, ist kein Geheimnis. Ob es nun das ständige Säbelrassen im Hinblick auf Taiwan ist oder diverse Inselgruppen, um die rhetorisch gekämpft wird, es gibt mehr als genug Konfliktherde. Dabei gerät ein anderer zuweilen in Vergessenheit. So marschierte die Volksrepublik 1959 in Tibet ein und schuf Tatsachen, die mit fragwürdigen Verweisen auf die Geschichte gerechtfertigt werden sollten. Seither darf über die Region nicht mehr gesprochen werden. Das merkten auch diejenigen, die am Film Sieben Jahre von Tibet beteiligt waren. Regisseur Jean-Jacques Annaud und die beiden Hauptdarsteller Brad Pitt und David Thewlis erhielten ein Einreiseverbot. Außerdem wurden künftige Filme von Sony, das Studio hinter dem Epos, verboten, obwohl die weder mit China noch Tibet in Verbindung standen.
Dem internationalen Erfolg schadete die Kontroverse kaum. Zwar war Sieben Jahre in Tibet nicht der absolute Blockbuster, spielte aber immerhin knapp das Doppelte des Budgets wieder ein – und das war mit 70 Millionen US-Dollar nicht gerade gering. Dafür dürfte es entscheidende Gründe gegeben haben. Der eine ist die Besetzung. Brad Pritt war in den 1990ern zu einem der heißesten Stars Hollywoods aufgestiegen, mit Interview mit einem Vampir, Legenden der Leidenschaft und einigen anderen Titeln hatte er zu dieser Zeit einen beeindruckenden Lauf. Da konnte er es sich auch erlauben, eine Figur zu spielen, die nicht unbedingt Vorbildfunktion hat. Harrer ist zunächst nahezu unerträglich, wenn er sich praktisch nur für sich selbst interessiert, ihm völlig egal ist, was mit anderen passiert. Erst im Laufe der Zeit – der Titel ist Programm – wird sich das ändern. Die Begegnung mit der fremden Kultur wird ihn nach und nach zu einem besseren Menschen machen.
Atemberaubende Aufnahmen
Der zweite große „Star“ des Films ist das Setting. Aus naheliegenden Gründen konnte Sieben Jahre in Tibet nicht offiziell an Original-Schauplätzen in Tibet gedreht werden. Heimlich entstanden zwar schon Aufnahmen, ein Großteil musste aber nach Argentinien verschifft werden. Man gab sich dabei jedoch große Mühe, die Gegend in der Fremde zu rekonstruieren. Eine Mühe, die sich zumindest aus Sicht des Publikums rentiert. Ob wir uns der Schönheit der Berge hingeben oder auch Einblicke in die tibetanische Kultur erhalten, da gibt es jede Menge zu sehen. Das gilt ebenfalls für die späteren Szenen, wenn die Spannungen mit China zunehmen und es dabei zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt, die irgendwann zur Invasion und Flucht führten.
Wobei man sich von diesem Themenaspekt nicht zu viel erhoffen sollte. Der Film handelt dann eben doch nicht von dem Land und dem Konflikt, sondern von dem Protagonisten. Erzählt wird die Geschichte aus dem Blickwinkel von Heinrich Harrer, auf dessen Autobiografie der Film auch basiert. Dabei nahm man das mit der Werkstreue zwar nicht so wahnsinnig genau, da wurde schon einiges umgeschrieben. Beispielsweise fehlt Harrers SS-Vergangenheit, da dies wohl nur schwer zu verkaufen gewesen wäre. Dafür wurde anderweitig für Drama gesorgt. Wer sich nicht daran stört, dass aus dem Stoff eine Hollywood-Version gemacht wurde, kann hier auch ein Vierteljahrhundert später staunen und mitfiebern. Sieben Jahre in Tibet ist ein bildgewaltiger Ausflug in eine fremde Welt, an den man sich im Anschluss gern erinnert.
OT: „Seven Years in Tibet“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Jean-Jacques Annaud
Drehbuch: Becky Johnston
Vorlage: Heinrich Harrer
Musik: John Williams
Kamera: Robert Fraisse
Besetzung: Brad Pitt, David Thewlis, BD Wong, Mako, Jamyang Jamtsho Wangchuk, Lhakpa Tsamchoe, Jetsun Pema
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Golden Globes | 1998 | Beste Musik | John Williams | Nominiert |
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