Der Schock ist groß bei Scott (Thomas Jane) und seiner Tochter Jane (Harlow Jane), als sie mitansehen müssen, wie seine Frau vor ihren Augen erschossen wird. Ein Jahr später ist er noch immer ein Wrack, während Jane nach wie vor ein stark eingeschränktes Hörvermögen hat, die Folge des Schusses. Mit Gelegenheitsjobs halten sie sich aber zumindest irgendwie über Wasser. Bei ihrem neuesten Auftrag sollen die das Haus eines Geschäftsmanns in einer verlassenen Siedlung außerhalb der Stadt niederreißen. Eigentlich ist das keine sonderlich komplizierte Angelegenheit. Doch dabei geraten die beiden an Vic (Emile Hirsch) und dessen Freundin Lola (Liana Liberato), die selbst ein großes Interesse an dem Haus zeigen. Genauer ist es der Boden vor dem Haus, der es ihnen angetan hat. Und so zwingen die zwei das Vater-Tochter-Duo, darin zu graben, wenn sie lebend davonkommen wollen …
Viel Streit auf engstem Raum
Wenn Filme möglichst wenig kosten sollen, dann lässt sich das beispielsweise erreichen, indem das Setting sehr begrenzt ist oder das Ensemble überschaubar. Bei Dig or Die ist es beides. So gibt es zu Beginn zwar noch ein paar Szenen, die woanders spielen und in denen diverse andere Leute auftreten sollen. Doch diese Phase ist kurz. Ein Großteil des Thrillers spielt in dem abzureißenden Haus bzw. der direkt daran anschließenden Umgebung. Dabei stehen die vier Figuren im Mittelpunkt. Da ist das mindestens unbeherrschte, wenn nicht gar psychopathische Verbrecherpärchen. Und da ist natürlich das Vater-Tochter-Duo, das zuvor schon heftige Schicksalsschläge ertragen musste, zu denen jetzt ein weiterer zu kommen droht. Der Film trägt seinen hierzulande verwendeten Titel schließlich nicht grundlos.
Bemerkenswert ist an diesem besagten Duo, dass Thomas Jane (Mord in Yellowstone City) tatsächlich der Vater von Harlow Jane (She Came to Me) ist, der gemeinsame Familienname also kein bloßer Zufall. Die Verwandtschaft kommt dem Film dabei zuweilen durchaus zugute. So verhalten sich die beiden tatsächlich wie Vater und Tochter, man nimmt ihnen die Nähe ab – selbst wenn man die Hintergründe nicht weiß. Das kann auch schon mal etwas konfrontativer werden. Aber wenn es hart auf hart kommt, was in Dig or Die dauernd der Fall ist, ziehen Scott und Jane an einem Strang. Bei dem anderen Duo ist das kaum der Fall. Vielmehr scheint es ganz grundsätzlich überall Ärger machen oder suchen zu wollen. Das muss man im Einzelfall nicht nachvollziehen können. Wenn es da ordentlich kracht, dann nicht zwangsläufig, weil es einen Grund dafür gibt. Das geschieht mehr aus Prinzip.
Auf der Suche nach der Spannung
Ein Fehler muss das nicht unbedingt sein. Eskalationen gehören zum Geschäft, so mancher Film hat damit bereits für gute Unterhaltung gesorgt. Bei Dig or Die will das aber irgendwie nicht so richtig klappen. Die Streitereien sind hier eher nervig, als dass sie für Nervenkitzel sorgen würden. Emile Hirsch wird auch nie wirklich eine bedrohliche Gestalt, auch wenn er noch so oft mit der Waffe herumfuchtelt. Einen stärken Eindruck hinterlässt da schon Jane Senior, vor allem bei der Anfangspassage, wenn das unbeherrschte Rowdy-Naturell von Scott zu einer Katastrophe führt. Auch da muss man das nicht zwangsläufig nachvollziehen können. Zumindest ist das aber auf seine Weise unheimlich.
Ansonsten hält sich das mit der Spannung leider sehr in Grenzen. Zwar ist der Film an und für sich nicht sonderlich lang. Anderthalb Stunden sollte man doch eigentlich gut überbrücken können, selbst wenn Schauplatz und Personal nicht viel Abwechslung ermöglichen. Stattdessen fängt spätestens zur Mitte der Geschichte der wiederkehrende Blick auf die Uhr an. Eigentlich ist es einem ziemlich egal, was mit den Figuren geschieht. Die Neugierde, wonach überhaupt gesucht wird, hält ebenfalls nicht sehr lange an. Zum Schluss dreht Dig or Die dann zwar schon noch einmal auf, die ständigen Drohgebärden ziehen dann endlich einmal Folgen nach sich. Das ist aber zu spät und zu wenig. Gut möglich, dass man zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr wach ist.
OT: „Dig“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: K. Asher Levin
Drehbuch: Banipal Ablakhad, Benhur Ablakhad
Kamera: Stephen St. Peter
Besetzung: Thomas Jane, Emile Hirsch, Liana Liberato, Harlow Jane
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