England, 1554: Nach dem Tod ihrer tyrannischen Halbschwester Mary I. (Kathy Burke) wird Elizabeth (Cate Blanchett) zur Königin von England gekrönt. Ein Triumph ist das jedoch kaum, erbt sie damit doch ein Reich, das von zahlreichen Konflikten geprägt ist, seien sie politischer oder auch religiöser Natur. Das hat auch Auswirkungen auf ihr Liebesleben. Während sie selbst noch ihrer Jugendliebe Robert Dudley (Joseph Fiennes) zugetan ist, drängt ihr Berater Sir William Cecil (Richard Attenborough) sie dazu, einen einflussreichen Mann zu heiraten und damit ihre Macht zu festigen. Denn ihre Feinde sind überall, vor allem bei der katholischen Kirche, welche die Protestantin am liebsten gleich wieder loswerden würde. Die muss sie auch erkennen, als sie sich auf einen Kampf mit den Truppen von Mary of Guise (Fanny Ardant) einlässt …
Kampf um die Krone
Anlässlich der Krönung von Charles zum neuen Oberhaupt Englands ist das Königshaus mal wieder in allen Nachrichten. Und auch das Fernsehen hat das Thema für sich entdeckt, weswegen die erneute Ausstrahlung von Elizabeth nicht sonderlich verwundert. Schließlich gehört der Film zu den berühmtesten, die es in diesem Themenbereich gibt. Dabei hat der Blick auf Charles’ einflussreiche Vorgängerin natürlich nur wenig mit dem zu tun, was wir heutzutage zum britischen Adel erwarte dürfen. Nicht nur dass die Macht des Königs bzw. der Königin in den folgenden Jahrhunderten stark abgenommen hat, die Krone heute nicht mehr als ein Symbol und Millionengrab ist. Es gibt auch keine vergleichbaren Kämpfe mehr darum, wer diese auf dem Kopf tragen darf. Die Thronfolge ist streng geregelt, wie alles, was mit dem Königshaus zu tun hat.
Während spätere Filme in diesem Umfeld dann auch die Limitationen ansprechen, die solche Positionen mit sich bringen – siehe etwa Spencer –, da stehen in Elizabeth die Machtkämpfe und Intrigen im Vordergrund. Die gibt es an allen Ecken und Enden. Ob es die besagte Mary of Guise ist und die Katholiken, die um ihren Einfluss bangen, oder auch Königshäuser im Ausland: Alle zerren sie an der Königin, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, die Messer zu wetzen. Wie das Ganze ausgeht, ist dabei natürlich kein Geheimnis, das ist bereits durch die Historie vorgegeben. Wo andere solcher Intrigantenstadl also durchaus Spannung erzeugen mit der Frage, wer am Ende siegreich sein wird und wer unterwegs stirbt, da fällt das hier mehr oder weniger weg.
Überragend gespielt
Wobei der Film durch eigene Einfälle durchaus für Akzente und Abweichungen sorgt. Manche Stellen wurden abgewandelt oder sind sogar komplett erfunden. Das ist zwar nicht ungewöhnlich, Biopics halten sich selten sklavisch an die Wahrheit und die tatsächlichen Biografien. Man findet fast immer etwas, das sich in den offiziellen Geschichtsbüchern so nicht findet. Es ist nur oft völlig unnötig. Elizabeth hätte diese Auswüchse nicht gebraucht, auch wenn es verständlich ist, wie hier Gegenfiguren aufgebaut werden sollen. Irgendjemanden braucht es ja, der als Bösewicht durchgeht, um auf diese Weise die Protagonistin zur Identifikationsfigur zu machen. Wobei man sicherlich auch bei ihr so manches Fragezeichen setzen darf.
Die Besetzung ist dafür ideal. 1998 war Cate Blanchett noch weit von ihrem Superstar-Status entfernt, den sie heute genießt. Ihre Darstellung einer jungen Frau, die sich von einer naiven Thronfolgerin zu einem eisernen Machtmenschen wandelt, war so überragend, dass sie hierfür ihre erste von bislang acht Oscar-Nominierungen erhielt. Zuletzt war sie in Tár als despotische Dirigentin im Rennen, die sich selbst wie eine Königin verhält. Allein dafür lohnt es sich noch immer, sich das Drama anzuschauen. Aber auch die Ausstattung und das restliche Ensemble, zu dem unter anderem Geoffrey Rush und Vincent Cassel zählen, sind Grund genug, hier noch einmal in die Vergangenheit zu reisen. Selbst wer sich nicht von dem aktuellen Hype infizieren lässt, bekommt einiges zu sehen.
OT: „Elizabeth“
Land: UK
Jahr: 1998
Regie: Shekhar Kapur
Drehbuch: Michael Hirst
Musik: David Hirschfelder
Kamera: Remi Adefarasin
Besetzung: Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Christopher Eccleston, Joseph Fiennes, Richard Attenborough, Fanny Ardant, Eric Cantona, Vincent Cassel
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1999 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Hauptdarstellerin | Cate Blanchett | Nominiert | ||
Beste Musik | David Hirschfelder | Nominiert | ||
Beste Kamera | Remi Adefarasin | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | John Myhre, Peter Howitt | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Alexandra Byrne | Nominiert | ||
Bestes Make-up | Jenny Shircore | Sieg | ||
BAFTA | 1999 | Bester Film | Nominiert | |
Bester britischer Film | Sieg | |||
Beste Regie | Shekhar Kapur | Nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | Michael Hirst | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin | Cate Blanchett | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Geoffrey Rush | Nominiert | ||
Beste Musik | David Hirschfelder | Sieg | ||
Beste Kamera | Remi Adefarasin | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | John Myhre | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Alexandra Byrne | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Jill Bilcock | Nominiert | ||
Bestes Make-up/Haare | Jenny Shircore | Sieg | ||
Golden Globes | 1999 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | Shekhar Kapur | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Cate Blanchett | Sieg |
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)