Als der US-amerikanische Luftwaffenpilot Oberst Joseph Ryan (Frank Sinatra) 1943 Italien abgeschossen wird, wird er in ein Kriegsgefangenenlager gebracht, in dem überwiegend Briten leben. Die Bedingungen dort sind hart, es mangelt an Lebensmitteln und Medikamenten. Zudem kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Ryan und Major Eric Fincham (Trevor Howard), dem ranghöchsten britischen Offizier. Als Italien vor den Alliierten kapituliert und die Wachleute desertieren, sehen die Gefangenen ihre Chance gekommen, nach zuvor mehreren gescheiterten Fluchtversuchen doch noch zu entkommen. Gemeinsam wollen sie sich auf den Weg machen. Doch damit fängt ihr eigentliches Abenteuer erst an …
Geschichten aus einem Kriegsgefangenenlager
Kriegsfilme gibt es natürlich wie Sand am Meer. Vor allem der Zweite Weltkrieg erfreut sich bis heute einer großen Beliebtheit, lassen sich damit doch die unterschiedlichsten Geschichten erzählen. Unter den unzähligen Filmen, die zu dem Thema gedreht wurden, waren auch eine Reihe großer Hits. Einer der eigenwilligeren hiervon ist sicherlich Colonel von Ryans Express aus dem Jahr 1965. Zwar bringt der Film übliche Elemente solcher Blockbuster mit, von dem mutigen Helden über die bösen Deutschen bis zu groß angelegten Actionszenen. Es mangelt weder an Drama noch Spektakel. Und doch ist das Kriegsabenteuer über Gefangene, die aus einem italienischen Lager fliehen und es dabei mit der Wehrmacht zu tun bekommen, irgendwie ungewöhnlich, teilweise sogar regelrecht seltsam.
Eine Besonderheit ist beispielsweise, dass der Film aus zwei Hälften besteht, die völlig unterschiedliche Geschichten erzählen. So schildert die Adaption des ein Jahr zuvor veröffentlichten Bestsellers Der späte Sieg des Commodore von David Westheimer zunächst lange die Lage in dem Gefangenenlager. Während dieser Phase gleicht Colonel von Ryans Express prinzipiell bekannten Titeln, die in Gefängnissen spielen und von den Bedingungen und den Figuren handeln. Vor allem die Verhältnisse zwischen Ryan, Fincham und dem italienischen Lagerkommandanten Major Basilio Battaglia (Adolfo Celi) stehen dabei im Vordergrund. Während Fincham auf Konfrontationskurs geht, gibt sich Ryan zurückhaltender, in der weisen Voraussicht, dass ohnehin bald Italien den Krieg verloren gibt. Auch wenn in dieser Phase keine große Action ansteht, wird Ryan bereits als Alphatier und geborener Anführer etabliert.
Flucht durch alle Genres
In der zweiten Hälfte gibt es dafür umso mehr Action. Gerade die Flucht in dem Zug ist legendär, wenn die Männer einen Weg finden müssen, den sie verfolgenden Deutschen zu entkommen. An manchen Stellen erinnert das an den einige Monate zuvor veröffentlichten Film Der Zug. Auch dort ging es um eine fintenreiche Flucht, wenngleich die Rettung wertvollen Gemälden galt, keinen Menschen. Gemeinsam ist beiden Filmen zudem, dass mehrere Genres miteinander verbunden werden. Da wird ein Kriegssetting mit einem Abenteuer verbunden, es gibt Action, aber auch Thrillerelemente werden eingebaut. Mal verlassen sich die Männer in Colonel von Ryans Express auf ihren Grips, mal ist es pure Gewalt. Gerade zum Ende hin geht es brachial zu.
Während aber der besagte Kollege daraus ein stimmiges Ganzes machte, ist das hier schwieriger. Nicht nur dass es die beiden deutlich unterschiedlichen Hälften gibt und die Bestandteile der einzelnen Genres. Regisseur Mark Robson (Erdbeben) liefert auch im Hinblick auf die Tonalität ein gewaltiges Kuddelmuddel ab, das schwankt von eher komischen Szenen bis zu großem Drama. Das Finale wird sogar richtig düster, düsterer noch, als es die Vorlage war. Dadurch passt vieles nicht so wirklich zusammen, Colonel von Ryans Express fehlt es an einer passenden Balance, vielleicht auch an einem Konzept, was man genau eigentlich mit dem Film wollte – von der Heldengeschichte einmal abgesehen. Wenn einen das nicht stört, kann man mit diesem Mix aber nach wie vor Spaß haben. Es gibt auch einiges an Schauwerten aus den Aufnahmen in Europa.
OT: „Von Ryan’s Express“
Land: USA
Jahr: 1965
Regie: Mark Robson
Drehbuch: Wendell Mayes, Joseph Landon
Vorlage: David Westheimer
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: William H. Daniels
Besetzung: Frank Sinatra, Trevor Howard, Raffaella Carrà, Brad Dexter, Sergio Fantoni, John Leyton, Edward Mulhare, Wolfgang Preiss, Adolfo Celi
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1966 | Beste Soundeffekte | Walter Rossi | Nominiert |
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