Auch wenn die Bäuerin Marie Huber (Catherine Bode) eigentlich sehr eigenständig ist, lässt sie sich doch zunehmend auf Georg Leitner (Thomas Unger) ein, der Anfang einer möglichen Beziehung. Maries Schwester Lisa (Theresa Scholze) und Georgs Halbbruder Florian (Florian Panzner) sind hingegen längst ein Paar. Und sie könnten bald mehr sein, ist Lisa doch seit mehreren Monaten schwanger. Derweil ist die Geschäftsfrau Margot Walser (Martina Gedeck), die sich bei den Hubers einquartiert hat, stärker mit der eigenen Vergangenheit beschäftigt. Aber auch für sie stellt sich die Zukunftsfrage: Was soll mit dem Hotel ihrer Familie geschehen?
Rückkehr des Heimatdramas
Eigentlich ist der Freitagabend im Ersten für Komödien reserviert. „Endlich Freitag im Ersten“ wird da zum Synonym für leichte Unterhaltung, die irgendwie ablenken soll und im Anschluss selbst wieder vergessen ist. Es gibt aber auch ein paar Reihen aus dem dramatischen Umfeld, die aus nicht nachzuvollziehenden Gründen ebenfalls auf diesem Sendeplatz ausgestrahlt werden. Dazu zählt beispielsweise die Hunde-Therapie-Reihe Käthe und ich, bei der kürzlich mit Freundinnen für immer und Verbotene Liebe zwei neue Teile kamen. Und auch Daheim in den Bergen mag es gern ganz ernst, wie der aktuelle neunte Film Die Zweitgeborenen beweist, bevor die Woche drauf mit Alte Pfade – Neue Wege bereits der nächste Teil da ist.
Diesmal war die Wartezeit ungewöhnlich lang. Während sonst jedes Jahr zwei Filme neu hinzukommen, mussten Fans dieses Mal ein Jahr länger warten. Die Reihe setzte 2022 komplett aus. Das ist insofern auch schwierig, weil Daheim in den Bergen: Die Zweitgeborenen sehr stark auf den vergangenen Geschichten basiert. Klar, es gehört bei solchen Reihen oft dazu, dass sie langfristig etwas aufbauen. Meistens ist man dennoch stärker um eine Balance aus rotem Faden und neuen Ereignissen bemüht. Das heißt nicht, dass man hier nicht folgen kann. Das meiste ist schon verständlich. Schwierig ist jedoch, sich innerhalb der Figuren zurechtzufinden. Der Film macht zu wenig, um neu einsteigenden Zuschauern und Zuschauerinnen den Einstieg zu erleichtern, da wird schon sehr auf ein wiederkehrendes Publikum gesetzt.
Viel Leid vor idyllischen Kulissen
Das ist aber nicht der einzige Grund, warum man Nicht-Fans vom Einschalten abraten darf. Der andere ist, dass der Film einfach nicht interessant ist. Wie schon die früheren Teile ist Daheim in den Bergen: Die Zweitgeborenen ein Fall für ein Publikum, das gleichzeitig Idylle und Melodram sucht. Da passieren dauernd irgendwelche schrecklichen Dinge, das aber vor den schönsten Kulissen. Glaubwürdig ist das Ergebnis kaum. Drehbuchautor Marcus Hertneck verpasst es, tatsächlich etwas über das Leben und Arbeiten in den Bergen zu sagen, und konzentriert sich lieber auf irgendwelche Familiengeschichten, die praktisch überall stattfinden könnten. Was sie dort nicht realistischer machen würde, man zeigt hier schon eine Neigung zur Seifenoper mit Schicksalsschlägen, traurigen Vorgeschichten und Gefühlen im engsten Kreis.
Das ist schade, weil es zum ländlichen Leben sicher mehr zu erzählen gäbe als das. Auch das Ensemble hätte mehr verdient, allen voran Charakter-Darstellerin Martina Gedeck (Die Wand), deren Talent hier vergeudet wird. Immerhin: Die dramatischen Szenen werden nicht ausgeschlachtet, da ist man vom Herzkino Schlimmeres gewohnt. Tatsächlich überzeugend sind nur die besagten hübschen Bilder. Daheim in den Bergen: Die Zweitgeborenen wirkt an diesen Stellen wie ein Imagefilm, der dafür Werbung machen soll, selbst in die Berge zu fahren und dort Urlaub zu machen. Man sollte sich dabei nur vielleicht von den Einheimischen fernhalten, um nicht zu riskieren, sich von deren Unglück anstecken zu lassen.
OT: „Daheim in den Bergen: Die Zweitgeborenen“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Markus Imboden
Drehbuch: Marcus Hertneck
Musik: Annette Focks
Kamera: Armin Golisano
Besetzung: Catherine Bode, Theresa Scholze, Thomas Unger, Florian Panzner, Christoph M. Ohrt, Judith Toth, Nadja Sabersky, Martina Gedeck, Franz-Xaver Zeller, Ernst C. Sigrist
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