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Am Ende – Die Macht der Kränkung

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„Am Ende – Die Macht der Kränkung“ // Deutschland-Start: 17. Mai 2023 (ZDFneo)

Inhalt / Kritik

Es ist ein sehr trauriger Anlass, der sie alle zusammengeführt hat: David (Golo Euler) ist tot. Als der Krebs bei ihm diagnostiziert wurde, war es bereits zu spät. Viel Zeit blieb ihm im Anschluss nicht mehr. Diese nutzte er, um noch einen Brief an seine Familie und seinen Freundeskreis zu schreiben. Ein Brief, in dem er von früher erzählt, als er noch jung war (jetzt: Philip Froissant). Bitter sind die Worte, die er für andere hat, spricht er doch vieles an, was all die Jahre in ihm nagte. Die anderen sind schockiert, als sie die Vorwürfe des Verstorbenen hören. Während sie noch verarbeiten, was sie da erfahren müssen, beginnen sie, sich selbst mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, mit eigenen Fehlern und Verletzungen, mit Versäumnissen und Entwicklungen, die zu dieser Situation geführt haben …

Bittere Aufarbeitung der Vergangenheit

Es gehört in Dramen zu den immer wieder gern verwendeten Szenarien: Ein Mensch stirbt, woraufhin alle noch einmal in der Heimat zusammenkommen und sich dort mit der Vergangenheit auseinandersetzen müssen. Alte Konflikte, kaum oder gar nicht gelöst, kommen wieder an die Oberfläche. Beispiele dafür gibt es zahlreiche, etwa Manchester by the Sea oder Raymond & Ray. Immer wird der Verlust eines geliebten oder zumindest vertrauen Menschen zum Anlass für ein bisschen Nabelschau. Grundsätzlich geht die ZDFneo Serie Am Ende – Die Macht der Kränkung in eine ganz ähnliche Richtung. Auch hier steht am Anfang ein Tod und eine Beerdigung, bevor es zu Auseinandersetzungen und überfälligen Aussprachen kommt. Im Gegensatz zu den meisten Dramen, die ein solches Szenario verwenden, wird hier diese Auseinandersetzung aber erzwungen – durch die Stimme aus dem Jenseits.

Der zweite Punkt, der die Serie von thematisch ähnlichen Produktionen unterscheidet, ist die Erzählstruktur. So wechselt die Geschichte nicht nur zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, nahezu alle Figuren haben eine aktuelle und eine junge Version. Die sechs Episoden werden zudem aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Während die erste David gewidmet ist, kommen in den anderen seine Schwester, sein bester Freund, seine Mutter, seine Frau und sein Sohn zu Wort. Jede Folge trägt dabei auch den Namen der entsprechenden Person als Titel. Am Ende – Die Macht der Kränkung führt in der Hinsicht das Konzept von Am Anschlag – Die Macht der Kränkung fort, das im Sommer 2021 ausgestrahlt wurde. Tatsächlich wird die neue Serie auch als zweite Staffel bezeichnet. Das bedeutet aber nicht, dass man die erste gesehen haben muss, die Geschichten sind völlig unabhängig voneinander.

Komplexes Geflecht mit Hang zur Übertreibung

Sie sind auch nur zum Teil miteinander zu vergleichen. War Am Anschlag zu Teilen ein Krimi, bei dem gerätselt werden durfte, wer den Amoklauf begangen hat, fehlt bei Am Ende etwas Vergleichbares. Wobei es in beiden Fällen um eine Aufarbeitung geht. Die neue Serie versucht durch die häufigen Szenen in der Vergangenheit zu erkunden, was David so wütend gemacht hat und wie es dazu kommen konnte. Insofern gleicht auch die zweite Serie einem großen Puzzle, nur dass hier am Ende das Bild einer komplexen, oft dysfunktionalen Familie entsteht. Sonderlich sympathisch ist diese nicht. Tatsächlich verletzen die Figuren einander die ganze Zeit, mal mutwillig, mal aus Ignoranz. So richtig gut ist hier kaum jemand. Teilweise sind die Leute sogar so unerträglich, dass man selbst das Weite suchen wollte.

Das ist wie bei der letzten Serie manchmal etwas übertrieben. Einige Konflikte sind schon sehr forciert und drohen, dass die Geschichte in Seifenoper-Gefilde abgleitet. Schade ist zudem, dass das Ende irgendwie sehr abrupt ist, noch bevor vieles wirklich aufgelöst wurde. Sehenswert ist Am Ende – Die Macht der Kränkung aber auf jeden Fall. So wird einem bei der deutschen TV-Produktion vor Augen geführt, wie sehr Menschen auch das Produkt der Erfahrungen sind, die diese machen. Die ständig wechselnden Perspektiven und Zeitebenen machen es nicht immer ganz einfach, allem zu folgen. Aber das gehört eben dazu, wenn die Komplexität des Lebens und einzelner Menschen aufgezeigt werden soll. Auch wenn sich zu Beginn alle fragen, was es mit dem Brief auf sich hat und wie das kommen konnte, manchmal dauert es Stunden, um diese Antwort auszuformulieren.

Credits

OT: „Am Ende – Die Macht der Kränkung“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Daniel Geronimo Prochaska
Drehbuch: Agnes Pluch, Marie-Therese Thill, Rebekka Reuber
Musik: Vera Marie Weber
Kamera: Matthias Pötsch
Besetzung: Golo Euler, Philip Froissant, Angelina Häntsch, Luise Hart, Antonia Bill, Lilia Herrmann, Barbara Auer, Henriette Richter-Röhl, Thomas Thieme, Shenja Lacher, Mohamed Achour, Rojan Juan Barani, Michael Pink, Nils Hohenhövel, Narges Rashidi, Gizem Emre, Léon Orlandianyi

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über die Serie erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Hauptdarsteller Golo Euler zu unterhalten. Im Interview zu Am Ende – Die Macht der Kränkung sprechen wir über seine Rolle, den Umgang mit Sterblichkeit und Kränkung sowie Emotionalität beim Schauspielern.

Golo Euler [Interview]

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Am Ende – Die Macht der Kränkung
fazit
„Am Ende – Die Macht der Kränkung“ behält das Erzählkonzept von „Am Anschlag – Die Macht der Kränkung“ bei und wechselt ständig die Perspektiven und Zeitebenen, um die Vergangenheit aufzuarbeiten. Statt eines Amoklaufs wird jedoch geklärt, warum ein Mann bei seiner Beerdigung einen derart bitteren Abschiedsbrief hinterlässt. Das ist erneut manchmal etwas übertrieben, ergibt aber das komplexe Bild einer dysfunktionalen Familie, bei der sich alle gegenseitig beeinflussen.
Leserwertung36 Bewertungen
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