Summerland
© Michael Wharley / capelight pictures

Summerland

„Summerland“ // Deutschland-Start: 14. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt/Kritik

Alice Lamb (Gemma Arterton) führt ein einsames Leben an der Küste Südenglands. Während des Zweiten Weltkriegs muss die Schriftstellerin plötzlich gegen ihren Willen einen Jungen bei sich zuhause aufnehmen. Der aus London stammende Frank (Lucas Bond) soll wenigstens eine Woche bei ihr bleiben, bis eine andere Unterkunft für ihn gefunden wurde. Obwohl sie mit Kindern nichts anfangen kann und will, arrangiert sie sich im Laufe der Zeit mit dem unerwarteten Gast. Frank wurde von seinen Eltern getrennt, ist aber nicht der einzige, der jemanden vermisst: Alice kann nicht aufhören, an Vera (Gugu Mbatha-Raw) zu denken, ihre große Liebe aus den 1920er-Jahren …

Langsame Erzählweise

Summerland ist ein Film, der sich sehr viel Zeit nimmt, um seine Charaktere zu entwickeln und ihre Geschichten zu erzählen. Der Streifen bedient sich einer langsamen Erzählweise, um das Leben von Alice und Frank zu erforschen. Durch diese Methode soll es dem Zuschauer wohl besser ermöglicht werden, tiefer in die Gedankenwelt der Charaktere einzutauchen und ihre Emotionen besser zu verstehen. Dadurch entsteht im Idealfall eine intime Beziehung zwischen dem Publikum und den Figuren; diese Tiefe der Charakterisierung macht es uns leicht, mit ihnen mitzufühlen und uns in ihre Situation hineinzuversetzen.

Bereits die ersten fünf Minuten vermitteln uns ein Bild von Alice, das sie erst unsympathisch und dann geradezu gemein erscheinen lässt. Der Film eröffnet in Kent im Jahre 1975, als die an einem Skript arbeitende Alice (jetzt: Penelope Wilton) ein paar Spenden sammelnde Kinder abweist. Dann springen wir in die Vergangenheit (in welcher wir die meiste Zeit über bleiben werden, von einigen Rückblenden abgesehen), als ein Mädchen im Tante-Emma-Laden Schokolade möchte, deren Mutter sich diese aber nicht leisten kann. Zusätzlich zum Erwerb eines Päckchens Zigaretten weist Alice die Verkäuferin an, auch die Tafel Schokolade in der Hand des Mädchens auf die Rechnung zu setzen – nur um sie dann für sich selbst einzustecken, während das dankbare Lächeln der anderen Beteiligten gefriert. Im Laufe des Films werden wir uns jedoch auf Alice‘ Seite schlagen können, was anfangs noch unmöglich erscheint.

Reingelegt!

Den Fokus auf die Charakterentwicklung zu legen kommt mit dem Risiko daher, im Gegenzug die Handlung oder zumindest das Pacing zu vernachlässigen. Summerland behandelt Themen wie Vorurteile, Isolation, Vertrauen, Vergangenheitsbewältigung und Vergebung auf eine einfühlsame Weise. Die schöne Landschaft von Kent und die stimmungsvolle Musikuntermalung tragen zur Atmosphäre des Films bei, während er leise Spannung und emotionale Intensität bieten möchte. Aber es gibt eben auch Leerläufe. Einige Szenen fühlen sich unnötig langatmig an und tragen nicht viel zur Handlung bei. Im zweiten Akt fällt der Film dann auch langsam auseinander, da er seinen Twist anscheinend unbedingt als unerwartete Überraschung präsentieren wollte. In diesem Bestreben benutzt er aber einen unfairen Trick. Auf der einen Seite würde Summerland den Twist zu früh vorweggeben, wenn der Film „ehrlicher“ gewesen wäre, auf der anderen Seite ist die Wende für eingefleischte Filmfans trotzdem so schon vorhersehbar. Abgesehen davon ist aber der dritte Akt mit Abstand das Schwächste hier.

Summerland lebt von seinen Bildern und vor allem von Gemma Arterton. Die Schauspielerin fühlt sich hier nicht nur deshalb zuhause, weil sie tatsächlich in Kent geboren wurde. Arterton trägt beinahe den gesamten Film, ist fast durchgehend präsent und darf eine ganze Bandbreite an Emotionen und Stimmungen durchleben. Gugu Mbatha-Raw und Lucas Bond können da zwar nicht ganz mithalten, rein zeitlich schon nicht, überzeugen in ihren Rollen jedoch auch.

Credits

OT: „Summerland“
Land: UK
Jahr: 2020
Regie: Jessica Swale
Drehbuch: Jessica Swale
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Laurie Rose
Besetzung: Gemma Arterton, Lucas Bond, Gugu Mbatha-Raw, Tom Courtenay, Dixie Egerickx, Amanda Root, Jessica Gunning, Siân Phillips, David Horovitch, Penelope Wilton, Martina Laird

Bilder

Trailer

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Summerland
Fazit
"Summerland" besticht durch schöne Bilder und eine fantastische Hauptdarstellerin. Die Handlung wird zugunsten der Charaktere vernachlässigt und fällt im letzten Akt in sich zusammen, worüber dank der positiven Aspekte aber in gewissem Maße hinweggesehen werden kann.
Leserwertung11 Bewertungen
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von 10