Die Besatzung der Lewis and Clark sollte nach ihrem letzten Einsatz eigentlich eine wohlverdiente Pause haben, doch ein neuer Auftrag erwartet die Crew um Captain S.J. Miller (Laurence Fishburne). Erst als sie in der Nähe des Planeten Neptun angekommen sind, gibt ihnen der mitgereiste Dr. Wiliam Weir (Sam Neill) die Informationen über ihre Mission. Das verschollen geglaubte Raumschiff Event Horizon ist in Neptuns Orbit wieder aufgetaucht, der erste Prototyp, der in der Lage ist, mit Überschallgeschwindigkeit das All zu durchqueren. Lediglich ein seltsamer Funkspruch war bislang das letzte Signal der Besatzung des Schiffs, den man als Hilferuf deutete.
An Bord der Event Horizon unterdessen fehlt von der Crew jede Spur, doch das Chaos, das sie hinterlassen hat, macht nicht nur Miller nervös, auch seine Crew traut der Ruhe auf dem fremden Schiff nicht. Lediglich Weir scheint erfreut zu sein, sein Schiff endlich wieder betreten zu dürfen. Doch schon nach wenigen Stunden haben die ersten Crewmitglieder seltsame Visionen, teils aus ihrer Vergangenheit, teils von dem, was vielleicht auf der Event Horizon geschehen sein könnte. Als sie hinter die Wahrheit kommen, was mit der Crew tatsächlich passiert ist und was sich wirklich hinter den Visionen verbirgt, ist es schon zu spät und sie sind Gefangene in einem Raumschiff, das von einem Ort zurückkam, den Menschen nie hätten betreten sollen.
Ein Geisterhaus im Weltall
Bevor er als Regisseur der umstrittenen Resident Evil-Reihe bekannt wurde, drehte der Engländer Paul W.S. Anderson Projekte, die sich bei ihrer Kinoauswertung als Misserfolge herausstellten, aber über die Jahre sich eine loyale Fangemeinde erschlossen. Neben dem sehr unterschätzen Star Force Soldier gehört sicherlich Event Horizon – Am Rande des Universums zu diesen Titeln, der aufgrund seiner Mischung aus Horror und Science-fiction gar in einem Satz mit Filmen wie Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt genannt wird. Dabei hätte es auch sein können, dass Anderson nach Mortal Kombat eine weitere Videospielverfilmung gemacht hätte, doch er war viel mehr an einem Drehbuch interessiert, dass man ihm mit den Worten anbot, es handle sich um eine Geisterhausgeschichte im Weltraum.
In der Tat hat Event Horizon sehr viel mehr mit einem Film wie Bis das Blut gefriert gemein als mit anderen Science-fiction-Filmen. Neben der Atmosphäre ist es die Optik, die diesen Film unverwechselbar macht, insbesondere das Set-Design der Event Horizon an sich, dass zwar durchaus gewisse Parallelen zu Ridley Scotts Film aufweist, aber dennoch einen eigenen Weg geht. Details wie der Überschallantrieb, der Gang, der den Maschinenraum mit den Quartieren verbindet, oder die Kommandobrücke sind wichtige Teile eines Gesamtbildes eines Raumes, der nicht von dieser Welt stammt und der von der ersten Minute an wie eine Art Gegenspieler wirkt, was von den Charakteren auch so kommentiert wird. Hinzu kommen noch die Visionen an sich, die schockieren und einen bleibenden Eindruck beim Zuschauer hinterlassen, sowie das Sound-Design, was die Idee der Event Horizon als eine Art lebender Organismus noch betont.
Solaris und Hellraiser
Die Geschichte unterdessen liest sich wie eine Mischung aus Hellraiser und Solaris. Philip Eisners Drehbuch ist das Kontrastprogramm zu anderen Science-fiction-Filmen, die die Erschließung neuer Welten optimistisch betrachten und handelt eher davon, welche Dunkelheit man mit sich bringt. Darüber hinaus wird auch immer wieder die fatale Beziehung zwischen Mensch und Maschine betrachtet, die dem von Sam Neill gespielten Dr. Weir bereits von der ersten Minute an die Aura eines Mannes gibt, der seine Kreation nicht mehr kontrollieren kann und ihr selbst verfallen zu sein scheint. Während im Laufe des Films der Fokus immer mehr zu Laurence Fishburnes Captain Miller hingeht, ist und bleibt weit der eigentlich interessanter Charakter in Event Horizon, bei dem man sich klugerweise für Hinweise auf seine Vorgeschichte verlässt anstatt alles auszubuchstabieren.
In den letzten Minuten wird Event Horizon etwas albern und zu einem Comic, doch andererseits ist es (wie eben Star Force Soldier) ein Film, der nachwirkt und vor allem auf visueller Ebene noch lange beim Zuschauer bleiben wird. Es ist bedauerlich, dass sich das Produktionsstudio dazu entschlossen hat, den Film zu verändern, denn einen Director’s Cut hätte Event Horizon mehr als verdient.
OT: „Even Horizon“
Land: USA, UK
Jahr: 1997
Regie: Paul W. S. Anderson
Drehbuch: Philip Eisner
Musik: Michael Kamen
Kamera: Adrian Biddle
Besetzung: Sam Neill, Laurence Fishburne, Kathleen Quinlan, Joely Richardson
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