Vamos a la Playa
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Vamos a la Playa

Vamos a la Playa
„Vamos a la Playa“ // Deutschland-Start: 27. April 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Student Benjamin (Leonard Scheicher) hat einen klaren Auftrag. Er soll seinen Freund Wanja (Jakub Gierszał) finden, der in Kuba abgetaucht ist. Wanjas reicher Vater hat ihn mit der Suche beauftragt. Mitkommen sollte eigentlich nur Wanjas Schwester Katharina (Victoria Schulz), aber die hat spontan die gemeinsame Freundin Judith (Maya Unger) eingeladen, auf der Suche nach Sonne, Spaß und Abenteuer in dem fremden Land, das in Deutschland gern wegen seiner paradiesischen Strände und der karibischen Lebensfreude vermarktet wird. Da das ungleiche Trio aber eine Mission hat, bleibt die Begegnung mit dem realen, weniger glamourösen Leben auf der sozialistisch regierten Insel nicht aus.

Zwischen Spaß und Peinlichkeit

Die Wahrheit über das wirkliche Kuba vermittelt zum Beispiel der Besuch bei Wanjas Professorin, die dessen Masterarbeit über Seekühe betreut. Die gastfreundliche Frau bietet Benjamin und Judith eine merkwürdige Spezialität an. Judith verzieht das Gesicht und lobt aus Verlegenheit die schöne Tasse, in der geschmolzenes Speiseeis mit einer undefinierbaren Flüssigkeit serviert wird. Kaum versieht sie sich, wird sie schon mit dem Geschirr beschenkt, das die Professorin von ihrer Uroma geerbt hat. Später wird Benjamin seine Begleiterin darüber aufklären, dass es in der kleinen Küche insgesamt nur vier Tassen gab. So beiläufig streift der Film die große Armut in dem wirtschaftlich gebeutelten Land. Und so präzise umreißt er die merkwürdige Lage einigermaßen sensibler Wohlstandstouristen, die sich mit der Peinlichkeit ihrer Spaßbedürfnisse konfrontiert sehen – und dem ungelenken Versuch, nicht überheblich aufzutreten.

Regisseurin Bettina Blümner (Prinzessinnenbad, 2007; Scherbenpark, 2013) kennt die Situation aus eigenem Erleben. Während ihrer Ausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg studierte sie im Rahmen seines Austauschprogramms einige Zeit an der renommierten kubanischen Filmhochschule. Sie war damals so alt wie ihre drei Protagonisten, deren ebenso großspurigen wie fragilen Selbstbildern der Film auf den Zahn fühlt. Die freizügige Katharina zum Beispiel will sich ganz ungeniert die Sexdienste kubanischer Männer erkaufen. Der leicht kontrollsüchtige Benjamin hingegen träumt von der wahren Liebe inklusive symbiotischer Verschmelzung. Und die skeptische Judith will überhaupt keine Beziehung. Das ist alles leicht dahingesagt, wird sich aber im Laufe der äußeren und inneren Reise ganz anders darstellen.

Dichtung und Wahrheit

Vieles erinnert in Bettina Blümners fünftem Langfilm an ihr preisgekröntes Debüt Prinzessinnenbad. Beide Arbeiten sind ganz nah an der Realität und tauchen unvoreingenommen in das Lebensgefühl von drei Menschen ein, die beileibe nicht perfekt sind, aber eine beneidenswerte Energie verströmen. Und das, obwohl Vamos a la Playa keine Doku ist wie Prinzessinnenbad, sondern eine Fiktion mit improvisierten Elementen. Trotzdem verschwimmen manchmal die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit. Die drei Hauptdarsteller lassen die dokumentarische Kamera nahe an sich ran. Sie agieren ungeschminkt im ebenso wörtlichen wie übertragenen Sinne. Die Make-Up-Abteilung wurde eingespart, jeder Pickel ist sichtbar und auch das Innenleben der Figuren zeigt sein ehrliches Gesicht – mit allen Irrungen und Wirrungen, die für ein verspätetes Erwachsenwerden mit Mitte 25 typisch sind.

Ganz unabhängig von allen sozialen und persönlichen Problemen ist Vamos a la Playa auch ein Reisefilm. Er lebt vom Vergnügen des Abenteuers und der Entdeckerlust auf ein Kuba abseits der Tourismusindustrie. Er nimmt das Publikum mit zu ebenso freundlichen wie stolzen Menschen, er feiert einen scheinbar ewigen Sommer und er zelebriert den Salsa in langen, sinnlichen Tanzszenen. Kurz: Er lässt sich ein auf das echte Kuba mit allen seinen Licht- und Schattenseiten. Hello My Friend sollte das Road-Movie ursprünglich heißen. Im aktuellen Titel spiegeln sich jedoch seine Intensität, seine Energie und seine Lebensfreude viel angemessener.

Credits

OT: „Vamos a la Playa“
Land: Deutschland, Kuba
Jahr: 2022
Regie: Bettina Blümner
Drehbuch: Bettina Blümner, Daniel Nocke
Musik: Paul Eisenach
Kamera: Janis Mazuch
Besetzung: Leonard Scheicher, Victoria Schulz, Maya Unger, Jakub Gierszal, Eugenio Torroella Ramos

Bilder

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„Vamos a la Playa“ folgt zwei Studentinnen und einem jungen Mann auf ihrer Reise nach Kuba. Aus der Reibung zwischen touristischen Sehnsüchten und sozialen Realitäten lässt Regisseurin Bettina Blümner Funken sprühen in einem Selbstfindungstrip mit ironischen Wendungen.
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