Einzeltäter Teil 1: München
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Einzeltäter Teil 1: München

Einzeltäter Teil 1: München
„Einzeltäter Teil 1: München“ // Deutschland-Start: 25. Juli 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Dass man andere Menschen nicht mag, kommt immer mal wieder vor. Davor ist praktisch niemand gefeit. Manchmal ist es sogar mehr als das, Abscheu, Wut bis hin zum Hass sind zumindest in gewissem Maße natürliche menschliche Gefühle. Doch was, wenn diesen Gefühlen Taten folgen? Wenn der Hass so groß wird, dass man andere sogar töten möchte? Besonders verstörend sind in dem Zusammenhang Fälle, bei denen dieser Hass noch nicht einmal mit der konkreten Person zusammenhängt. Wenn andere ermordet werden, nur weil sie das Pech hatten, eben da zu sein, zur falschen Zeit am falschen Ort. Dies kann im Rahmen eines Amoklaufs geschehen, wie man es gerade in den USA immer wieder hört. Manchmal sind die Täter aber auch auf bestimmte Gruppen aus, seien es Ausländer, Andersgläubige oder Leute, die anderweitig nicht den eigenen Weltvorstellungen entsprechen.

Trilogie deutschen Terrors

Julian Vogel hat drei solcher Fälle in Deutschland näher genommen und beleuchtet sie in seiner Doku-Trilogie Einzeltäter. Los geht es dabei mit München, bevor in den anderen Filmen die Anschläge Halle und Hanau an der Reihe sind. Manche werden sich dabei vielleicht wundern, was die Geschichte in München mit den beiden anderen zu tun hat. Schließlich war anfangs der Glaube weit verbreitet, bei dem Angriff im Juli 2016 im Olympia-Einkaufszentrum, der neun Menschen das Leben kostete, handelte es sich um einen nicht politisch motivierten Amoklauf. Erst mit der Zeit und weiteren Erkenntnissen wurde deutlich, dass die Opfer nicht ganz zufällig waren. Vielmehr war David Sonboly, ein in München geborener Deutsch-Iraner, offensichtlich rechtsradikal, wetterte online gegen Flüchtlinge und tötete an jenem Tag lauter Leute, die für ihn nach Ausländern aussahen.

Tatsächlich ist ein großer Teil von Einzeltäter Teil 1: München dem Kampf der Hinterbliebenen gewidmet, dass der vermeintliche Amoklauf als rechter und rassistischer Anschlag bezeichnet wird. Nun könnte man sich fragen, welchen Unterschied das für die Angehörigen macht, warum Sonboly die neun ermordet hat. Eine wirkliche Antwort liefert der Dokumentarfilm nicht. An einer Stelle wird zwar gesagt, man hoffe, in Zukunft solche Anschläge vielleicht verhindern zu können, wenn es eine wirkliche Aufarbeitung gibt. Weiter ausgeführt wird das aber nicht. Es gibt auch keine Diskussion zu dem Thema, zumindest keine, die neueren Datums wäre. An deren Stelle treten Briefe und Interviews einer Anwältin, dazu manche Forderungen der Angehörigen. Interessant ist der Aspekt schon. Nur wird er kaum ausgeführt.

Nüchtern und Anklagend

Auch in anderer Hinsicht bleibt der Dokumentarfilm überraschend stumm. So erfährt man relativ wenig über den Täter und dessen Leben, auch der Ablauf der Tat ist nur wenige Worte wert. Wer also vor allem mehr über das Attentat und dessen Hintergründe erfahren möchte, der ist bei Einzeltäter Teil 1: München nicht wirklich gut aufgehoben. Stärkeren Eindruck hinterlassen die Angehörigen, die auch Jahre später noch mit dem Verlust zu kämpfen haben. Wenn ein Elternpaar an einer Stelle erzählt, wie es seinen Sohn verloren hat, nur weil er schwarze Haare hatte, dann geht einem das unweigerlich zu Herzen. Und das obwohl Vogel dankenswerterweise darauf verzichtet hat, diese Schicksalsschläge voyeuristisch ausschlachten zu wollen. Wo so manche Netflix True Crime Doku das Publikum zur Anteilnahme nötigen will, da bleibt das hier nüchtern und beobachtend.

Eindruck hinterlässt der Dokumentarfilm, der beim DOK.fest München 2023 Weltpremiere hatte, auch so. Er erinnert nicht nur an eine Tragödie, als all diese Menschenleben ausgelöscht wurden. Er stellt auch die Frage, warum die Behörden sich zunächst weigerten, einen rechten Hintergrund zu untersuchen, und sich auch später schwer damit taten, diesen offiziell zuzugeben. Einzeltäter Teil 1: München bestätigt damit den Vorwurf, der schon zu den NSU-Morden laut wurde: Rechte Gewalt wird nicht wahrgenommen, soll vielleicht nicht wahrgenommen werden. Insofern versteht sich der Film nicht nur als Rückblick auf den brutalen Anschlag, sondern ist – gemeinsam mit den beiden Folgewerken – das Porträt eines rassistischen Terrors, der überall zuschlagen kann.

Credits

OT: „Einzeltäter Teil 1: München“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Julian Vogel
Drehbuch: Julian Vogel
Musik: Milan Loewy
Kamera: Luise Schröder, Julian Vogel

Bilder

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Einzeltäter Teil 1: München
fazit
„Einzeltäter Teil 1: München“ ist der erste Teil einer Trilogie zu rechten Attentätern in Deutschland. Man erfährt hier erstaunlich wenig über den Täter und den Anschlag im Juli 2016 in München, bei dem neun Menschen starben. Mehr Raum bekommt der Kampf der Hinterbliebenen, dass der Vorfall als rechter Terrorismus anerkannt wird.
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