Eigentlich können Nicotine (Anaïs Demoustier), Ammonia (Oulaya Amamra), Benzene (Gilles Lellouche), Mercury (Jean-Pascal Zadi) und Methanol (Vincent Lacoste) stolz auf sich sein. Schließlich ist es dem Heldenteam Tobacco Force gelungen, mit vereinten Kräften die gefährliche Killer-Schildkröte auszuschalten. Und doch, irgendwie lief das schon mal besser, das Gemeinschaftsgefühl des Quintetts lässt zu wünschen übrig. Und so beschließt ihr Chef Didier, die fünf erst einmal zu einem See zu schicken, wo sie im Rahmen einer Teambuilding-Woche wieder zusammenfinden sollen. Dabei schläft das Böse nicht: Während sie sich gegenseitig Horrorgeschichten erzählen und sich dabei zu übertrumpfen versuchen, plant im Hintergrund Lézardin (Benoît Poelvoorde) das Ende der Welt …
Horrorgeschichte beim Helden-Teambuilding
Nachdem es zwischendurch so aussah, als habe Quentin Dupieux seine filmischen Ambitionen aufgegeben, sorgt er inzwischen wieder regelmäßig für Nachschub. 2022 stellte er sogar zwei neue Filme vor: Erst feierte im Februar Incredible But True auf der Berlinale Premiere, drei Monate später folgte in Cannes Smoking Causes Coughing. Wobei ihm dabei die Kürze seiner Werke entgegenkommt, seit Jahren schon beschränkt er sich auf 70 bis 80 Minuten lange Filme. Sein letzter Film, der die anderthalb-Stunden-Marke schaffte, ist inzwischen zehn Jahre her. Und so ist auch seine letzte Komödie ein recht kurzes Vergnügen. Das bedeutet aber nicht, dass der französische Regisseur und Drehbuchautor nichts zu erzählen hätte.
Tatsächlich packt er sogar eine ganze Reihe von Geschichten in seinen mittlerweile 11. Film. Zwar meint man anfangs noch, dass Smoking Causes Coughing von den Kämpfen des Quintetts gegen das Böse handelt. Das trifft aber nur zum Teil zu. Stattdessen nimmt Dupieux die Teambuilding-Maßnahme am See, um dabei viele Einzelgeschichten zu erzählen. Wenn die fünf sich gegenseitig Gruselgeschichten erzählen, dann hat das schon einen gewissen Lagerfeuer-Charme. Mit dem Unterschied, dass die Geschichten – typisch für den Filmemacher – zu absurd sind, um tatsächliche Spannung zu erzeugen. Dabei werden Erinnerungen an frühere Filme des Regisseurs wach, etwa Rubber oder Monsieur Killerstyle, bei denen er ebenfalls blutige Szenen mit groteskem Witz kombinierte.
Derb und surreal
Allgemein wird man hier so manches Déjà-vu-Erlebnis haben. Beispielsweise finden sich im Ensemble mehrere Leute, mit denen Dupieux zuvor schon zusammengearbeitet hat. Manche davon sind zu sehen. Schauspielveteran Alain Chabat hört man hingegen nur: Er spricht die Rolle des Chefs Didier, eine übergroße, ständig sabbernde und sexuell aufgeladene Ratte. So richtig vorbildhaft ist eine solche Figur kaum. Allein deshalb schon braucht hier niemand zu befürchten, der Filmemacher könnte sich zu sehr an die noch immer beliebten Superheldenfilme dranhängen zu wollen. Der Einstieg weckt dabei noch bewusst Erinnerungen an Power Rangers und Konsorten. Doch das großzügig verteilte Blut macht klar, dass sich Dupieux auch bei Smoking Causes Coughing nicht für den Kino-Mainstream interessiert. Er zieht stur sein Ding durch.
Für Fans ist deshalb die wenig heldenhafte Heldensaga daher ein Fest, die Rückkehr eines gleichermaßen vertrauten wie verschrobenen Freundes. Wer dessen eigenwilligen Humor mit Hang zum Derben und Surrealen teilt, hat hier wie immer jede Menge Spaß. Die neu hinzugekommenen Schauspieler und Schauspielerinnen fügen sich gut in das Gesamtkonstrukt ein, auch wenn ihre jeweiligen Figuren durch den Episoden-Charakter wenig aussagekräftig sind. Da hätte man sich an manchen Stellen doch mehr gewünscht. Sympathisch ist die blutverschmierte Wundertüte aber auf jeden Fall. Smoking Causes Coughing macht auch neugierig auf die nächsten Werke von Dupieux, die bereits angekündigt sind und wieder mit einigen bekannten Gesichtern gefüllt sein sollen.
OT: „Fumer fait tousser“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Quentin Dupieux
Drehbuch: Quentin Dupieux
Kamera: Quentin Dupieux
Besetzung: Gilles Lellouche, Vincent Lacoste, Anaïs Demoustier, Jean-Pascal Zadi, Oulaya Amamra, Benoît Poelvoorde
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
César | 2023 | Beste visuelle Effekte | Sébastien Rame | Nominiert |
Cannes 2022
Sitges 2022
Fantasy Filmfest Nights 2023
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