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© Malgosia Abramowska

DNA

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„DNA“ // Deutschland-Start: 24. Mai 2023 (arte)

Inhalt / Kritik

So richtig gut ist das Verhältnis von Neige (Maïwenn) zu dem Rest ihrer Familie ja nicht. Ihre Mutter Caroline (Fanny Ardant) kann sie kaum ertragen, ihren Vater Pierre (Alain Françon) verabscheut sie sogar. Doch da ist auch ihr Großvater Émir (Omar Marwan), zu dem sie aufblickt und der immer eine Stütze in ihrem Leben war. Alt geworden ist er inzwischen, lebt in einem Altenheim und hat mit seiner zunehmenden Alzheimer-Erkrankung zu kämpfen. Umso größer ist die Freude, dass er es trotzdem noch geschafft hat, gemeinsam mit einer Journalistin an einem Buch über sein Leben zu arbeiten. Vor allem die Zeit als junger Mann in seiner alten Heimat Algerien war ihm wichtig. Als Émir später stirbt, sind es eben diese Erzählungen von Algerien, die Neige beschäftigen. So sehr, dass sie beginnt, sich stärker mit ihren Wurzeln auseinanderzusetzen …

Die Suche nach den Wurzeln

Lange hatte es gedauert, bis die als Schauspielerin gekannte Maïwenn nach Mein Ein, mein Alles (2015) wieder auf den Regiestuhl zurückkehrte. Eigentlich wollte sie im Anschluss einen Film über Jeanne Bécu drehen, eine Mätresse von König Ludwig XV. Doch daraus wurde erst einmal nichts, erst 2023 sollte ihr Herzensprojekt unter dem Namen Jeanne du Barry doch noch erscheinen und das Festival von Cannes eröffnen. Und so arbeitete sie stattdessen erst einmal an DNA, einem deutlich kleineren Projekt. Auch dieses hätte eigentlich in Cannes laufen sollen. Als die 2020er Ausgabe des Festivals aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, wurde auch daraus nichts. Stattdessen war das Drama bei mehreren kleinen Filmfesten zu Gast. Bei uns reichte es nicht einmal dafür, etwas versteckt im Spätprogramm sowie ohne deutsche Synchro feiert der Film erst Jahre später auf arte seine Deutschland-Premiere.

Hat sich die lange Wartezeit gelohnt? Nur zum Teil. Interessant ist das Thema, sich mit den eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen, natürlich schon. Maïwenn, die gemeinsam mit Mathieu Demy das Drehbuch geschrieben hat, tut dies zudem anhand eines Beispiels, das mit einem dunkleren Teil der französischen Geschichte zusammenhängt: die Kolonisierung Algeriens. Gerade der Algerienkrieg Mitte des 20. Jahrhunderts klingt noch immer nach, die Beziehung der beiden Länder ist bis heute schwierig und hat entsprechend viele Filme nach sich gezogen. Im Fall von Neige ist die Lage besonders kompliziert, als Tochter einer algerischen Mutter und eines französischen Vaters steht sie zwischen den Welten. Wenn DNA von der Beschäftigung mit der eigenen Herkunft erzählt, dann liegt das jedoch in erster Linie an dem Tod des geliebten Großvaters, der für die Protagonistin ein Ersatzelternteil war.

Nichts als Streit

Warum Neige ein so großes Problem mit den Eltern hat, wird nicht so wirklich klar. Allgemein steht man immer wieder fassungslos vor dieser Familie, die sich gegenseitig das Leben zur Hölle macht, ohne dass dabei ein Grund ersichtlich wird. So etwas kann funktionieren, wenn das Publikum mit der Zeit die Figuren näher kennenlernt und hinter dem Schrillen die Verletzungen sichtbar werden. Bei DNA wirkt es hingegen eher irritierend, manchmal sogar komisch. So als hätte Maïwenn eine Parodie auf dysfunktionale Familien gedreht und wollte sich darüber lustig machen, wenn geradezu chronisch aus kleinsten Anlässen große Dramen gemacht werden.

Interessanter wird es, wenn sich der Film von diesen ständigen Streitereien fortbewegt und sich stärker mit der Suche nach der Vergangenheit befasst. Auch das kann hin und wieder übertrieben sein. Da hätte Maïwenn, die es nicht nehmen ließ, die Hauptrolle zu übernehmen, vielleicht doch ein Korrektiv durch andere gebraucht, die ihre Exzesse etwas eindämmen. Doch auch wenn weniger mehr gewesen wäre, hat DNA doch immer wieder sehenswerte Passagen. Dabei sind es vor allem die Auftritte von Fanny Ardant (Die Frau nebenan) und Louis Garrel (Die drei Musketiere: D’Artagnan) – jeweils hierfür für einen César nominiert –, die einem in Erinnerung bleiben und die Geschichte aufwerten. Das reicht dann insgesamt für einen soliden Film. Mehr als das ist das hier nicht.

Credits

OT: „ADN“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Maïwenn
Drehbuch: Mathieu Demy, Maïwenn
Musik: Stephen Warbeck
Kamera: Sylvestre Dedise
Besetzung: Fanny Ardant, Louis Garrel, Dylan Robert, Marine Vacth, Caroline Chaniolleau, Alain Françon, Florent Lacger, Henri-Noël Tabary, Omar Marwan, Maïwenn

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 2021 Beste Regie Maïwenn Nominiert
Beste Nebendarstellerin Fanny Ardant Nominiert
Bester Nebendarsteller Louis Garrel Nominiert
Beste Musik Stephen Warbeck Nominiert
Prix Lumières 2021 Beste Regie Maïwenn Sieg

Filmfeste

Cannes 2020
Zurich Film Festival 2020

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DNA
fazit
„DNA“ ist ein solides Drama über eine Frau, die sich nach dem Tod ihres Großvaters mit den eigenen Wurzeln befasst. Das Thema ist interessant, es gibt einige starke schauspielerische Leistungen. Aber auch diverse Exzesse und eine Familie, die sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen andauernd streitet.
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