Als Margaret (Claire Foy) während einer Zugfahrt Ian Campbell (Paul Bettany) kennenlernt, den Herzog von Argyll, ist dieser zwar noch mit Louise (Sophia Myles) verheiratet. Doch schnell fliegen die Funken, die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Später werden die zwei auch den Bund der Ehe eingehen. 16 Jahre später ist von diesen Gefühlen nicht sehr viel übrig geblieben. Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten und auch Verteilungskämpfen. So nahm Ian viel Geld von Margaret und ihrem Vater George Whigham (Richard McCabe), das unter anderem den Sanierungsarbeiten von Inveraray Castle dient, dem Sitz des Herzogs. Im Scheidungsfall soll jedoch alles an seine Söhne aus der vorherigen Ehe gehen. Ein Konflikt, der lange schwelt, droht zu eskalieren – ein gefundenes Fressen für die Presse …
Erinnerung an einen Skandal aus de 60ern
Das Interesse an Königshäusern oder auch dem Adel ist ungebrochen, das zeigt schon ein Blick auf die jüngsten Veröffentlichungslisten. Mit Queen Cleopatra und Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte wurden die Fans kürzlich mehrfach bedient. Die Gründe für die anhaltende Faszination können dabei unterschiedlicher Natur sein. Manchen geht es um den Glamour-Faktor, andere erhoffen sich große Romanzen. Andere wiederum sind einfach nur an dem Klatsch und Tratsch interessiert, an den schmutzigen Details aus dem Leben der Blaublüter. Für ein solches Publikum ist die Serie A Very British Scandal ein gefundenes Fressen, welches die Scheidung zwischen Margaret und Ian Campbell thematisiert. Denn die war – der Titel kündigt es bereits an – in den 1960ern ein riesiger Skandal.
Der besagte Titel dürfte dabei manchen bekannt vorkommen, erinnert er doch frappierend an die einige Jahre zuvor veröffentlichte Serie A Very English Scandal um einen politischen Skandal aus den 1970ern. Tatsächlich handelt es sich bei den beiden Serien um Produktionen derselben Firma. Eine tatsächliche Fortsetzung ist A Very British Scandal jedoch nicht, auch wenn Amazon in den USA die Serie als zweite Staffel listet. Die Geschichte ist eine andere, das Ensemble wurde komplett ausgetauscht, selbst bei Regie und Drehbuch sind jetzt neue Namen zu finden. Man muss also die geistige Vorgängerin nicht kennen oder gesehen haben, beide Serien stehen für sich. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie vergangene Skandalgeschichten Großbritanniens ausgraben und diese mit dem Publikum teilen.
Kritik an der Doppelmoral
Wobei A Very British Scandal diesen Skandal nur zum Teil für sich nutzt. Klar, das Ausmaß der Berichterstattung und die hässlichen Auseinandersetzungen zwischen Margaret und Ian sind ein wichtiger Teil der Geschichte. Die Serie verkauft beides auch schon. Doch während die Medien seinerzeit das außerehelich sehr erfüllte Sexleben der Protagonistin an den Pranger stellen, an einer Stelle wird ihr Bedürfnis nach sexueller Erfüllung als Perversion beschrieben, wird hier eher diese Doppelmoral kritisiert. Ja, Margaret hat ihren Mann betrogen und an mehreren Stellen gelogen, weswegen sie nicht unbedingt Vorbildfunktion hat. Nur hat Ian dasselbe getan, wurde dafür aber nicht bestraft. Was bei Männern achselzuckend in Kauf genommen wird, ruft bei Frauen Empörung hervor.
Dass das der eigentliche Skandal ist, dürfte klar sein. Die Serie schlägt sich damit doch recht deutlich auf die Seite Margarets. Anders als etwa bei Der Rosenkrieg, wo man irgendwann nicht mehr wusste, wem man eigentlich die Daumen drücken soll, da ist das hier eindeutig. Sonderlich sympathisch mag sie nicht sein, ist aber noch immer das geringere Übel. Sehenswert ist A Very British Scandal dabei nicht nur als Zeitporträt und Gesellschaftskritik, sondern auch der schauspielerischen Leistungen wegen. Gerade das Duo Claire Foy und Paul Bettany hat immer wieder starke Szenen, wenn sich ihre jeweiligen Figuren ein schmutziges Duell liefern. Bettany gibt hier einen so wunderbar widerwärtigen Antagonisten ab, dass man sich wünschen würde, ihn häufiger in solchen Rollen zu sehen.
OT: „A Very British Scandal“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Anne Sewitsky
Drehbuch: Sarah Phelps
Musik: Nathan Barr
Kamera: Si Bell
Besetzung: Claire Foy, Paul Bettany, Richard McCabe, Sophia Myles, Julia Davis, Amanda Drew
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