Auch wenn Kriminalkommissar Hubert Fiorentini (Jean Reno) seine Fälle oft erfolgreich abschließt, ist nicht jeder mit seinen rabiaten Methoden einverstanden. Daher wird er erst einmal vom Dienst freigestellt. Während der erzwungenen Pause erhält er einen Anruf aus Japan: Miko, die japanische Spionin mit der er vor 19 Jahren in ihrem Heimatland gearbeitet hatte, ist verstorben und hat ihn zum Alleinerben bestimmt. Sie war jedoch nicht nur seine Arbeitskollegin, sondern auch seine Geliebte. Eines Tages verschwand sie einfach, und auch wenn er sie seither nicht mehr gesehen hat, konnte er sie doch nie vergessen. In Japan angekommen findet er nicht nur heraus, dass die beiden eine gemeinsame Tochter haben, sondern auch, dass Miko wohl keines natürlichen Todes gestorben ist. Da er vorerst nicht möchte, dass Yumi (Ryōko Hirosue) erfährt, dass er ihr Vater ist, gibt er sich ihr gegenüber lediglich als alter Bekannter der Mutter aus. Doch seine Anreise ist nicht unbemerkt geblieben, bald tritt die Yakuza auf den Plan …
Spiel der Gegensätze
Schon der Einstieg von Wasabi – Ein Bulle in Japan ist charakteristisch für den Film. Zu sehen sind Gäste in einer Diskothek, die ausgelassen tanzen. Kurz danach ertönt im Voiceover die ernste Stimme des Erzählers, dessen Beschreibung des Protagonisten (47 Jahre alt, 92 Kilogramm schwer, 1,93 Meter groß) uns zunächst an einen Mann denken lassen, mit dem sich lieber nicht angelegt werden sollte. Direkt darauf erfahren wir jedoch, dass er keiner Fliege etwas zuleide tun können – nur um dann zu hören, dass die Frau (welche mittlerweile im Mittelpunkt der Tanzszene steht) keine Fliege ist. Hubert tritt von hinten an sie heran und schlägt sie nieder. In der nächsten Szene wird auf dem Polizeirevier enthüllt, dass es sich gar nicht um eine Frau handelte, sondern um einen Mann mit Perücke. Hier wird also mit Täuschung gearbeitet, die Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen. Analog ist nun aber auch nicht die Täuschung das eingangs erwähnte Charakteristikum, um das es hier geht, sondern die Arbeit mit Gegensätzen.
Während die Gegensätze zu Beginn für beziehungsweise als Pointen benutzt werden, macht Wasabi – Ein Bulle in Japan danach jedoch gar nicht mehr so viel aus ihnen. Hubert, der aus dem Westen in die östliche Welt – erst in Japan an sich, dann in die von der Yakuza kontrollierte Subkultur – eindringt, bietet eine Menge Potenzial. Wie in Crocodile Dundee – Ein Krokodil zum Küssen oder Shang-High Noon hätte der Kulturschock, dem er sich zusätzlich zu jenem des Todes Mikos wegen ausgesetzt sieht, hier elaboriert werden können. Stattdessen scheint ihn die neue Umgebung nicht im Geringsten zu beeinflussen – was noch merkwürdiger ist, da er ja vor 19 Jahren in Japan stationiert war. Wer noch nie an einem bestimmten Ort gewesen ist, kann davon überwältigt sein. Wer aber an einen Ort zurückkehrt, der sich im Laufe der Zeit stark verändert hat, kann die Diskrepanz zu der Version in der Erinnerung schwerlich ignoriert werden. Wobei Hubert natürlich generell eher stoisch daherkommt. Dass er weder Sake noch Wasabi kennt, noch weiß wie diese normalerweise konsumiert werden, ist zwar auch seines früheren Aufenthaltes in Japan wegen unglaubwürdig, allerdings werden diese Elemente als Grundlage für Gags benutzt, weshalb das logische Auge zugedrückt werden kann.
Wechselbad der Genregefühle
Wasabi – Ein Bulle in Japan fängt als Komödie an, wird dann aber schnell zum Actiondrama, das weiterhin humoristische Elemente enthält. Die Mischung ist nicht ganz gelungen. Was in Frankreich nach Huberts Freistellung passiert, ist zwar gut gespielt und inszeniert, zieht das Pacing des Films jedoch hinunter und will nicht so ganz zum Rest passen. Die Action ist dann am besten, wenn sie überzogen daherkommt – nicht ganz so comicartig wie in 3 Engel für Charlie – Volle Power, aber doch gezielt überzeichnet. So muss Hubert etwa ein paar Yakuza-Mitglieder ausschalten, während er mit Yumi einkaufen geht – die wahre Herausforderung besteht allerdings darin, sie nichts davon merken zu lassen. Wenn die Action etwas ernster aufgezogen ist, überzeugt sie aber auch. Der Film hätte jedoch mehr Vertrauen in seinen Humor hätte legen und sich nicht auf die ernsteren Szenen versteifen sollen.
OT: „Wasabi“
Land: Frankreich
Jahr: 2001
Regie: Gérard Krawczyk
Drehbuch: Luc Besson
Musik: Éric Serra, Julien Schultheis
Kamera: Gerard Stérin
Besetzung: Jean Reno, Ryōko Hirosue, Michel Muller, Christian Sinniger, Carole Bouquet, Michel Scourneau, Yoshi Oida, Haruhiko Hirata, Yuki Sakai
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