Der Vater von William (Daniel Diemer) war ein bekannter Sturmjäger. Diese Leidenschaft kostete ihn jedoch eines Tages das Leben. Zehn Jahre später möchte William mehr über die ganze Sache wissen, seine Mutter Quinn (Anne Heche) ist dabei aber keine große Hilfe. Als sein Onkel Roy (Skeet Ulrich) ihm ein Paket zukommen lässt, das Antworten verspricht, reist er von Florida nach Texas, um gemeinsam mit Roy und dessen Boss Zane (Alec Baldwin), der Sturmtourismus anbietet, einem ganz besonderen Sturm hinterherzujagen …
Viel Sturm, noch mehr Musik
Naturkatastrophen üben seit jeher eine gewisse Faszination auf die Menschheit aus. Manche machen es sich gar zur Aufgabe, Stürmen hinterherzufahren und sie mit ihren Kameras festzuhalten – spätestens seit Earthstorm – Naturgewalten auf der Spur sollte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sein, dass Sturmjäger kein Fantasieprodukt eines Hollywood-Drehbuchautoren sind. Eine Superzelle ist dabei ein Art von Sturm mit besonderen Merkmalen.
Superzelle – Sturmjäger hat ein ganz gewaltiges Problem. Probleme gibt es hier mehr als nur eines, aber alles andere Negative sowie das Positive an diesem Film ertrinken in einem bestimmten Aspekt: dem Score. Die Musik klingt, als wäre ein Soundtrack von John Williams auf Wish bestellt worden. Damit nicht genug scheint sie dauerpräsent und überlaut zu sein. Darüber hinaus ist sie viel zu bombastisch. Wer einen Katastrophenfilm anschaut, in dem es um Stürme und Sturmjäger geht, will eigentlich nicht immer wieder einmal an Jurassic Park erinnert werden. Die Musik beizusteuern gehört zu den undankbareren Aufgaben bei einer Filmproduktion, da die entstandenen Werke in kritischen Auseinandersetzungen damit meist nur angesprochen werden, wenn sie schlecht oder unpassend sind, oder von den superbekannten Komponisten stammen. Corey Wallace (We Have a Ghost) wäre es sicher auch lieber gewesen, wenn er für seine Arbeit gelobt worden wäre. Wenn es Williams nicht gäbe und wenn die Musik in Supercell – Sturmjäger wohldosierter eingesetzt wäre, hätte es damit eigentlich klappen können. Dann hätte sie aber auch noch für einen anderen Film sein müssen.
Auf den Spuren bekannter Vorbilder
Aber nicht nur in dieser Hinsicht hat Supercell – Sturmjäger patestehende Inspirationen. Regiedebütant Herbert James Winterstern scheint wohl ein großer Fan von Steven Spielberg zu sein. Allusionen auf dessen Werke lassen sich einige finden, wiewohl der Film auch halbwegs offen damit umzugehen scheint, dass er eindeutig von dem Katastrophenfilm Twister aus dem Jahre 1996 beeinflusst wurde. In Supercell werden Tornados in gewisser Weise als eine eigene Entität angesehen, was an einen Aspekt aus The Hurricane Heist erinnert, auch wenn nicht bekannt ist, ob Winterstern überhaupt etwas von der Existenz dieses Streifens weiß. Es ist nie verkehrt, sich für ein Regiedebüt an großen Vorbildern zu orientieren. Das birgt unweigerlich das Risiko, als bloßer Abklatsch angesehen zu werden, aber es gibt dem Neuling die Sicherheit, sich in gewohnten Bahnen zu bewegen, während er völlig neue Pfade beschreitet.
Winterstern schreibt zwar ab, lässt dabei aber durchaus eine eigene Handschrift durchscheinen. Wobei „schreiben“ den Finger auch schon wieder in die Wunde legt – Winterstern mag zwar eine Zukunft als Regisseur vor sich haben, vom Verfassen eines Drehbuches sollte er aber lieber Abstand nehmen. Die Geschichte ist für die Laufzeit des Films viel zu ereignislos, und wirft zu viele Fragen auf, als dass wir uns hier darum kümmern könnten. Andererseits lässt sich auch nicht feststellen, wie viel Einfluss Co-Autorin Anna Elizabeth James (Deadly Illusions) hatte.
Zwischen Autopilot und Kameraglück
Alec Baldwin (Wenn Liebe so einfach wäre) schlafwandelt beinahe durch den Film. Seine Performance ist zwar nicht schlecht, aber mit anderen Kameraeinstellungen wäre vielleicht das kleine leuchtende Lämpchen sichtbar gewesen, das den eingeschalteten Autopilotenmodus signalisiert. Direkt im Debüt Baldwin vor die Linse zu bekommen, mag einschüchternd wirken. Vielleicht war die Aufgabe, ihn zu führen, noch zu groß für Winterstern. Es ist der dritte von insgesamt sechs Filmen mit ihrer Beteiligung, die nach dem Tod von Anne Heche veröffentlicht wurden beziehungsweise noch werden. Mit ihr scheint der Neuling etwas besser zurechtgekommen zu sein. Besonderes Lob verdient sich hier jedoch Kameramann Andrew Jeric (Sightless). Hauptsächlich seinetwegen ist Supercell –Sturmjäger anschaubar. Für misslungenes CGI oder den offensichtlichen Einsatz von Greenscreens kann er nichts, aber an dem, was in seiner Verantwortung liegt, gibt es nichts auszusetzen. Die von ihm eingefangenen Bilder haben etwas Pittoreskes.
OT: „Supercell“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Herbert James Winterstern
Drehbuch: Herbert James Winterstern, Anna Elizabeth James
Musik: Corey Wallace
Kamera: Andrew Jeric
Besetzung: Daniel Diemer, Anne Heche, Skeet Ulrich, Alec Baldwin, Jordan Kristine Seamón, Anjul Nigam, Michael Klingher, Richard Gunn, Praya Lundberg
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