Whisper – No Way Out

Als der Fotograf Nick (Joey Bicicchi) Tessa (Maia Mitchell) kennenlernt, ist es schnell um ihn geschehen, er ist begeistert von ihrem starken Willen, ihrer Unabhängigkeit – und ihrem Körper. Die freigeistige junge Frau wirbelt mit ihm durch Los Angeles und zeigt ihm ganz neue Seiten an der Stadt. Dabei geraten die zwei zunehmend in einen Rausch, der neben viel Sex auch Drogen beinhaltet. In ihrer Lust haben sie nur noch Augen füreinander, der Rest der Welt zählt nicht. Doch Tessa hat ein dunkles Geheimnis. Und als sie dieses mit Nick teilt, verändert sich alles, wodurch dieser die Kontrolle über sich verliert …

Eine Liebe mit wahnsinnigen Folgen

Das Motiv der Amour Fou ist eines, das in Filmen gern immer mal wieder ausgepackt wird. Da sollen sich zwei Menschen, gegebenenfalls auch mehr, so richtig in ihren Gefühlen aufgehen und dabei sich selbst nicht mehr kontrollieren können. Gerade erst erschien mit 99 Moons ein solcher Titel. Das Schweizer Drama erzählt die Geschichte von einer Zufallsbekanntschaft, die eigentlich nur anonymen Sex wollte, dann aber eine Beziehung begann und ständig an ihre Grenzen stößt. Zumindest anfangs geht auch die US-amerikanische Produktion Whisper – No Way Out in diese Richtung, wenn wir über längere Zeit beobachten, wie Nick und Tessa zueinanderfinden und sich das Verhältnis intensiviert.

Während aber das obige Paar sehr viel mit sich selbst zu tun hat und versuchen muss, sich innerhalb dieser Beziehung zu finden, wird hier früh klargemacht, dass die Bedrohung des Glücks außerhalb liegt. Genauer ist es Tessa, die in irgendwelche finsteren Machenschaften verwickelt zu sein scheint. Whisper – No Way Out hält sich dabei aber noch länger bedeckt, beschränkt sich auf Andeutungen und kostet lieber erst einmal die Atmosphäre aus. Die ist auch durchaus gelungen, Regisseur Azi Rahman, der hiermit sein Langfilmdebüt vorlegt, hat einen ganz passablen Großstadt-Neo-Noir gedreht, bei dem die Stadt selbst zu einem Charakter wird. Als Zuschauer bzw. Zuschauerin lässt man sich darin gern eine Weile treiben.

Erst späte Spannung

Nur, tatsächlich spannend ist das nicht. Der Film hat über seine Figuren nicht viel zu sagen. Er hat auch nicht viel zu erzählen, die Handlung ist schon sehr überschaubar. Erst spät geht dann die eigentliche Geschichte los, die hier erzählt werden soll. Das Ergebnis ist aber gemischt. Auf der einen Seite wird Whisper – No Way Out da erst zum Thriller, der er vorher vorgibt zu sein. Da sind auch ein paar drastische Szenen dabei, die durchaus ihren Eindruck hinterlassen. Dass Hauptdarsteller Joey Bicicchi an diesen Stellen ein bisschen dicker aufträgt, ist nicht weiter schlimm. Es passt zu einem Film, der sich da dem Wahnsinn hingibt und den Rausch noch einmal verstärkt bzw. ihn um weitere Facetten ergänzt. Zu dem Sex kommt dann auch richtig Gewalt hinzu.

Nur wird das Ganze dann auch so richtig unsinnig. Schon in der ersten Phase ist Whisper – No Way Out nicht unbedingt ein Film, den man nachvollziehen können muss. Er ist da aber noch so dünn, dass es keinen wirklichen Unterschied macht. Mit der nächsten Eskalationsstufe wird aber etwas erzählt, das auf keine der beiden Personen bezogen plausibel ist. Tessas Position wird kaum erklärt bzw. man muss sich mit einem Satz zufriedengeben. Vor allem aber die Reaktion von Nick wirft Fragen auf, die der Film gar nicht beantworten möchte oder kann. Trotz vereinzelt eindrucksvoller Szenen ist der Thriller daher kaum weiterzuempfehlen. Er gibt einem auch zu wenig Gründe, warum man sich für das Schicksal der Figuren interessieren müsste.