Marvyn Korn (John Stamos) hat als Coach der National Collegiate Athletic Association mehrere Meisterschaften gewonnen. Während er sein Team der University of Wisconsin im Griff hat, sieht es mit seinen eigenen Emotionen etwas anders aus: In unkontrolliertem Zorn wirft er während eines Spiels einen Stuhl auf einen der Schiedsrichter. Die Karriere scheint damit vorbei zu sein, kein College will ihn mehr einstellen. Sein Agent (Adam Arkin) verschafft ihm einen Job an einer Highschool. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist es auch noch eine Highschool nur für Mädchen. Die private Westbrook School for Girls in Kalifornien empfängt den in Ungade gefallenen Coach nicht gerade mit offenen Armen. Eigentlich ist er nur hier, weil sich Larry Gruzinsky (Michael Trucco) dafür eingesetzt hat – einem Gönner, welcher die Schule mit reichlich Geld versorgt. Korn und das Mädchen-Team haben anfangs so ihre Schwierigkeiten, doch arrangieren sich irgendwie miteinander. Obwohl sie das erste gemeinsame Spiel verlieren und ihre Bilanz damit auf 1-4 für die Saison verschlechtern, will keine der beiden Seiten aufgeben. Bald schon nähern sie sich einander an, Korn kann seine raue Art ablegen und die Mädchen werden motivierter. Nach einigen Siegen haben sie sogar ein großes Ziel vor Augen: Das Highschool-Team versucht von Division III auf Division II aufzusteigen …
Viel Vorbereitung für nichts
Wer Big Shot ohne viel Vorwissen anfängt, der wird sich nach der ersten oder spätestens nach der zweiten Episode fragen, was diese Serie überhaupt sein will. Immer wieder wird etwas angedeutet, das dann aber gar nicht oder höchstens kaum weiterverfolgt wird. Louise Gruzinsky (Nell Verlaque) zum Beispiel wird für ihr arrogantes Verhalten dem neuen Coach gegenüber direkt aus dem Team geschmissen. Das wird bis zum Ende der Folge zwar wieder revidiert, aber es scheint in dem Moment so, als wäre sie so sehr von sich überzeugt, dass sie sich über die Regeln stellt. Als Tochter des größten Gönners der Highschool (immerhin ist die Turnhalle nach ihm benannt) hält sie sich vermeintlich für etwas Besseres. Destiny (Tiana Le) auf der anderen Seite bricht in Tränen aus, als Korn ihr sagt, dass sie fünf Pfund abnehmen müsse. Sie nennt ihn später in seinem Büro einen Mobber.
Es sieht also zunächst so aus, als gäbe es hier einen Haufen verwöhnter, weltfremder Gören, die durch den neuen Coach jetzt endlich einmal mit der Realität konfrontiert werden. Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Louise darf natürlich nicht einfach so wieder ins Team zurück und wir erfahren dass sie unter Druck durch ihren Vater steht, der sie als Division-I-Spielerin im College sehen will. Aber abgesehen davon ist sie doch ein ganz freundliches Mädchen im weiteren Verlauf der Serie, was nicht wie das Ergebnis der Läuterung nach einem Realitäts-Check wirkt, sondern einfach ihren Charakter ausmacht. Auch Destiny ist sonst nicht so empfindlich, außerdem erklärt Korn ihr im Büro ganz vernünftig, dass es ihm nicht um irgendwelche Schönheitsideale ging, sondern er aus rein athletischer Sicht gesprochen hat. Damit ist das alles dann auch schon wieder abgefrühstückt und nichts Derartiges spielt je wieder eine Rolle. In Big Shot gibt es jedoch immer wieder solche Setups, die einfach im Sande verlaufen.
Mehr Drama als Sport
Allerdings passt Korn seine Trainingsmethoden schon bald an. Was bei ausgewachsenen Männern und Schülern funktioniert, ist vielleicht wirklich nicht die ideale Herangehensweise wenn es darum geht, einen Haufen Mädchen zu basketballerischem Erfolg zu führen. Apropos Basketball, davon sollte hier nicht zu viel erwartet werden. Die jungen Schauspielerinnen haben wohl genug trainiert, um unterstützt von Kamera und Schnitt ein paar einfache Sequenzen auf dem Platz zu zeigen, aber es ist auch nicht das größte Rätsel, wieso die Action auf dem Spielfeld ab der dritten Folge erst einmal verschwindet, bis sie dann in der sechsten Folge kurz wieder zurückkommt. Wer also eine Basketball-Serie möchte, der ist bei Big Shot falsch. Da böte sich dann eher The Crossover an.
Nun ist eine Serie glücklicherweise nicht automatisch schlecht, nur weil sie nicht viel mit Basketball zu tun hat. In Big Shot geht es eher um Highschool-Drama. Die Serie eignet sich dann auch am besten für junge Erwachsene. Wer sich darauf einlassen kann, der wird hier schon eine ziemlich gute Zeit bei der Sichtung haben. Das liegt vor allem an den Charakteren und dem Schauspiel. Es ist schon recht erfrischend zu sehen, dass die Schülerinnen einer Highschool sich auf dem Bildschirm tatsächlich wie Schülerinnen verhalten und auch so aussehen. Zu oft werden für solche Settings Darsteller gecastet, die einfach zu alt sind, und dann auch noch mit unrealistischen Dialogen auskommen müssen.
Gut gespielt
Yvette Nicole Brown hat wie so viele ihrer Kollegen aus Community das Problem, nie wieder so gutes Material zum Leben erwecken zu können, überzeugt hier aber als herrlich ungeduldige Schuldirektorin. Wer bei John Stamos einschaltet, wird eigentlich nie enttäuscht, und wenig überraschend gehört sein charmantes Spiel zu einem der großen Pluspunkte von Big Shot. Neben den Veteranen muss sich die Nachwuchsriege aber keinesfalls verstecken. Der größte Teil des jungen Casts besteht aus völlig unbekannten Gesichtern, die sich hier zu recht ihre ersten Sporen verdienen. Auch einige der später eingeführten Figuren bereichern die Serie. Obwohl die Serie so viele Charaktere hat, hat sie vielleicht sogar mindestens einen zu wenig. In den späteren Folgen wirkt jedenfalls eine bestimmte Figur etwas überfrachtet mit ihren verschiedenen Handlungssträngen. Hier scheint es außer eventuell Personalmangel keinen Grund zu geben, die Rolle nicht auf zwei verschiedene Charaktere aufzusplitten.
OT: „Big Shot“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Bill D’Elia, Ron Underwood, Bola Ogun, Viet Nguyen, Barbara Brown
Drehbuch: David E. Kelley, Dean Lorey, Alyson Fouse, Cary Bickley, Chris Marrs, Leslie Schapira, Jacquie Walters, Kim Newton, Erin Weller, Kate Heckman, Arielle Díaz, Wendy Mericle, John R. Montgomery
Musik: Fil Eisler, Alexis Grapsas
Kamera: Alison Kelly, Michael A. Price
Besetzung: John Stamos, Jessalyn Gilsig, Richard Robichaux, Sophia Mitri Schloss, Nell Verlaque, Tiana Le, Monique Green, Tisha Even Custodio, Cricket Wampler, Yvette Nicole Brown, Michael Trucco, Adam Arkin
https://www.youtube.com/watch?v=DtkXsusOezg
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