Bilitis
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Bilitis
„Bilitis“ // Deutschland-Start: 11. August 1977 (Kino) // 21. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Es ist kurz vor den Sommerferien im Internat, in dem die 17-jährige Bilitis (Patti D’Arbanville) seit einigen Jahren lebt und unterrichtet wird. Die Trennung von ihren Freundinnen ist zwar schwierig für die Jugendliche, jedoch freut sich auch auf die Zeit bei ihrer verheirateten Freundin Melissa (Mona Kristensen), die mit ihren Mann Pierre (Gilles Kohler) in einem Haus in Südfrankreich in der Nähe der Küste wohnt. Darüber hinaus hofft sie, etwas mehr Zeit mit dem Fotografen Lucas (Bernard Giraudeau) zu verbringen, der von Ferien noch Fotos der einzelnen Schülerinnen und der Klassen gemacht hat und in den sie sich verliebt hat. In Südfrankreich angekommen gehört die Zuneigung der Jugendlichen jedoch zunächst einmal Melissa, die die Grausamkeiten ihres Mannes, seine Kälte und seine kleinen Demütigungen scheinbar einfach hinnimmt, ohne überhaupt einmal aufzubegehren. Auch Bilitis gegenüber benimmt er sich herablassend, auch als sie herausfindet, dass er seine Frau betrügt und seine Geschäftsreisen zu Turnieren eher dem Ausleben dieser Liebeleien dienen. In seiner Abwesenheit kommen sich Bilitis und Melissa immer näher, sodass sich das Mädchen in ihre Freundin verliebt. Unterdessen wird auch die Beziehung zu Lucas ernster, selbst wenn Bilitis’ Herz nach wie vor Melissa gehört.

Als jedoch offenbar wird, dass ihre Freundin nicht an einer Beziehung interessiert ist, will Bilitis dennoch etwas gegen ihre Bindung zu Pierre unternehmen. Sie begibt sich zusammen mit Lucas auf die Suche nach einem neuen Mann für Melissa und stößt dabei aus Zufall auf den vermögenden Nikias (Mathieu Carrière), der das genaue Gegenteil von Pierre zu sein scheint. Parallel nimmt Lukas die Beziehung zu ihr immer ernster und drängt Bilitis, sich zu entscheiden.

Keine reine Männerphantasie

Die Arbeiten des britischen Fotografen und Regisseurs David Hamilton waren zwar kommerziell sehr erfolgreich, doch wurden sie wiederholt als kitschig, pornografisch oder gar pädophil bezeichnet, weil er sich in diesen mit Mädchen und jungen Frauen sowie deren Sexualität befasste. Ein solcher Ruf eilt auch seinem ersten Film Bilitis voraus, auch wenn das Drehbuch unter anderem von Catherine Breillat geschrieben wurde, die ebenfalls ein Faible für diese Themen und Motiven in ihren Arbeiten hatte. Laura Erler und Marco Heiter sehen deshalb das Label der Männerphantasie im Falle von Bilitis als falsch an, wie sie in ihrem Booklettext zu dem kürzlich bei Capelight Pictures erschienenen Mediabook erklären. In der Tat ist Hamiltons Werk eine Geschichte über den Übergang von Mädchen zu Frau sowie über den Verlust der Unschuld, der damit einhergeht.

Wer schon einmal ein Blick auf die Fotografien Hamiltions geworfen hat, wird sich in der Ästhetik von Bilitis sogleich einfinden. Insbesondere die Farben, die Motive und die häufige Benutzung des Weichzeichners zeichnen die Einstellungen des Filmes aus und lassen die Welt der Hauptfigur wie ein Paradies erscheinen, das aber zugleich sehr klein und begrenzt erscheint. Die Welt des Internats und später auf dem Anwesen ihrer Freundin wirken eher wie ein behütetes Refugium oder eine Art Blase, in der sehr vieles so schön ist, dass es auf den Betrachter fast schon surreal wirkt. Dies gilt zugleich für die Liebe und den Sex, die einer Form folgen, wie man sie eher aus Darstellungen der Antike kennt, eben jenen Darbietungen, wie sie die Schülerinnen zu Beginn den zugereisten Eltern und Freunden zeigen. Vieles davon ist kitschig, naiv und zuckersüß, doch es ist die Welt einer jungen Frau, die beschützt aufwuchs und die Welt darüber hinaus noch nicht kennt, sodass diese Form zumindest logisch erscheint.

Die Absolutheit der Gefühle

Diese Darbietung, die der Zuschauer in den ersten Minuten des Filmes sieht, ist eine passende Einführung in das Denken der Hauptfigur. Das Gedicht – ein etwas naives Liebesgedicht – kann sie nicht aufsagen und verlässt die Bühne, wo sie von ihrer besten Freundin in den Arm genommen und getröstet wird. Immer wieder wird die junge Heldin von ihrer Gefühlen übermannt, triff falsche Entscheidungen oder lässt sich zu manch unüberlegter Tat hinreißen, was eine durchaus treffende Darstellung von Jungsein sein mag. Patti D’Arbanvilles schauspielerische Leistung ist solide, was auch für den Rest der Besetzung gilt, selbst wenn nicht jeder Moment überzeugt und der Kitsch teilweise überhand nimmt. Die Idee einer jungen Frau, die diese Gefühle noch nicht richtig ausdrücken kann und zugleich die ersten Schritte in eine Welt macht, in der man sich nicht unbedingt für diese interessiert, ist aber interessant umgesetzt, was man einem Film, der teils bis heute als Männerphantasie gesehen wird oder als Pornografie, vielleicht nicht zugetraut hätte.

Credits

OT: „Bilitis“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1977
Regie: David Hamilton
Drehbuch: Catherine Breillat, Jacques Nahum, Robert Boussinot
Musik: Francis Lai
Kamera: Bernard Caillencourt
Besetzung: Patti D’Arbanville, Mona Kristensen, Bernard Giraudeau, Mathieu Carrière, Gilles Kohler, Irka Bockenko

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 1978 Beste Musik Francis Lai Nominiert

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Bilitis
fazit
„Bilitis“ ist eine Mischung aus Liebes- und Erotikdrama über das Erwachsenwerden. David Hamiltons Film ist vor allem ästhetisch sehr kontrovers und immer wieder nahe am Kitsch, was man mögen muss.
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