Black Earth Rising TV Fernsehen arte Netflix Streaming online Mediathek
© Des Willie

Black Earth Rising

Black Earth Rising TV Fernsehen arte Netflix Streaming online Mediathek
„Black Earth Rising“ // Deutschland-Start: 25. Januar 2019 (Netflix) // 4. Mai 2023 (arte)

Inhalt/Kritik

Kate (Michaela Coel) hat als Kind den Genozid in Ruanda von 1994 überlebt und wurde später von der britischen Staatsanwältin Eve Ashby (Harriet Walter) adoptiert. Mittlerweile selbst erwachsen, arbeitet Kate in der Anwaltskanzlei des US-Amerikaners Michael Ennis (John Goodman). Als Eve einen afrikanischen Kriegsverbrecher vor Gericht stellen will, führt das zu Auseinandersetzungen mit ihrer Adoptivtochter – schließlich hat dieser Mann damals jenen Völkermord unterbunden. Bevor die beiden sich aussprechen können, wird Eve im Laufe des Prozesses erschossen. Kate ist gezwungen, sich mit ihrer Vergangenheit auszusetzen – der neueren wie der ferneren. Ennis steht ihr dabei zur Seite, aber je tiefer Kate in die Irrungen und Wirrungen internationaler Politik eintaucht, desto komplizierter wird alles für sie …

Provokation fürs Publikum

Am Anfang der Serie The Newsroom gibt es eine Szene, in welcher der Nachrichtensprecher Will McAvoy (Jeff Daniels) sich bei einer Podiumsdiskussion in einer Tirade darüber ergeht, dass die USA nicht (mehr) das beste Land der Welt seien. Diese Reaktion auf eine Frage aus dem Publikum beziehungsweise das insistierende Nachhaken des Moderators kommt unerwartet – nicht nur für die Anwesenden, sondern auch für die tatsächlichen Zuschauer der Serie, insbesondere natürlich die US-amerikanischen. International ist die Übermacht Amerikas eher ein Meme, insbesondere in den letzten Jahren. Bei der Erstausstrahlung im Jahre 2011 und vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent war das aber immer noch eine weit verbreitete Ansicht. Die Miniserie forderte also direkt zu Beginn provokativ heraus und machte gleich klar, worum es in ihr gehen wird.

Black Earth Rising, eine Co-Produktion von BBC Two und Netflix, steigt auf ähnliche Weise ein. Die Szene ist unter keinen Umständen abgekupfert und inhaltlich natürlich auch ganz anders, aber formal wirkt sie dennoch wie eine schlechte Kopie des Beschriebenen. Hier ist es eine Frage aus dem Publikum, welcher die Sichtweise von Eve (und gleichsam die der weißen Europäer unter den Zuschauern) auf der Bühne herausfordert. Das funktioniert für sich genommen auch gut (allerdings nur im Original, die deutsche Synchronisation verhunzt einiges). Black Earth Rising verliert den Vergleich mit The Newsroom allerdings deshalb, weil die Serie nie wirklich etwas aus diesem Einstieg macht.

Etwas langatmig

Es ist zwar nicht die Norm, aber es kann durchaus vorkommen, dass eine Rolle von Anfang an einem Schauspieler auf den Leib geschrieben wird. Bei Michael Ennis war das definitiv nicht der Fall. Das soll nicht heißen, dass John Goodman nicht zur Rolle passen würde. Goodman ist ein wunderbarer Schauspieler und selbst mit einem Transmissionselektronenmikroskop ließe sich wohl kaum eine schlechte Performance von ihm in seiner Filmographie finden. Fraglos überzeugt er auch in Black Earth Rising. Ennis ist aber für jemanden geschrieben, dem vielleicht nicht so ohne Weiteres zugetraut wird, die Sympathie des Zuschauers zu gewinnen. Der Charaktere hat zwei Handlungsstränge, die genau das ermöglichen sollen. Aber sie sind uninspiriert und im Falle Goodmans schlicht nicht nötig.

Auch sonst steckt ein wenig zu viel in der Serie, was sich negativ aufs Pacing auswirkt. Die acht Stunden Laufzeit fühlen sich länger an als sie sind, sechs bis sieben hätten es eventuell auch getan. Zur Langatmigkeit gesellt sich eine komplizierte Erzählweise. Es kann mitunter schwierig sein, alle Wendungen und Komponenten der Geschichte im Auge zu behalten, insbesondere für Zuschauer, die nicht mit der Geschichte von Ruanda und Den Haag vertraut sind. Dabei müsste das gar nicht so sein. Die Story ist zwar komplex, muss aber nicht gekünstelt kompliziert erzählt werden.

Gut gespielt mit wichtigem Inhalt

Die Mise en Cadre ist manchmal unkonventionell gewählt. Das ist fraglos Absicht, worauf genau damit abgezielt werden soll, wird jedoch nicht immer klar. Rückblenden beziehungsweise gewalttätige Szenen sind im Zeichentrickstil umgesetzt, allerdings ohne cartoonhaft zu wirken. Vielleicht sollte damit eine niedrigere Altersfreigabe erzielt werden, aber es will nicht so recht zum Rest passen. Abgesehen davon ist die Kameraführung an sich aber gelungen. Schauspielerisch gibt es dafür rein gar nichts an Black Earth Rising auszusetzen. Goodman und Coel funktionieren als Quasi-Vater-Tochter-Gespann hervorragend miteinander. Eigentlich überzeugen hier alle Darsteller, von den Hauptrollen bis zum kleinsten Komparsen.

Trotz der erwähnten Schwächen ist Black Earth Rising kompetent umgesetzt. Drehbuchautor und Regisseur Hugo Blick schrieb und inszenierte alle Folgen alleine (und spielt in zweien davon sogar selbst mit), was bei Serien eher unüblich ist. Spannung und Dramatik halten sich die Waage, und bei manchen Dialogen ist es nicht schwierig zu verstehen, wieso die Schauspieler einen so guten Job machen können. Der Politikanteil mag einigen zu viel sein, Black Earth Rising greift aber tatsächlich wichtige Themen auf, die dann in einem Gerichtsdrama verarbeitet werden.

Credits

OT: „Black Earth Rising“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Hugo Blick
Drehbuch: Hugo Blick
Musik: Patrick Jonsson, Martin Phipps
Kamera: Hubert Taczanowski
Besetzung: Michaela Coel, John Goodman, Tamara Tunie, Noma Dumezweni, Harriet Walter, Danny Sapani, Tyrone Huggins, Ronald Guttman, Aure Atika, Abena Ayivor, Lucian Msamati, Hugo Blick

Bilder

Trailer

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Black Earth Rising
Fazit
"Black Earth Rising" leidet ein wenig unter Langatmigkeit, ist aber nichtsdestotrotz insgesamt spannend inszeniert. Es handelt sich sicher nicht um eine angenehme Serie, dafür jedoch um eine gelungene Mischung aus Politthriller und Gerichtsdrama.
Leserwertung18 Bewertungen
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von 10