Bring Out the Fear

Schon seit einer Weile läuft es nicht mehr so wirklich in der Beziehung von Rosie (Ciara Bailey) und Dan (Tad Morari). Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten, nichts geht mehr voran. Um die Partnerschaft vielleicht noch zu retten und eine Trennung zu vermeiden, beschließt Dan, mit ihr einen Ausflug in die Natur zu machen. Gemeinsam eine Zeit im Wald zu verbringen, nur zu zweit, soll ihnen dabei helfen, wieder zueinander zu finden. Ein Antrag soll das Glück komplett machen. Doch was eine Chance für die Liebe hätte sein sollen, stellt sich als absoluter Alptraum heraus. So dauert es nicht lang, bis sie sich hoffnungslos in dem Wald verlaufen haben. Was auch immer so tun, sie finden einfach keinen Weg hinaus mehr. Und es wird noch schlimmer, denn da geht einiges nicht mit rechten Dingen zu …

Gefangen an einem unheimlichen Ort

Es gehört zu den immer wieder beliebten Szenarien in Horrorfilmen oder auch Mystery-Thrillern: Die Hauptfiguren sind an einem Ort, aus dem sie nicht wieder herausfinden, so sehr sie sich auch bemühen. Kürzlich demonstrierte The Fearway dieses Prinzip anhand eines Paares, das auf einer Straße durch die Wüste gefangen ist und ständig am selben Diner wieder ankommt. Vor allem aber Wälder sind in solchen Fällen beliebt. The Blair Witch Project ist eines der bekanntesten Beispiele, wie so etwas aussehen kann. The Toll Man führte zwei Menschen mit ihrem Auto auf eine Straße durch einen Wald, die sie nicht mehr verlassen können, so weit sie auch fahren wollen. Wer davon noch nicht genug hat: Mit Bring Out the Fear findet nun ein weiterer Vertreter dieser Waldschrecken seinen Weg zu uns.

Dabei handelt es sich um eine eher kostengünstige Version aus Irland. Größere Namen sucht man dort ebenso vergeblich wie aufregende Spezialeffekte. So hat Regisseur und Drehbuchautor Richard Waters bislang vor allem Kurzfilme gedreht. Bring Out the Fear ist nach In a Stranger’s House (2018) erst sein zweiter Langfilm. Sonderlich viel Eindruck hat er damit kaum hinterlassen, obwohl er bei diversen Festivals zu Gast war. Dabei zeigt der Nachwuchsfilmemacher durchaus inszenatorisches Talent. Obwohl der Wald recht überschaubar ist, gelingt es ihm, ihn zu einem Labyrinth umzufunktionieren, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint, ohne dass dies irgendwie albern wirken würde. Interessant ist dabei, dass er auf übliche Elemente wie Dunkelheit und Nebel verzichtet. Die Geschichte spielt fast ausschließlich tagsüber, was die Erfahrung, nicht mehr herauszufinden, nicht weniger unheimlich macht.

Persönliche Abgründe statt Gefahr

Dabei ist der Wald eigentlich nur ein Mittel zum Zweck. Während viele Horrorfilme mit einem derartigen Setting davon handeln, dass die Figuren dem Bösen begegnen, das dort verborgen ist, geht es in Bring Out the Fear viel mehr um das kriselnde Paar. Wenn sie aus dem Wald nicht mehr herausfinden, dann wird das zum Symbol für die Beziehung, in der die beiden gefangen sind. Hinzu kommen die persönlichen Dämonen, mit denen sie konfrontiert werden. Waters ist also stärker an einem psychologischen Horror interessiert, weniger an einem, bei dem es um eine konkrete Lebensgefahr geht. Tatsächlich rätselt man hier schon früh, ob die Ereignisse überhaupt real sind oder vielleicht doch nur die Einbildung der beiden, wenn sie sich mit eigenen Abgründen auseinandersetzen müssen.

Das hätte ganz interessant werden können, hin und wieder ist es das auch. Und doch reicht es nicht, um die gesamte Laufzeit zu füllen, obwohl die eigentlich recht kurz ist. So wird das Umherirren in dem Wald mit der Zeit doch etwas monoton. Man hat das Gefühl, dass Waters wieder einen Kurzfilm konzipiert hat und nicht recht wusste, wie er daraus einen richtigen Langfilm machen soll. Wer absoluten Nervenkitzel erwartet, der wird enttäuscht und sollte sich vielleicht woanders umschauen. Bring Out the Fear ist ein netter, kleiner Horrorfilm, der atmosphärisch und schauspielerisch überzeugt, selbst wenn er nicht so wahnsinnig viel zu erzählen hat.