Als der 22-jährige Paul Rauch (Julian Waldner) entführt wird, liegen schnell die Nerven blank. Umso mehr, da für dessen Freilassung 2 Millionen Euro innerhalb von 48 Stunden gefordert werden! Seine Mutter Sonja (Nina Kronjäger) will alles tun, nur damit ihr Sohn wieder heil nach Hause kommt. Das bedeutet auch, dass die Polizei unter allen Umständen herausgehalten werden soll. Und so liegt es an Sonderermittler Alexander Haller (Philipp Hochmair) und seinem Assistenten Niko Falk (Andreas Guenther), der Familie in ihrer Not zu helfen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Pauls wohlhabendem Onkel Heinrich (Fritz Karl), der als Einziger das nötige Geld zusammenbringen könnte …
Entführung mit Zeitdruck
Donnerstagabend, da steht im Ersten wieder ein kleiner Urlaub nebst Verbrecherjagd auf dem Programm. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen laufen hier schließlich immer deutsche Krimis, die im europäischen Ausland spielen und dabei idyllische Landschaften mit knallharten Morden oder anderen Taten verbunden werden. Nachdem es in den letzten Wochen unter anderem nach Frankreich (Kommissar Dupin: Bretonische Nächte) und Dänemark (Der Dänemark-Krimi: Blutlinie) ging, steht jetzt wieder Österreich auf dem Programm. Genauer gibt es im wöchentlichen Abstand zwei neue Teile von der seit 2018 ausgestrahlten ARD-Krimireihe Der Wien-Krimi: Blind ermittelt. Los geht es mit Tod im Weinberg, bevor es anschließend mit Tod an der Donau weitergeht.
Der Titel ist dabei etwas irreführend. Anders als es bei den meisten Krimis der Fall ist, startet der erste Film gar nicht mit einem Tod. Tatsächlich muss man sogar sehr lange warten, bis überhaupt mal eine Leiche ins Spiel kommt. Und die hat auch nur bedingt etwas mit dem Fall zu tun. Stattdessen steht im Mittelpunkt von Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Weinberg die Entführung des jungen Mannes. Dass der Film eine Mogelpackung ist, ist dabei aber noch sein geringstes Problem. Entführungen können schließlich sehr spannend sein, vor allem wenn sie wie hier mit einer knappen Deadline verbunden sind. Da muss sich unser Duo schon sehr sputen, wenn es rechtzeitig den Täter oder die Täterin schnappen will, bevor es zu spät ist.
Weder Spannung noch Sinn
Das ist dann aber auch schon der erste Knackpunkt des Films: Da kommt keine Spannung auf. Zwar wird zwischendurch mal etwas das Tempo angehoben, wenn es um eine Lösegeldübergabe geht, bei der natürlich alles ganz anders läuft als gedacht – tut sie schließlich immer. Die meiste Zeit über hat man es in Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Weinberg aber nicht sonderlich eilig. Immer mal wieder wird angehalten und ausgiebig gelauscht, vor allem unser blinder Protagonist legt immer wieder geradezu esoterisch anmutende, unfreiwillig komische Päuschen ein. Und wenn sie doch mal etwas im Hinblick auf den Fall tun, dann läuft das auf gemütliche Ermittlungen hinaus, wer es denn nun aus dem Umfeld sein könnte. Dabei entsteht nie ein Gefühl der Dringlichkeit, welches eigentlich bei einer solchen Entführung konstant vorhanden sein und die Ereignisse vorantreiben sollte.
Aber auch bei den Ermittlungen selbst gibt es gravierende Mängel. Das fängt schon damit an, dass Paula darauf besteht, keine Polizei ins Spiel zu bringen, aber kein Problem hat, zwei private Ermittler loszuschicken. Zwei Ermittler, die dann brav alle Verdächtigen abklappern und diese damit wissen lassen, dass doch jemand eingeschaltet wurde. Auch wenn später eine Wendung eingebaut wird, die das etwas abschwächt, Sinn ergibt das nicht. Ärgerlich ist bei Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Weinberg zudem, dass der Fall nur wegen der Dämlichkeit der schuldigen Person gelöst werden kann und der Schritt zur Erkenntnis ein sehr willkürlicher ist, am Ende alles nur irgendwie zusammengepantscht wurde. Es macht also nicht einmal Spaß hier mitzurätseln. Am ehesten stimmen noch die hübschen Bilder aus der Weingegend versöhnlich. Aber das reicht kaum aus, um anderthalb Stunden durchzuhalten.
OT: „Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Weinberg“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2023
Regie: Till Franzen
Drehbuch: Nora Friedel, Mike Majzen
Musik: Philipp Schaeper, Christopher Colaço
Kamera: Florian Banicki
Besetzung: Philipp Hochmair, Andreas Guenther, Jaschka Lämmert, Michael Edlinger, Nina Kronjäger, Fritz Karl, Xaver Hutter, Martin Leutgeb, Julian Waldner, Lisa-Lena Tritscher, Daniel Langbein
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