Als der Fischer Shao Feng (Mu Liu) einen kleinen Oktopus fängt, ist dieser ebenso niedlich wie intelligent. Und seltsam: Es ist anders als alle anderen Exemplare. Während seine Freundin Zi Mo (Candice Zhao), eine erfahrene Meeresbiologin, in erster Linie herausfinden möchte, was es mit dem Tier auf sich hat, verfolgt Lin (Haocheng Zhang), der für einen großen Konzern arbeitet, eigene Pläne. Und auch der Söldner Gael (Daniel Gan) mischt bei der Geschichte mit und hätte Verwendung für das kleine, possierliche Tierchen. Dabei ahnen sie nicht, dass dessen deutlich größere Mutter sich längst auf die Suche begeben hat und über Leichen geht, um ihr Kind zurückzubekommen. Vor allem menschliche …
Trash aus China
Eigentlich bietet sich das Meer für die unterschiedlichsten Horrorfilme an, schließlich ist die Auswahl an Tieren, die in der Tiefe leben, gigantisch. Da dieses zudem kaum in seiner Gänze zu erforschen ist, darf man auch seiner Fantasie richtig freien Lauf lassen und eigene Kreaturen ersinnen. In der Praxis wird von diesen Möglichkeiten aber kaum Gebrauch gemacht. Meistens läuft es dann doch irgendwie auf Haie hinaus, die mit Abstand beliebtesten Räuber, wenn es darum geht, spannende Geschichten zu erzählen. Dann und wann finden sich aber schon Beispiele, dass Filmschaffende von den alten Unterwasserpfaden abweicht. In dem thailändischen Genrebeitrag The Lake ist es ein nicht näher definiertes Monster, welches Jagd auf die Menschen macht. Beim chinesischen Kollegen Big Octopus ist es – der Titel ist Programm – ein riesiger Oktopus.
Dabei haben die zwei asiatischen Filme noch eines gemeinsam: Es ist jeweils ein riesiges Muttertier, welches sein Unwesen treibt, bei dem Versuch, das eigene Junge zurückzubekommen. Originell ist das nicht, vielmehr ist es ein alter Standard bei solchen Creature-Horror-Werken. Dafür hat man bei Big Octopus anderweitig versucht, die Geschichte aufzumotzen. So handelt es sich bei der riesigen Kreatur nicht einfach nur um ein Wesen, das sich erfolgreich vor den Augen der Menschheit versteckt hat. Da ist schon noch mehr dran. Eine sinnvolle Erklärung sollte man dabei jedoch nicht erwarten. Vielmehr ist das hier absoluter Trash, der zu keiner Zeit ernst genommen werden sollte – selbst wenn er selbst offensichtlich tut.
Creature Horror ohne Horror
Nun kann Trash natürlich Spaß machen. Die Aussichten, dass ein Film über einen riesigen Oktopus für einen Videoabend mit Bier und Clique geeignet ist, waren eigentlich gut. Das Ergebnis ist umso ernüchternder. So ist Big Octopus zwar an vielen Stellen überzogen, etwa bei den Figuren, die nicht mehr sind als Karikaturen. Zuweilen wird es sogar ausgesprochen schwachsinnig. Das führt aber nicht automatisch zu komischen Szenen, seien sie freiwilliger oder unfreiwilliger Natur, so sehr man sich das wünscht. Obwohl das alles ziemlich doof ist, lässt es einen kalt. Da kann man noch so viel Bier oder andere berauschende Getränke zu sich nehmen, da ist praktisch nichts dabei, was wirklich der Unterhaltung dienen könnte.
Spannung sucht man ohnehin vergeblich. Es kommt nie zu Szenen, bei denen man sich tatsächlich vor der Kreatur fürchten müsste. Das liegt an der Natur der Dinge, da der Oktopus kaum an Land kommen wird, um dort Menschen anzugreifen. Die wenigen tatsächlichen Angriffe erfolgen dann auch auf dem Meer bzw. später auf einer Insel. Und selbst die sind bescheiden: Da ein kompletter Oktopus zu teuer oder zu schwierig für das Spezialeffekte-Team gewesen wäre, sieht man fast ausschließlich dessen Arme herumfuchteln. Mit Horror hat das nur wenig zu tun, auch wenn es teilweise ein schrecklicher Anblick ist. Da auch das Ensemble nicht unbedingt die erste Garde der Schauspielkunst ist, gehört Big Octopus eher in die Kategorie Katastrophenfilm eingeordnet, wenn auch anders als von den Verantwortlichen gedacht.
OT: „Dà zhangyú“
Land: China
Jahr: 2020
Regie: Frank Xiang
Besetzung: Mu Liu, Haocheng Zhang, Candice Zhao, Daniel Gan
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