Eigentlich sollte der verurteilte Mörder Benedikt Lauber (Tobias Oertel) nur kurz das Gefängnis verlassen dürfen, um bei dem Begräbnis seiner Mutter teilnehmen zu können. Doch der lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen, kämpft sich gewaltsam frei, wobei er einen Vollzugsbeamten erschießt, und taucht dann mithilfe von Rainer Schwerin (Michael Pink) unter. Eine solche Geschichte fällt zwar eigentlich nicht in den Zugehörigkeitsbereich von Otto Garber (Florian Martens), Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Sebastian Klöckner (Matthi Faust). Aber hilft ja nichts. Dabei haben sie einen ganz anderen Fall zu lösen. Die junge Syrerin Bahira, die als Fahrradkurierin bei Essenslieferdienst „Ikarus“ arbeitet, wurde brutal erschlagen. Aber wer könnte es auf sie abgesehen haben? Und aus welchem Grund? Dabei rückt vor allem ihre Schwester Aleyna Hassan (Sogol Faghani) in den Mittelpunkt, die auf das Ergebnis eines Asylantrags wartet …
Actionreicher Einstieg
Unter den zahlreichen Krimireihen, die das ZDF produziert, gehört Ein starkes Team sicherlich zu den produktivsten. Mehr als 90 Filme wurden seit dem Start 1994 inzwischen ausgestrahlt, allein 2022 kamen vier neue hinzu. Bei der Qualität sieht es hingegen oft weniger beeindruckend aus. Die meisten siedeln sich im durchschnittlichen Bereich an, so etwa letztes Mal bei Im Namen des Volkes, wo es um die Folgen eines brutalen Überfalls auf einen Juwelier ging. Hin und wieder reicht es nicht einmal dafür. Dazu zählt auch der neueste Teil Kurierfahrt in den Tod. Denn obwohl gleich mehrere Erzählstränge aufgemacht werden und das Drehbuch mehrere Themen anspricht, am Ende überzeugt das alles nicht so wirklich.
Ungewohnt actionreich geht es dabei los. So beginnt der 92. Teil des Dauerbrenners mit der Beerdigung und der gewaltsamen Flucht von Lauber. Zu viel darf man davon nicht erwarten, geboten wird an der Stelle nur typische TV-Kost. Es erfüllt aber seinen Zweck, um den Antagonisten der Folge einzuführen. Gleichzeitig wird dies zum Problem. So wissen die Zuschauer und Zuschauerinnen natürlich, dass die Ermordung der Fahrradkurierin mit dem entflohenen Verbrecher zusammenhängen muss. Sonst hätte man den Vorfall nicht gezeigt. Wenn sich Ein starkes Team: Kurierfahrt in den Tod an alternativen Erklärungen versucht, dann nur, weil es die Konventionen des Krimis verlangen. Überzeugend ist das nicht, es kostet nur Zeit. Der Moment, in dem die offensichtliche Lösung verraten wird, ist zudem die plumpste Form von Exposition, die man sich nur vorstellen kann.
Spannung ist ausverkauft
Etwas besser sieht es aus, wenn dann mal die Katze aus dem Sack ist und es zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Verbrecherduo und der lange ahnungslosen Polizei kommt. Zumindest führt das zu mehreren brenzligen Szenen. Aber selbst dann bleibt Ein starkes Team: Kurierfahrt in den Tod ein wenig bemerkenswerter Genrevertreter. So sind die Situationen schon ziemlich konstruiert, die Figuren verhalten sich teils idiotisch. Von einer Begegnung einmal abgesehen, wenn Schwerin auf einen Freund von Aleyna trifft, wird es auch nie so richtig spannend. Gerade wenn es um einen flüchtigen Schwerverbrecher geht, der frei umherläuft und nicht die geringsten Skrupel hat, sollte man meinen, dass sich damit Nervenkitzel erzeugen lässt.
Ein Grund, warum daraus nichts wird, liegt in dem Antagonisten selbst begründet. So gibt sich Tobias Oertel (Der Alte: Rückkehr ohne Wiedersehen) zwar viel Mühe, um seine Figur möglichst bedrohlich zu gestalten. Aber das ist eben auch das Problem: Es ist so bemüht, dass es schon wieder zu einer verkrampften Karikatur wird. Auch bei anderen Elementen ist das alles zu gewollt, seien es die gesellschaftlich ausgerichteten Themen Immigration oder der Umgang mit Lieferdiensten, von dem erneut schwachen Humor rund um Urgestein Sputnik (Jaecki Schwarz) ganz zu schweigen. Das enthält dann zwar einiges von dem, was Fans dieser Reihe erwarten und mögen. Bei so vielen anderen Teilen, aus denen man auswählen kann, hätte es Ein starkes Team: Kurierfahrt in den Tod aber kaum gebraucht.
OT: „Ein starkes Team: Kurierfahrt in den Tod“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Johannes Grieser
Drehbuch: Leo P. Ard
Musik: Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming
Kamera: Markus Selikovsky
Besetzung: Florian Martens, Stefanie Stappenbeck, Arnfried Lerche, Matthi Faust, Jaecki Schwarz, Eva Sixt, Tobias Oertel, Michael Pink, Sogol Faghani, Anton Rubtsov, Hyun Wanner, Vincent zur Linden
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