The Popes Exorcist
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The Pope’s Exorcist

The Popes Exorcist
„The Pope’s Exorcist“ // Deutschland-Start: 6. April 2023 (Kino) // 22. Juni 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit dem Tod ihres Mannes hat Julia (Alex Essoe) ganz schön zu kämpfen, auch in finanzieller Hinsicht. Ihre große Hoffnung ist die St. Sebastian Abtei, die ihr von ihrem Mann vermacht wurde. Ist diese erst einmal renoviert, könnten sie mit dem Verkauf ihre Sorgen loswerden. So zumindest ihr Plan. Um die Arbeiten zu überwachen und auch auf andere Gedanken zu kommen, reist sie daher mit ihrer Teenager-Tochter Amy (Laurel Marsden) und ihrem jungen Sohn Henry (Peter DeSouza-Feighoney) nach Spanien – sehr zum Leidwesen von Amy, die keine Lust auf das Leben in der Provinz hat. Doch dies ist bald die geringste Sorge von Julia. Erst kommt es zu einem gefährlichen Unfall, der einen der Arbeiter schwer verletzt. Vor allem aber das Verhalten von Henry, der seit dem Tod nicht mehr spricht, gibt Anlass zur Sorge: Er fängt an, sich ständig selbst zu verletzen und unheimliches Zeug von sich zu geben. Der junge Priester Esquibel (Daniel Zovatto) merkt schnell, dass Henry von einem Dämon besessen sein muss. Da er selbst nichts dagegen ausrichten kann, wird Vater Gabriele Amorth (Russell Crowe) nach Spanien geschickt, der Chef-Exorzist des Papstes …

Hilfe, die Dämonen sind los!

Sie gehören fest zum Horrorgenre dazu: Filme, in denen irgendwelche Leute von Dämonen besessen sind und nur mit größter Mühe davon wieder befreit werden können. Meistens erscheinen solche Geschichten nur fürs Heimkino und sind ohne größeren Aufwand abgedreht. Diesen Monat gibt es aber gleich zwei Beispiele dafür, dass man auch bei den großen Filmstudios noch um das kommerzielle Potenzial solcher Titel weiß. Während Evil Dead Rise mit dem Namen des kultigen Franchises das Publikum anlockt, ist es hier die Besetzung, die als großes Verkaufsargument dient. Zumal Russell Crowe nun niemand ist, den man unbedingt mit Horror in Verbindung bringt. Und das aus gutem Grund, wie er uns im Interview verraten hat.

Tatsächlich ist der neuseeländische Schauspieler ein wirkliches Argument, warum man sich den Film anschauen kann. So ist der Priester, den er hier verkörpert, doch eine sehr auffällige Persönlichkeit. Wenn er mit seinem Roller durch die Gegend brettert oder sich mit anderen Leuten im Vatikan anlegt, dann macht der Film deutlich: Gabriele Amorth ist ein echtes Individuum und lässt sich nichts sagen. The Pope’s Exorcist setzt da ganz massiv auf das Charisma des Hauptdarstellers und betont, wie unkonventionell der Geistliche ist, der tatsächlich ein bedeutender Exorzist des Vatikans war. Damit verbunden ist erstaunlich viel Humor, streckenweise meint man sogar, dass das hier eine Horrorkomödie sein könnte. Es dauert eine Weile, bis Regisseur Julius Avery (Operation: Overlord) mal so richtig loslegt und dann auch mal das Böse von der Leine lässt.

Böses Potenzial, zu wenig genutzt

Auch an der Stelle profitiert der Film von guter schauspielerischer Leistung. Zumindest ist es tatsächlich unheimlich, wenn Peter DeSouza-Feighoney als besessener Junge seinem Umfeld das Leben zur Hölle macht. Inszenatorisch ist der dämonische Alptraum hingegen weniger auffällig. So entsprechen viele der besessenen Szenen wie auch der Exorzismus nur dem Genrestandard. Ob nun verstellte Stimmen, irgendwelche Verrenkungen, die Handhabung vom Kreuz oder auch das fleißige Gebetsaufsagen: Das hat man alles schon gesehen, The Pope’s Exorcist ist an diesen Stellen ein ziemlich generischer Horrorfilm, der noch nicht einmal versucht, auch mal etwas Eigenständiges zu machen. Gleiches gilt für die obligatorischen tragischen Vorgeschichten, die inzwischen so abgenutzt sind, dass sie kaum mehr Wirkung zeigen.

Besser sieht es bei der Auflösung aus, was es mit dem Dämon und vor allem auch dem Setting auf sich hat. The Pope’s Exorcist wird hier zu einem erstaunlich düsteren Film und hat wenig Schmeichelhaftes zu der Kirche zu sagen. Doch gerade als sich das hier endlich von der Masse zu lösen beginnt, ist der Spuk schon wieder vorbei. Das Finale ist überhastet und kaum überzeugend, nutzt das Potenzial des Szenarios viel zu wenig aus. Insgesamt reicht es so für einen soliden Film, der besser ist, als man es im Vorfeld erwarten durfte. Im Umfeld des gut bestückten Exorzismus-Horrors ist das hier einer der besseren Titel. Es wäre nur noch einiges mehr drin gewesen, da wurde aus der Vorlage zu wenig herausgeholt.



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The Pope’s Exorcist
fazit
„The Pope’s Exorcist“ ist ein insgesamt solider Beitrag zum beliebten Segment des Exorzismus-Horrors. Dabei sind es einerseits die schauspielerischen Leistungen, die positiv hervorstechen. Und auch die Grundidee ist überraschend düster. Leider sind die Momente, wenn es zur Sache geht, wenig einfallsreich. Und auch beim Finale wäre mehr drin gewesen.
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