Schon seit einer Weile hat der Schriftsteller Mort Rainey (Johnny Depp) nichts Nennenswertes mehr zu Papier gebracht. Zu sehr nagt die Trennung von seiner Frau Amy (Maria Bello) an ihm, die inzwischen mit Ted (Timothy Hutton) zusammen ist und die Scheidung eingereicht hat. Während er noch mit sich kämpft, wieder aus diesem Loch herauszukommen, kündigt sich bereits das nächste Ärgernis an. Plötzlich taucht John Shooter (John Turturro) bei ihm auf, ein Hobbyschriftsteller aus Mississippi, der felsenfest davon überzeugt ist, dass Mort ihm eine seiner Geschichten gestohlen hat. Zunächst nimmt der Autor das nicht ernst, mit Spinnern hat er es schließlich immer mal wieder zu tun. Doch dieser ist irgendwie unheimlich. So unheimlich, dass der Privatdetektiv Ken Karsch (Charles S. Dutton) hinzugezogen wird, um sich des Problems anzunehmen. Doch die Situation wird immer schlimmer und bedrohlicher …
Ein weniger beachteter Film nach Stephen King
Im Laufe der letzten vier Jahrzehnte hat es bekanntlich unzählige Adaptionen von Stephen Kings Geschichten gegeben, sei es fürs Kino, das Fernsehen oder neuerdings Streamingdienste. Dass diese nicht unbedingt immer erfolgreich sein konnten, ist klar, von gut ganz zu schweigen. Da kam es schon zu enormen Schwankungen. Die wohl schwächste Phase in der Filmografie des Horror-Schriftstellers dürften wohl die 00er Jahre sein. Während die anderen Jahrzehnte große Klassiker und Blockbuster hervorbrachten, darunter so einflussreiche Titel wie Shining (1980), Misery (1990) und Es (2017), ist die Ausbeute in diesem Jahrzehnt mager. Die stärkste Resonanz erfuhr in der Zeit noch Zimmer 1408 (2007), in dem ein Autor in einem berüchtigten Hotelzimmer unheimliche Erfahrungen macht. Auf Platz zwei der 00er-Rangliste steht Das geheime Fenster, das 2004 immerhin noch ein moderater Erfolg wurde, auch wenn die Kritiken nicht besonders ausfielen.
Dass es sich hierbei um eine Geschichte von Stephen King handelt, merkt man anhand mehrerer Punkte. So steht mal wieder ein Autor im Mittelpunkt, so wie in den vier obigen Filmen auch jeweils eine Hauptfigur schreibt oder es zumindest versucht. Auch die Sache mit dem abgelegenen Schauplatz ist typisch für ihn, viele seiner Werke handeln davon, wie in eine Kleinstadt das Böse einzieht. Und dann wäre da noch der zunehmende Wahnsinn des Protagonisten, wie man es aus vielen anderen seiner Bücher kennt. Tatsächlich hat man bei Das geheime Fenster eine ganze Reihe von Déjà-vus. Dazu gehört auch eine spätere Wendung, die vermutlich sehr überraschend hätte sein sollen. Wer aber einigermaßen affin ist in diesem Genre, ahnt schon früh, was da gespielt wird und worum es eigentlich geht.
Atmosphärisch, aber nicht sehr spannend
Das bedeutet aber nicht, dass man hiervon nicht unterhalten werden kann. Zumindest anfangs darf kräftig gerätselt werden, was es mit dem mysteriösen und unheimlichen Fremden so auf sich hat. Damit verbunden ist die Frage, ob etwas an den Vorwürfen dran sein könnte. Und wenn ja, wie ist Mort an das Original gekommen, das sonst niemand kennen dürfte? Später gesellen sich andere Momente dazu, die rätselhaft sind und über die üblichen Stalking-Geschichten hinausgehen. Gut gespielt ist Das geheime Fenster auch. Vor allem Johnny Depp steht dabei natürlich im Mittelpunkt als verzweifelter Autor, der immer mehr die Kontrolle verliert. Und auch John Turturro in der Rolle des Antagonisten hinterlässt Eindruck, wenngleich seine Figur nicht sonderlich viel Variation und Abwechslung zulässt.
Das ist dann auch allgemein ein Problem des Films. Ursprünglich eine Novelle, die in der Sammlung Vier nach Mitternacht erschienen ist, reicht der Stoff irgendwie nicht aus, um damit die gesamte Laufzeit zu füllen. Regisseur und Drehbuchautor David Koepp (Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt) hat zumindest so seine liebe Not, die Spannungskurve konstant zu halten, obwohl Das geheime Fenster mit etwas mehr als anderthalb Stunden nicht wirklich lang geworden ist. Nur hin und wieder geht es mal tatsächlich etwas mehr zur Sache, ansonsten verlässt man sich primär auf die Atmosphäre. Die ist dabei durchaus geglückt, weshalb der Thriller qualitativ im soliden Mittelfeld angesiedelt. Ein Film, den man sich anschauen kann, wenn er gerade im Fernsehen läuft. Nur eben kein Klassiker, der Jahre später noch weiterempfohlen werden müsste.
OT: „Secret Window“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: David Koepp
Drehbuch: David Koepp
Vorlage: Stephen King
Musik: Philip Glass, Geoff Zanelli
Kamera: Fred Murphy
Besetzung: Johnny Depp, John Turturro, Maria Bello, Timothy Hutton, Charles S. Dutton
Ihr wollt noch mehr vom König des Horrors sehen? In unserem Themenspecial über Stephen King blicken wir zurück auf vergangene Filme und Serien, die auf seinen Werken basieren, und sammeln mehrere Dutzend Rezensionen.
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)