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Tatort: Seilschaft

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„Tatort: Seilschaft“ // Deutschland-Start: 30. April 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Zürich wird von einer rätselhaften Mordserie erschüttert. Erst trifft es den Host einer Charity-Veranstaltung, dessen Leiche in einem noblen Hotel am Zürichsee gefunden wird. Kurze Zeit später wird ein Top-Unternehmer tot aufgefunden, auf dem Grund des Zürichsees an sein Ruderboot gefesselt. Als auch noch Dominic Mercier (Leonardo Nigro), einer der Veranstalter des Charity-Events, einen Drohbrief erhält, gilt es, den Täter oder die Täterin möglichst schnell zu finden, bevor ein weiteres Opfer zu beklagen gibt. Während Isabel Grandjean (Anna Pieri Zuercher) auf der Suche nach einer Antwort tief in die Welt der Mafia hinabsteigt, folgt Tessa Ott (Carol Schuler) einer anderen Spur, die sie zu einem Waisenhaus führt. Da taucht eine weitere Leiche auf …

Abgründe der Gesellschaft

Beim Tatort gibt man sich gern immer mal wieder gesellschaftlichen Themen hin – was die einen freut, andere hingegen regelmäßig zur Weißglut treibt, wenn der Sonntagabend eigentlich zum Abschalten gedacht. Immer weit vorne dabei, wenn es darum geht, Missstände anzuprangern, ist das Schweizer Duo Grandjean und Ott, das seit Herbst 2020 auf Verbrecherjagd ist. Dabei scheint man im Süden vor allem Unternehmen im Visier zu haben. So ging es letztes Mal in Risiken mit Nebenwirkungen um die Pharmaindustrie. Bei Schoggiläbe wurde einem schwerreichen Schokofabrikanten auf die Finger geklopft. Wenn bei Seilschaft, dem inzwischen fünften Auftritt der beiden Polizistinnen, die obersten Kreise der Gesellschaft an den Pranger gestellt werden, dürfte das daher die wenigsten überraschen.

Überraschend sind dafür die Morde. Die werden mit einem solchen Aufwand betrieben, als würde da ein Wettbewerb abgehalten, wer auf möglichst aufwendige Weise jemand anderen tötet. Da wird das Morden zu einer Kunstform erhoben, pragmatisch ist da nichts. Für ein Publikum, das möglichst nahe an der Realität bleiben möchte, ist das weniger befriedigend. Tatort: Seilschaft wandelt da eher auf den Spuren von Sieben. Zumindest so gut es eben geht mit einer europäischen TV-Produktion. Natürlich muss man bei so etwas immer Abstriche machen, Budget und Besetzung sind da automatisch ein paar Klassen drunter. Außerdem hat man hier nicht das Gefühl, es mit einem wahnsinnigen Mastermind zu tun zu haben, das mit der Polizei ein perfides Spiel spielt. Es entsteht keine vergleichbare Atmosphäre eines Duells.

Zwischen bizarr und banal

Das hängt auch damit zusammen, warum diese Morde geschehen. Der 1235. Film der ARD-Krimireihe lässt zwar eine ganze Weile darauf warten, bis verraten wird, was hinter allem steckt. Schon früh gibt er aber eine grobe Richtung vor. Klar ist, dass die Oberen, die an der Charity-Aktion beteiligt waren, irgendetwas ausgefressen haben. Da wird nach außen hin auf Saubermann gemacht, während es hinter den Kulissen recht unappetitlich zugeht. Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite ist es natürlich immer wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass manche sich als etwas anderes ausgeben, als sie wirklich sind, sei es nun im wirtschaftlichen oder politischen Bereich. Gleichzeitig wildert Tatort: Seilschaft aber auch hemmungslos im Bereich aktueller Verschwörungstheorien und macht es sich damit schon ziemlich einfach.

Insgesamt ist der Film damit seltsam uneinheitlich. Mal will er etwas zur Gesellschaft sagen, nur um sich dann völlig von der Realität zu verabschieden. Der Krimi ist im einen Moment bizarr, nur um dann ganz banal zu werden, etwa bei den Dialogen. Er reißt auch nicht so wirklich mit: Obwohl es in Tatort: Seilschaft um ein sehr emotionales Thema geht und sich die Darstellerinnen zum Ende hin alle Mühe geben, das auch entsprechend zu zeigen, zieht einen das nicht so sehr hinein, dass man tatsächlich große Gefühle entwickeln müsste. Dafür ist man viel zu sehr damit beschäftigt, den diversen nicht immer nachzuvollziehenden Pfaden zu folgen, auf die sich das Schweizer Team verirrt hat.

Credits

OT: „Tatort: Seilschaft“
Land: Schweiz
Jahr: 2023
Regie: Tobias Ineichen
Drehbuch: Karin Heberlein, Claudia Pütz
Musik: Fabian Römer
Kamera: Michael Saxer
Besetzung: Carol Schuler, Anna Pieri Zuercher, Rabea Egg, Leonardo Nigro, Lillyenne Zünd, Ariane Pochon, Veton Hamza, Elidan Arzoni, Rachel Braunschweig, Aaron Arens

Bilder

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Tatort: Seilschaft
fazit
Außen hui, innen pfui: „Tatort: Seilschaft“ nimmt sich die obersten der Schweizer Gesellschaft vor, wenn nach einem Charity-Abend mehrere Leute getötet werden. Da treffen bizarre Morde auf banale Dialoge und Ausflüge in beliebte Verschwörungstheorien, die einen eher verwirrt als mitgenommen zurücklassen – trotz eines emotionalen Themas.
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