In Chicago wächst der 16-jährige Mick O’Brien (Sean Penn) in einem Viertel auf, in dem Arbeitslosigkeit, Armut und Bandenkriminalität an der Tagesordnung sind. Die Schule interessiert den Teenager schon lange nicht mehr, denn sein Leben findet in erster Linie auf der Straße statt, wo er sich mit kleinen Diebereien etwas Geld verdient. Eines Tages jedoch wollen er und ein Freund ein Geschäft ausrauben, werden aber in eine Schießerei sowie eine Verfolgungsjagd mit der Polizei verwickelt, in deren Folge Mick einen achtjährigen Jungen überfährt. Während Mick vor Gericht der Prozess gemacht wird und er schließlich zu einer Jugendstrafe verurteilt wird, kocht Paco (Esai Morales), sein größter Feind und älterer Bruder des toten Jungen vor Wut. Als sein Rivale dann ins Jugendgefängnis kommt, bleibt er zwar für Paco unerreichbar, doch hinter Gittern ist das Leben nicht minder gefährlich und funktioniert nach festen Routinen. Die Häftlinge Viking (Clancy Brown) und Tweety (Robert Lee Rush) haben alles in der Hand und jeder, der sich ihrem Willen widersetzt, wird gnadenlos fertig gemacht. Nur Micks Zellengenosse Barry (Eric Gurry) erweist sich als Micks Freund und zeigt ihm die Welt im Gefängnis.
Bruch mit Gewohnheiten
Schaut man sich das Bild von Jugendlichen im Film an, wird man Heranwachsende vor allem im Horror- oder Komödiengenre wiederfinden. Drehbuchautor Richard Di Lello war dies schon lange aufgefallen und er fand es schade, dass Teenager immer als Opfer eines Killers wurden oder eben für dumme Witzeleien herhalten mussten, sodass er einen anderen Weg gehen wollte. In Bad Boys wollte er eine Geschichte erzählen, die sich nicht nur mit Jugendkriminalität auseinandersetzt, sondern zudem mit Außenseitern. Regisseur Rick Rosenthal, der nach Halloween II noch immer nach einem Weg suchte, in Hollywood Fuß zu fassen, war anfangs skeptisch, ließ sich dann aber von der Story überzeugen, in der Schauspieler Sean Penn ein weiteres Mal zeigen konnte, was für ein großes Talent in ihm schlummerte.
Auch wenn es gewisse Konventionen gibt, mit denen das Drehbuch Di Lellos nicht bricht, merkt man der Geschichte wie auch deren Umsetzung eine hohes Maß an Authentizität an. Vor allem die Hierarchie innerhalb des Gefängnisses (oder vielmehr die Hackordnung) wird interessant umgesetzt, ebenso wie der Umgang der jugendlichen Insassen untereinander, die sich in gewissen Cliquen zusammengeschlossen haben und zusammenhalten. Mit sehr simplen Mitteln werden Aspekte wie die Verschwiegenheit der Häftlinge etabliert, wenn beispielsweise eine Kamerafahrt mehrere Verhöre nach einem Vorfall einfängt, wobei jeder der Insassen nichts gesehen oder gehört haben will. Selbst in der Welt außerhalb der Gefängnismauern besteht dieser Gegensatz zwischen einem System, das junge Männer wie Mick oder Paco abgeschrieben hat, und ihnen selbst, die sich nichts mehr sagen lassen und einfach nur überleben wollen. Bad Boys ist deswegen ein harter, stellenweise sehr dunkler und brutaler Film, aber auch ein sehr ehrlicher, der seine Figuren und ihre Probleme ernst nimmt.
Selbsterfüllende Prophezeiungen
Bad Boys markiert in der Karriere des damals noch sehr jungen Sean Penn einen Einschnitt, denn zum ersten Mal konnte er sich in einer dramatischen Rolle versuchen. Penn spielt Mick mit einer solchen Hingabe, dass man als Zuschauer nicht die Augen von ihm lassen kann. Es geht eine Intensität von ihm aus, die nicht so sehr den Ausbruch sucht, sondern die sich über weite Strecken der Geschichte hinter den Augen dieses Jugendlichen abspielt und nur selten (dann aber richtig) zum Ausbruch kommt. Wie Esai Morales als Paco spielt Penn einen, der akzeptiert hat, was man über ihn denkt und redet, und als Reaktion nur mit Schulter zu zucken scheint und eben das macht, was man von ihm erwartet. Die Spannung von Bad Boys definiert sich in dem Kampf des Protagonisten, gegen ein System, das ihn aufgegeben hat, und gegen sich selbst, ob er wirklich jemand anders werden kann oder will.
Vor dem Hintergrund des bereits Geschriebenen wundert es nicht, dass gerade die Szenen im Gefängnis das Herzstück von Bad Boys bilden. Wenn die Geschichte später die Mauern des Gefängnisses verlässt, ist man als Zuschauer dann aber schnell raus, vor allem, weil die Nebenhandlung um Micks Freundin zwar passabel gespielt, aber eigentlich überflüssig ist.
OT: „Bad Boys“
Land: USA
Jahr: 1983
Regie: Rick Rosenthal
Drehbuch: Richard Di Lello
Musik: Bill Conti
Kamera: Bruce Surtees, Donald E. Thorin
Besetzung: Sean Penn, Esai Morales, Eric Gurry, Reni Santoni, Jim Moody, Clancy Brown, Ally Sheedy, Robert Lee Rush
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