Xiao bai chuan A Song Sung Blue
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A Song Sung Blue

„A Song Sung Blue“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Als wäre es nicht schon genug, dass in ihrem Schulchor für sie keine passendes Kostüm mehr übrig ist für den anstehenden Auftritt, erklärt die Mutter der 15-jährigen Xian (Meijun Zhou), dass sie beruflich für einige  Zeit verreisen und die für diese Zeit in die Obhut ihres Vaters übergeben werde. Zu diesem hat die Jugendliche überhaupt kein gutes Verhältnis, auch wenn sie seine Arbeit als Fotograf sehr bewundert. Über die Freundin ihres Vaters, die öfter für ihn Modell steht, lernt Xian die drei Jahre ältere Mingmei (Jing Liang) kennen, deren Unabhängigkeit und Schönheit sie fasziniert. Durch sie lernt sie neue Freunde kennen und verbringt immer mehr Zeit mit ihrer neuen Freundin, die davon träumt, eines Tages ihre Heimat zu verlassen und genug Geld zu sparen, damit sie ein eigenes Geschäft aufmachen kann. Zugleich merkt Xian, wie weit Mingmei bereit ist, für ihren Plan zu gehen, denn neben einer Ausbildung als Flugbegleiterin geht sie eine Beziehung mit einem älteren, verheirateten Mann ein. Während die Beziehung zwischen Mingmei und ihrer Mutter beginnt zu eskalieren, merkt Xian, dass sie vielleicht mehr als nur Freundschaft für die junge Frau empfindet.

Ein besonderer Sommer

Nach ihrem Kurzfilm A Ray of Sunshine ist A Song Sung Blue das Spielfilmdebüt der chinesischen Regisseurin und Drehbuchautorin Zihan Geng. In der Coming-of-Age-Story erzählt sie die Geschichte einer Jugendlichen, die nicht nur ihren eigenen Weg finden will, sondern sich immer mehr zu den Unangepassten hingezogen fühlt und die eine Alternative zu den Lebenswegen ihrer geschiedenen Eltern aufzeigen. Der Film feiert seine Premiere während der Filmfestspiele in Cannes 2023, wo er im Rahmen der Directors‘ Fortnight dem Publikum gezeigt wird.

In einer Kultur, die sehr auf Konformismus ausgelegt ist, fällt die Hauptfigur in A Song Sung Blue auf, ohne es zunächst darauf anzulegen. Kurz nach dem Vorsingen für den Schulchor kommt es zu der lang ersehnten Versammlung der Kandidaten sowie der Zuordnung der Position innerhalb des Chores, wobei Xian nicht nur die unbeliebte letzte Reihe zukommt, sondern die auch noch, weil keine Kostüme für Mädchen mehr da sind, eine Jungenuniform anziehen muss.

Xian will dazugehören, doch Ereignisse wie diese oder die Lebenswege ihrer Eltern sind keinerlei Hilfen für die Jugendliche, die von ihrem Vater nicht ernst genommen wird (er ruft sie immer noch mit dem Spitznamen, den sie als Baby hatte) und ihre Mutter wegen deren Arbeit so gut wie nie sieht. Auch Mingmei gehört zu denen, die nicht dazugehören, doch hat sich damit mehr als abgefunden und geht selbstsicher ihren eigenen Weg, was sie in den Augen Xians zu einem Vorbild macht. Zihan Geng wählt die Introspektive als Zugang für ihren Film, kommt mit der Kamera immer nahe an ihre Protagonistin heran, die dabei ist, neue Erfahrungen in dieser Welt zu machen.

„Liebe oder hasse, aber halte nichts zurück.“

Dabei kommt es, wie in jedem Coming-of-Age-Film, zu einer Flut von Gefühlen, von denen nicht nur berichtet wird, sondern die auch durch die starken Farbkontraste, das Licht und die Bilder hervorgehoben werden. Meijun Zious Spiel als Xian betont dabei das Gefühlschaos der Jugendlichen, die sich einerseits zu ihrer neuen Freundin hingezogen fühlt, dann aber auch wieder abgeschreckt wird, als sie deren dunkle Seiten erfährt oder wie weit Mingmei zu gehen bereit ist zur Erfüllung ihrer eigenen Ziele. Auf der anderen Seite ist Jing Liang als Mingmei eine Mischung aus Verführerin und Rebellin, die nicht gegen das System aufbegehrt, sondern vielmehr ihren eigenen Weg geht, was in diesem kulturellen Kontext schon so etwas wie eine Rebellion an sich ist. Geng konzentriert sich auf dieses Ausmaß an Gefühlen, die Fixierung der Protagonistin, die nichts anderes mehr zu sehen scheint und immer mehr selbst andere ausnutzt, um an ihre Ziele zu gelangen. Durch das Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen sowie deren Chemie geht diese Rechnung auf.

Credits

OT: „Xiao bai chuan“
Land: China
Jahr: 2023
Regie: Zihan Geng
Drehbuch: Zihan Geng, Yining Liu
Musik: Zija Huang, Hank Lee
Kamera: Jiayue Hao
Besetzung: Kay Huang, Jing Liang, Long Liang, Meijun Zhou

Bilder

Filmfeste

Cannes 2023

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A Song Sung Blue
fazit
„A Song Sung Blue“ ist ein Coming-of-Age Drama über Unangepasste und das Finden des eigenen Lebensweges. Zihan Geng erzählt vom Sommer eines jungen Mädchens, von alten und neuen Vorbildern und davon, was es heißt, unabhängig zu sein.
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